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Beide Arten, Glas und Oelpapier, bestehen noch lange neben einander
fort, die Vermöglichen aber finden immer mehr Freude an dem theuern,
ihrer Luxnsliebe entsprechenden Glas. Bonfini, der in dem letzten
Viertel des 15. Jahrhunderts Wien gesehen, unterlässt daher nicht, zu
bemerken: „Alle Fenster haben Glastafeln" und „Verschwenderisch zeigt
sich die Pracht in Fenstern und Spiegeln, ja sie übertriift jene der Alten."
1432 erscheint eine Familie mit dem Namen S piegler. '
Um diese Zeit finden wir den bedeutendsten Namen auf dem hier
zu durchforschenden, kleinen Gebiete. 1486 den 28. November händigt
Stefan Oen, Bürgermeister, und der Stadtrath dem Nicolaus Walch eine
Urkunde ein, die ihn mit Ersarn Weise anspricht. Er hat sich angetragen,
"Glashütten zuzerichten vnd ze machen, vnd bey der Stat allerley Glass-
werch als zu Venedi gearbaitt wirdet auch von seim gut vnd auf sein
darlegen zu machen vnd das in gleichen kauff nach pillichkait zu geben,
Daraus der Stat hie Er vnd nucz kornen vnd entspringen sulle." Dieser
Antrag wird mit frewntschaift angenommen, der Meister auf zehn Jahre
der Stadtsteucr enthoben „vnd annder mitleidung." Man sieht, dass die
erleuchteten Väter der Stadt mit vieler Freude einer für die Zukunft viel-
verheissenden Quelle der Industrie den Weg bshnten, welche gewiss zum
ersten Male für Wien sich darbot. Der Meister baute nun im untern
Werd, der nach einigen hievon den Namen Venedigerau erhalten haben
soll, seine Glashütte nach Venedigerart.
Ich zweifle nicht, dass dieser Unternehmer ein Italiener war, ob-
wohl die Quellen davon keine Meldung machen. Walch bedeutet der
Wälsche, wie so viele genannt wurden, die aus Italien stammten, oder
wenigstens dort geweilt hatten; so heisst der Meister, auf den, nach mei-
ner Ansicht, Dürer in seinem zweiten Brief aus Venedig deutet, Jacob
Walch und aber auch Jabob der Walch; Dürer fügt hinzu, dass die
Bürger seines Wertes spotteten, er wäre hier (in Venedig) geblieben,
wenn er „gut" wäre. Der Buchdrucker Georg, welcher um 1479 in der-
selben Stadt arbeitete, heisst ebenfalls Walch; ein Maler N. Walch
lebte 1442 in Nürnberg, doch kann ich von ihm nicht gleichfalls nach-
weisen, dass er in Italien sich aufgehalten. So wäre denn auch Niclas
wahrscheinlich ein den Behörden Muranos Entkomrnener.
Ob die Holfnungen des Meisters und seiner Gönner im Stadtrath
mit Glück gekrönt wurden, ist uns verborgen; Gefasse oder andere Arbei-
ten von Wiener venetianischem Glas sind unerwiesen, doch scheint die
Unternehmung nicht sogleich verunglückt zu sein, da. die Gebäude als
„GlashuW noch 1563 auf einem der Holzschnitte gezeichnet sind, welche
gelegentlich der Heimkehr Maximilians II. von Frankfurt gefertigt wurden.
Von 1488 haben wir Kunde über einen Fall, welcher darthut, dass
damals der Unterschied zwischen Glasmaler- und Glesfabrikanten-Zunft
(wohl schon seit längerem) bestand. Der Glasmaler Hans Rat, meldet