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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 70)

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Verhältnisse, die sich bezüglich der Löslichkeit u. s. w. noch ergeben, 
hier einzugehen, wollen wir für unsern Zweck nur so viel merken, dass 
einmal nach dem starken Erhitzen krystallisirter Kieselsäure eine Ver- 
grösserung des Volumens und eine Verminderung des spec. Gewichts 
eintreten muss, so wie zum zweiten, dass dem eigentlichen Schmelzen 
bis zum Verilüssigen der Zustand der Erweiehung, des Sinterns und Zu- 
sammenbackens der kleinsten bis dahin vielleicht pulverförmigen Par- 
tikeln vorausgeht. 
Der zweite Bestaudtheil unseres Thons, die Thonerde, oder die 
Sauerstoifverbindung des Elements Aluminium, theilt mit der Kieselsäure 
die Fähigkeit, krystallisiren zu können und auch amorph aufzutreten. Aus 
einem ihrer löslichen Salze, z. B. dem gewöhnlichen Alaun durch Ver- 
setzen seiner Lösung mit Ammoniaklliissigkeit ausgeschieden, erscheint 
sie immer als eine kleisterartige, gallertartige Masse. die sich zu einem 
weissen Pulver austrocknen lässt. Durch starkes Glühen wird dieses 
dicht und hart, unlöslich auch in starken Säuren, während die frisch 
gefällte, gallertartige Thonerde sich in Säuren leicht wieder lösen liess. 
Sie kennen die krystallisirte Thonerde in mancherlei Gestalt: 
der Rubin, Sapphir, der Korund endlich bestehen daraus, und die Ver- 
schiedenheit des Aussehens rührt nur von kleinen Mengen verschieden 
färbender Metalloxyde her. 
Die künstlich dargestellte Thonerde lässt sich schmelzen und zeigt 
dann das spec. Gewicht 4,15. 
Rubin und Sapphir haben das spec. Gewicht 3,5, der Korund 3,9 
bis 4,0, und man sieht also, dass die Thonerde durch Schmelzen nicht 
an spec. Gewicht verliert wie der Quarz, sondern wohl noch etwas 
zunimmt. Ihre Art des Schmelzeus ist überdies etwas verschieden von 
der der Kieselsäure. Die Kieselsäure bildet Tropfen oder Kugeln, ist 
überhaupt zähdüssig, die Thonerde dagegen wird dünnflüssig und breitet 
sich aus. 
Bei den Nebenbestandtheilen oder Gemengtheilen des Thons, dem 
Kalk, der Bittererde, den Oxyden des Eisens und Mangans hat man keine 
Differenzen des spcc. Gewichts vor und nach dem Brennen wahrgenom- 
men, wohl aber büssen Eisen- und Manganoxyd wesentlich an Löslich- 
keit in Säuren ein. 
Wenn nun die Kieselsäure mit der Thonerde in chemischer Ver- 
bindung zu Thon sich befindet, so treten beim Erhitzen Erscheinungen 
ein, die die Folge der Eigenschaften und des Verhaltens dieser beiden 
Bcstandtheile sind. Der Thon ist ein sogenanntes Bisilicat der Thon- 
erde. Wird er nur schwach erhitzt, bis zur dunkeln Rothglut etwa, so 
dehnt er sich aus, in Folge der Ausdehnharkeit der Kieselsäure. die er 
enthält; erhitzt man ihn aber sehr stark, so wird er sehr dicht, harg 
was von dem Verhalten der Thonerde in hoher Temperatur herrührt.
	        
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