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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1870 / 61)

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lungen aus der Besprechung von C eechet ti's Schriftchen über Glasfabri- 
eation in Murano sich erinnern werden, bereits mehrere Verwarnungen 
der venetianischen Behörden, welche die Ausfuhr des Glasstodes zu den 
ileissigen und in der Kunst geschickten Deutschen mit Strafandrohung 
verhüten wollten. In Oesterreich, welchem die Verfasser mehrerer der 
genannten Gedichte entsprossen waren, mag es nicht weniger Kunstdeiss 
gegeben haben und auch auf diesem Gebiete einiges geleistet worden 
sein, wenn schon Berichte fehlen. Die Schilderung, welche Enenkel vun 
der feierlichen „hohzit" zu Weihnachten (um 1222) entwirft, eine der 
frühesten Erwähnung des Wiener Gewerbewesens, nennt übrigens unter 
den Handwerkern, die Leopold so reich bescheukten, Glasarbeiter nicht. 
Erst mit Ende des 13. Jahrhunderts scheint die Glasfabrication und 
auch die Kunst der Glasmalerei in die Hände der Laien übergegangen 
zu sein. Um diese Zeit finden wir in Klosterneuhurg einen Baiern, Eber- 
hard, als Wiederhersteller der Tafeln der capella speciosa, der kein 
Priester war, weil ihn die gleichzeitigen Quellen vitriarius ohne Hinzu- 
figung eines presbyter oder monacus nennen, ferner Albrecht I. ihn für 
seine Verdienste mit Weinbergen beschenkte. Mit dem Uehergang in 
profane Hände erweiterte sich aber auch die Sphäre der Kunst, welche in 
kirchlichem Dienste nur zum malerischen Schmuck der Fenster Verwen- 
dung gefunden. Jetzt erst mag man, allerdings nicht zum ersten Mal, das 
Glas für Gefasse gebraucht haben. 
Cecchetti hat uns die Geschichte von dem betrügerischen Meister 
de Alemania mitgetheilt, welcher Handwerksgenossen von Murano 1317 
beredete, sich von ihm die Kunst der Spiegelfabrication lehren zu lassen, 
und dann mit den Geldern der Gesellschaft durchging. In Wien existirten 
zur selben Zeit Fertiger von gläsernen Spiegeln, wie Ottocafs Reim- 
chronik noch vor dem genannten Jahre bezeugt. Er erwähnt glaser und 
die machent spiegel. ' 
In den Tagen, als die Vornehmen vom Goldschmiede ihr Schenk- 
tisch- und Tafelgeräthe anfertigen liessen, die ärmeren aus Zinn- und 
Blechdaschen zu trinken gewohnt waren, gehören Trinkgläser noch nicht 
so zum gewöhnlichen wie heute. In Frankfurt a. M. finden wir sie noch 
1329 als Luxusgegenstand und Handelsartikel mit Zoll belegt, sie kamen 
also aus der Fremde. In den Zunftinventaren dieser Stadt sind fortwäh- 
rend die Fabricate der Flaschenschmiede als Gefasse genannt, aus denen 
man bei den Zusammenkünften zechte, nur zum Weinkosten finden sich 
gläserne erwähnt. Aus dem Folgenden aber wird klar, dass man bereits 
anderes als hlos Scheiben vom Glase anfertigte. 
Die Fremden aus Deutschland und Frankreich, welche zu unauf- 
hörlichem Verdrusse der Obrigkeit Venedigs und trotz aller Vorsicht und 
Strenge die Erzeugnisse von Murano in die Heimat zu bringen wussten, 
kaufen, wie die Urkunden besagen, fast immer das Glas als Stoff, d. h. die
	        
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