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Bestandtheile, cmparalia de vitra. Dieses wurde erst bearbeitet und zum
Schaden der Venetianer verkauft. Auch jene zweite Classe von Verbre-
chern wider die beschränkte, ängstliche Monopolisirung der muranesischen
Industrie, die argverfolgten Flüchtlinge aus dortigen Werkstätten, brachten
Glaswaaren aus Venedig in Umlauf, daher begegnen uns solche in Wien
1345 in einer Urkunde als eine nicht zum ersten Mal besprochene Sache.
Es wird darin auf Anfrage über den rechten Verkaufsplatz Bescheid gege-
ben und gesagt, dass man: „Alles das glaswerich das her zu wienn kumpt
Es sey venedisch glas oder von wann man es Idaselhs her bringt das nicht
waldglas ist Anderswo nindert vail haben noch verkauifen sol denn an
der Rechtten Stat das ist an dem hohen markt. . . . . Aber walt glas mag
yeder vail haben vnd verkaulfen wo er will." Und ebenso wird 1360 der
Standplatz fiir alles ,.,glas das man von Venedig herpringt oder von wannen
man es herpringt," angewiesen. Wir vernehmen somit von drei Gattungen,
venetianischem, sonstigem fremden (vielleicht niederländischem), endlich
Waldglas, augenscheinlich das geringste, worunter wohl die ersten ein-
heimischen Versuchc zu denken sein werden, schwerlich aber in so frühen
Tagen schon Böhmisches, wie Einige dafiirhalten.
Noch immer ruht diese Industrie aber in den Händen der Ausländer
und wenn auch Keime einer einheimischen einzeln nachzuweisen sind, so
haben sie sich nicht erhalten und vermochten, gleich so vielen Erschei-
nungen im Kunstleben in Oesterreich, bei der Ungunst der äussern Ge-
schicke es zu keiner Entwickelung zu bringen. Rudolph IV., gelegentlich
der Aufhebung der Innungen 1361, die Stadtvertheidigungs- Aufgebnte
von 1405, 1457, 1461 gedenken einer besonderen Glaserzunft noch nicht,
der nächste Name, der uns hier begegnet, ist jener des Venetianers Onof-
ferus v. Blondio von Murian, also einer der Flüchtlinge, welcher den
Naehstellungen entgangen zu sein scheint und das mysterium vitreomm
seu [iolariorum de Murano in den Norden verpflanzte. Er war ansässig
und versetzte 1428 sein Haus in der Kärnthnerstrasse an Herzog Albrecht.
Ob die Stelle des Aeneas Sylvius (um 1453) fenestrae undique vitreae
perlucent einfach durchsichtige Glasscheiben oder das feurige Durchleuch-
ten der Sonne in gemalten Tafeln bedeute, lässt sich nicht sicher ent-
scheiden; das letztere wäre in einer Periode, deren Prachtliebe eben jene
Beschreibung Wiens schildert, wohl zu glauben, da weisse Scheiben
damals, wenigstens in reichen Patrizierwohnungen, wie hier gemeint sind,
gerade nichts mehr seltenes waren.
Im folgenden Jahre erliess der Rath ein Aufgebot wider Wenko
von Rukhenau und seine riiuberisehen Söldner. Unter den Handwer-
kern ünden sich nun auch, neben den Malern und Goldschlägern,
Glaser aufgezählt, desgleichen in der Ordnung des Frohnleichnamzuges
von 1463. Hier erscheinen zugleich aber auch noch die Sliemer, das sind,
welche geöltes Papier zum Fensterverschluss für ärmere Leute bereiteten.