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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1869 / 50)

ersten HälRe des 18. Jahrhunderts, als alt verkauft wurde, die eine ge- 
naue Copie des bekannten Reliefs von Thorwaldsen, „Das Alter" trug. 
Dass antike Bronzen in Rom fabricirt werden, ist allbekannt. Mittel- 
alterliche Bronzearbeiten, wie Aquamanile u. dgl., kommen in guter Aus- 
führung als Nachgüsse von wirklich existirenden Originalen von München. 
Die Emailen, die lange Zeit der Schwierigkeit ihrer Herstellung 
wegen ein ziemlich mein gebliebenes Gebiet waren, sind in den letzteren 
Jahren ebenfalls oft mit Glück copirt worden. An die Cloisonnees dürfte 
sich indessen wohl noch Niemand berangewagt haben, an die byzantini- 
schen nicht wegen der Schwierigkeit und Kostspieligkeit der Herstellung, 
und ebenso wenig an die chinesischen, da die Originale nicht theuer ge- 
nug sind, als dass deren Imitation lohnen könnte; von rheinischen Emailen 
sind uns hie und da aus Paris stammende Fälschungen vorgekommen. 
Auch ist in Paris schon viel und höchst Gelungenes von Limousiner ge- 
malten Emailen der Renaissance zu Tage gebracht worden. Durch einige 
eclatante Fälle sind aber die Pariser Sammler-vorsichtig gemacht, und da 
gerade dort die genauere Kenntniss dieses Kunstzweiges verbreiteter ist 
als anderwärts, ist Paris ein ziemlich schwieriges Terrain für diese Art 
Fälschung; dafür blüht der Export nach England und Deutschland um so 
mehr, je gesuchter die Originale in der französischen Hauptstadt werden 
Indessen ist daselbst jetzt die Emailmalerei in der Limousiner Weise ein 
aufblühender Industriezweig, der von Künstlern wie Popelin, Lepee und 
anderen betrieben wird. Die meisten dieser Emailleure arbeiten ziemlich 
in der Kunstweise des 16. Jahrhunderts, und wenn irgend einmal ein sol- 
ches Werk für wirklich alt gehalten wird, so ist eine eigentliche Fälschung 
von vorne herein, wenigstens von Seite des Verfertigers, oft ganz und 
gar nicht beabsichtigt. Etwas anderes ist der Fall, wenn, wie es vorkömmt, 
die Emailen mit den Monogrammen alter Meister bezeichnet werden. 
Jean Limousin und Pierre Raimond scheinen am häuiigsten hierfür aus- 
ersehen zu sein. 
Die keramischen Künste, die beinahe in allen Zweigen dieser weit- 
verbreitcten Familie heutzutage ihre Wiederauiiebung feiern, liefern zu 
unserer in Rede stehenden lndustrie wohl ihr grösstes Coniingent. Der 
Gegenwart blieb es vorbehalten, alle jene einzelnen Techniken, die eben 
so viele Entwickelungsstufen der Thonbildnerei darstellen, gleichzeitig mit 
hoher Vollkommenheit zu üben; kein Wunder, dass diese Kunst, die ihre 
heutige Entfaltung zum grossen Theile dem Studium und der Vorliebe 
für die alten Werke verdankt, gar häufig dazu angewendet wird, das 
Alte einfach zu copiren, statt neue Wege zu betreten. Die Betrachtung 
der heutigen Leistungen der Poterie ist überhaupt recht fruchtbar, wenn 
es sich für uns darum handelt, einen richtigen Standpunkt zur Beurthei- 
lung der modernen Kunstindustrie in ihrer Gesammtheit zu gewinnen. Da.- 
von ist sie ein recht charakteristisches Abbild im engen Rahmen. Physik
	        
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