Ente Symbol der ehelichen Treue. Mit der Grille wurde lange Zeit hin-
durch in China viel Wesens getrieben. Man ergötzte sich an" ihrem
„Gesang", Poeten schrieben zu ihrem Lobe dicke Bücher voll begeistert-
ster Gedichte, die Damen hängten silberne, goldene, papierene und wirk-
liche Grillen auf ihre Kleider und in ihre Haare, bei Hofe musste ein
eigener Beamter stets dafür sorgen, dass es nie an der gehörigen Anzahl
dieser sonderbaren Sänger, die in allen Qualitäten, Couleuren und Gat-
tungen zur Ergötzung zarter Ohren vorhanden sein mussten, fehlte, und
wer nicht ganz und gar ein Barbar und aller Mode fernstehend erschei-
nen wollte, hielt wenigstens ein paar Grillen in einem kleinen Holzkälig,
den er bei Besuchen mit herumtrug. Von der Grille wird die Mässigkeit
geriibmt, „weil sie mit der geringsten Nahrung vorlieb nimmt",.und die
Bescheidenheit, weil sie „nur verborgen und ungesehen unter Blättern
sitzend ihr Lied ertönen lässt", und verstummt und sich entfernt, sobald
man, um sie zu beobachten, ihr naht. Kein Wunder also, dass die Grille
als Ornament und Symbol vielfach verwendet ist.
Bei dem grossen Interesse, das die Chinesen seit jeher für Landbau
und Gartenkunst nehmen, bei der hohen Stufe, zu der sie die letztere
gebracht, und gefördert durch die allen Ständen gemeinsame Liebha-
berei tTJr Blumen hat sich eine Pdanzensymbolik herangebildet, die einer
förmlichen Blumensprache gleichkommen mag, die wir aber freilich nur
höchst fragmentarisch verstehen, denn unsere geringe Kenntniss davon
müssen wir aus gelegentlichen Bemerkungen und Andeutungen verschie-
dener Schriftsteller entnehmen. Unterstützt wird die Bedeutung des Pflan-
zenornamentes in der Kunst noch vielfach durch religiöse Momente, wie
durch die Anschauungen der Tao-sse (der Anhänger der vom Philosophen
Loa-tseu, einem Zeitgenossen des Confucius, gegründeten spiritualistisehen
Tau-Religion), in deren Augen jede Plianze ihr göttliches Wesen hat.
Da bei der zu seltsamen Sprüngen geneigten Phantasie, wie sie den Chi-
nesen mit allen Asiaten gemeinsam ist, die Vergleichungen und Symbo-
lisirungen oft ziemlich weit hergebolt und gewaltsam sind, ist natürlich;
dass aber von vorneherein bei Entwerfung aller Arten bildlicher Dar-
stellungen eine ganz genau priicisirte Absicht in diesem Sinne vorherrscht
(wenigstens gewiss in früherer Zeit vorgeherrscht hat), beweisen die alten,
für Künstler aller Art geltenden minntiösen Vorschriften, deren Befol-
gung eigene Behörden zu überwachen haben.
Bekannt ist die Rolle, die der Lotus (Lin-hao) im Buddhaismus
sowohl als im Brahmaismus spielt; er ist in den Augen der Buddhisten
das Bild der lebenden Kräfte der Natur, sein perennirender Stock, aus
dem jedes Jahr neue Triebe schiessen, repräsentirt das schaffende Princip,
lbrlaelzung auf der Beilage.