241
hafte Vogel Fun-hcaü, der Vogel der Unsterblichkeit, der chinesische
Phönix, das Symbol des Glückes und des langen Lebens, der sich nur
zeigt, wenn unter der Regierung eines weisen Kaisers die „grosse Har-
monie" des Reiches eintritt. Sein Gefieder erglänzt in iiinf (d. h. nach
chinesischer Optik in allen) Farben, sein Gesang ertönt in iTJnf (ebenfalls
allen) Grundtönen. Er wird pfauenähnlich dargestellt und hat offenbar
Verwandtschaft mit dem Pfau der Inder, und. wie der Begleiter der Juno
ist auch er Führer der Göttin Waü-mu, der "königlichen Mutter des
Himmels". Er ist_das Wappenthier der Kaiserin. Sein Bild ist als Schmuck
auf Gegenständen aller Gattungen nicht weniger häufig als das des Dra-
chen, und auf Vasen angebracht soll er namentlich jene bezeichnen, die
bei freudigen Anlässen gebraucht werden.
Obwohl weit seltener ein Gegenstand bildlicher Darstellung auf
Vasen u. dgl. als der Drache und Fufi-hoaii, kann doch ein Wesen nicht
unerwähnt bleiben, das unter den Vierfüsslern dieselbe Rolle spielt Wie
der Fun-hoaü unter den Vögeln. Es ist der „Hirsch Ki-lin", wie ilm
das Li-ki nennt, ein Thier, das sich ebenfalls nur zeigt, wenn das Reich
in einem glücklichen Zustande sich befindet, oder wenn segensreiche
Ereignisse bevorstehen. So erschien es (wie im Schu-king berichtet wird)
zu den Zeiten des Confucius in den Gärten des kaiserlichen Palastes.
Es wird geschildert als von sanfter Gemüthsart, mit dem Körper eines
Damhirsches, Hufen eines Pferdes, Schuppen, die in den üinf Farben
glänzen, und mit Hörnern auf dem Kopfe, die jedoch, um Niemand zu
verletzen, weich und biegsam sind. In Bronze ist das Ki-lin häufig gebil-
det und trägt dann meist irgend einen der Heroen oder Philosophen auf
seinem Rücken, so den Kaiser Hoay-ti, den Confucius etc. Die drei
Thiere, Drache, F nii-hoan und Ki-lin, denen sich nach Umständen noch
die Schildkröte und ein ,heiliges Pferd" zugesellt, sind, wie zum Theile
schon erwähnt wurde, neben ihren andern Bedeutungen auch Symbole
des Reiches und der Regierungsweisheit; wieso sie zu alledem gekommen,
ist heute, bei der phantastisch-bizarren Gestalt, mit der sie im Laufe der
Zeit die Einhildungskraft des Orients ausgestattet hat, nicht mehr ßllfzu-
klären. Im Li-ki (Cap. X) lesen wir: „Wenn unter der Regierung eines
weisen Regenten die grosse Harmonie der Dinge zur Herrschaft gelangt,
so hat der Himmel keinen Vorzug, der Mensch keine Liebe zu seinen
Leidenschaften mehr. . .. Der Himmel öffnet sich, um Fruchtbarkeit zu
ergiessen, die Quellen geben köstlichen Wein. Aus dem grossen Flusse
steigt das Pferd mit den geheimnissvollen Zeichen i), der Vogel Fun-
hoaii und der Hirsch Ki-lin bewohnen das Land und die Forste, und die
Schildkröte und der Drache halten sich auf im Weiher des kaiserlichen
3) Nach einigen Versionen erscheint auch das Pferd als Träger der aehl Km, die
wir früher als dem Rücken der Schildkröte entnommen kennen galant bnben.