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Spanien liir schwere Möbelstode und insbesondere für Vorhänge verwendet, und ist mit
diesen bei uns schon vielfach in Mode gekommen. Wir bezeichnen diese Stoffe gewöhn-
lich als türkische, ihr Ursprung dürfte fir uns aber aus Spanien herzuleiten sein. Dic
Ornamentstion ist entschieden in Farbe und Zeichnung orientalischer Art und ist wohl
einer der wenigen Ueberreste arabischer Kuustindustrie, welche sich in Spanien erhalten
haben. Auch gewirkte Decken mit gestreißen Mustern, von denen manche in der Zusam-
menstellung der Farben sehr gelungen und harmonisch erschienen, diirßen noch auf den-
selben Ursprung hinweisen.
Am bedeutendsten von unserem Gesichtspunkte aus und ebenfalls an alte Traditionen
sich anlehnend, erscheinen von der Kunstindustrie Spaniens die Metallsrbeiten. Hiermit
meinen wir nicht eine an hervorragender Stelle aufgestellte kolossale Arbeit von Silber in
Form eines gothischen Thurmes, der uns weiter kein Interesse nbgewinnt, als das einer
iibelaugebrachten Uebertragung architektonischer Formen auf ein fremdes Gebiet und
fremdes Material, sondern jene mit Gold und Silber tnuscbirten Eisenarbeiten, welche vor-
zugsweise zur Verzierung der Watfeu dienen. In der Walfenfabrication ist Spanien von
Alters her berühmt und nicht hlos durch seine Tuledo-Klingen, sondern ganz besonders
auch durch die reizende Verzierung, welche es denselben ruitzngeben wusste. Hier sehen
wir bei WaEen und Ziergeßssen die alte hochberührnte Kunst des Tsuschirens oder des
eigentlichen Damascirens, d. h. die Kunst, ein Metall in ein anderes einzuschlagen, die
im civilisirten Europa so gut wie ausgestorben ist, noch in voller und ausgezeichneter
Uebung. Diese Kunst, heute im Kaukasus, in Persien und Indien noch viel geptlegt, ist
von Hause aus eine specifische Kunst des Orients und kam im Anfang des 16. Jahrhun-
derts durch Vermittlung der Türkeukriege und mit Hilfe der Waifensammlungen, die da-
mals bei grosseu Herren Mode wurden, nach Europa, wurde hier von den Wnifenschmieden
von Mailand, Innsbruck, Augsburg und Nürnberg aufgenommen und mit grosser Vollen-
dung geübt. Ihre reizenden Ornamente, welche in zierlichen schönen Linien und wunder-
voll über den Raum vertheilt die Flächen bedeckten, wurden die Liebhaberei jener Kupfer-
stecher, welche für die Goldschmiede componirten, und gingen selbst au! die Buchdeckel
über, in die sie mit Gold eingepresst wurden. In Spanien, wo die alten Walfenscbmiede
des 16. Jahrhunderts wohl durchweg Mauresken waren, haben sich Technik und Zeich-
nungen ti-aditionell erhalten; die Arbeiten von Zuloaga in Madrid, Schilde, Gefiisse,
Schreibzeug u. s. w., zeigen sich jener Arbeiten dieser Art, die zu bewundern das öster-
reichische Museum vielfach Gelegenheit geboten hat, nicht unwürdig.
Mit solcher Thiitigkeit ist Spanien sicherlich uf dem rechten Wege. Möchte es
seine alten Traditionen pdegen, die untergegangenen ünste und Kunstweisen der Araber,
unter denen wir uns vergebens nach den farbigen glasirten Fliesen der Alhambra oder
den metallschimmernden Tbongetiiseen maureskischer Töpfer umgesehen haben, wieder ins
Leben rufen und es wird sich selber zuln Vortheile arbeiten. Es kommt damit nur dem
Zeitgesohmsnk entgegen, der sich an nationalen Kuusttrnditionen und zumal auch an
orientalischer Ornameutation zu erfrischen trachtet. (Wiener Ztg.)
Ueber den Bestand und die Wirksamkeit der königl. Kunstgewerbeschule
in Nürnberg.
Die Anstalt wurde, wie wir aus dem für die Pariser Weltausstellung gedruckten
Prospecte entnehmen, von dem Maler J. v. Sendrart 1662 als „Nürnberger Akademie"
gegründet.
Sie war die zuerst errichtete Kunstschule Deutschlands. Im Verlaufe der späteren
Jahre hatte sie bedeutende Männer, J. D. Preissler und zuletzt A. Reindel, zum
Vorstande.
1852 wurde Kreling in München von Sr. Majestät dem Könige Maximilian lI.
die Leitung dieser Anstalt übertragen.
Aus der damals nur noch von wenigen Schülern besuchten bisherigen Zeichnen-
echule wurde nach Einführung eines vollständig neuen Lehrplnnes die Reorganisation der
Anstalt angebahnt.
Um eine einheitliche Lehrmethode zu erzielen, bildete Kreling seine talent-
vollsten Schüler su Lehrern seiner Anstalt heran, welche neben einigen älteren Lehrern
Professoren der Anstalt wurden.
Als leitendes Princip bei der Ausbildung der Schüler gilt lediglich deren Befähigung.
Jeder Schüler, der begabt ist, sich einer höheren künstlerischen Thätigkeit zu wid-
men, hat Gelegenheit, sich in der Anstalt in allen Kunstiiiclzern vollständig susznbilden.