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Es ist hier vielleicht überhaupt am Platze, das Nößlligste von diesem Appa-
rat, der Camera, einzuschalten.
Die änsseren Verhältnisse sowie der Bau der Cnmera sind wohl Jedem he-
knnnt, der sich einmal photographiren liess. Ihr allerwesentlichster und auch
kostbarster Theil ist die Linse oder das Objectiv, bestimmt, die Lichtstrahlen, die
der zu photagraphircnde Gegenstand, das Object, von sich ausgehen liisst, zu
sammeln, durch sich hindurch zu leiten und auf der Rückwand des innern ge-
schwärzten Kastens ein verkleinertes Bild desselben zu entwerfen.
Wir erinnern uns hierbei, dass es besonders zweierlei Linsen gibt, solche
von eigentlich der Linse nachgebildeter Gestalt, also dicker in der Mitte als an
den Rändern, Jlonvexlinsen", und solche, die schalenartig auf beiden Seiten aus-
gehöhlt sind, „Concavlinsenu, dünner in der Mitte als an den Rändern.
Neben diesen Hauptarten von Linsen, wo beide Oberflächen dieselbe Form
besitzen, haben wir dann noch solche, wo jede der Oberflächen eine andere Form
besitzt: concavconvexe, planconvexe etc.
Fallen gradlinige Strahlen auf die eine Oberdäche einer hiconvexen oder
gewöhnlichen Linse, so erfahren sie beim Durchgangs durch die Substanz des
Glases eine Ablenkung von ihrem Wege, und zwar so, dass der cylindrische
Lichtbüudel, der auf der einen Fläche der Linse anfiiel, zu einem Kegel concen-
trirt wird, in dessen Spitze also alle Strahlen zusammenlaufen, um hinter dieser
Spitze wieder entsprechend zu divergiren.
Die Spitze dieses Kegels ist der Brennpunkt der Linse oder ihr Focns.
Linsen von gleichen Dimensionen, aber verschiedenem Material, z. B. aus
Glas, Quarz, Schwefelkohlenstoff, geben nicht die gleiche Strahlenkegelhöhe oder
Focaldistanz, und daraus ist zu schliessen, dass die verschiedenen Materialien, d. h.
ihre innere Structur, dem Licht verschieden lange Wege verzeichnen, es verschieden
brechen und ablenken.
Die eigenthiimliche Leistung einer Linse also besteht darin, dass sie in
ihrem Brennpunkt ein Abbild des Gegenstandes erzeugt, dessen Strahlen auf ihre
Oberfläche fallen. Dieses Abbild ist aber immer umgekehrt; es ist ferner um so
grösser, je näher der Gegenstand dem Brennpunkt ist, und um so kleiner, je
entfernter Object und Brennpunkt sind.
Streng genommen müssten sich Strahlen, die parallel laufen und auf die
gekrümmte oder sphärische Flache einer Linse fallen, nach ihrem Durchgangs
und ihrer Ablenkung in einem einzigen, in einem mathematischen Punkt treEen.
Allein die Erfahrung zeigt, dass dies besonders bei grösseren Linsen nicht der
Fall ist, und die Strahlen, besonders die nahe den Rändern zu anfallen, etwas
mehr abgelenkt werden, als die gegen den Mittelpunkt der Linse zu, woher es
dann kommt, dass die Bilder im Brennpunkt nicht absolut scharf sind.
Das Verhiiltniss heisst das der sphärischen Abweichung, ein Uebelstand,
der übrigens sich beseitigen lässt, wenn man durch eine Blende das Licht von
der Linse abhält.
Ein anderer Missstand, dem man abhelfen muss, ist, dass bei gewöhnlichen
Linsen die Brennpunkte der chemischen Strahlen, der leuchtenden und der Wärme-
strahlen nicht dieselben sind, also nicht zusammenfallen. Die Wärmestrahlen haben
den von der Linse entferntesten, die chemischen den ihr nächsten Brennpunkt;
zwischen beiden liegt der Brennpunkt der leuchtenden Strahlen oder der opti-
sche Focus. Diese Differenz zwischen chemischem und optischem Focus hat zur
Folge, dass die Bilder mit farbigen Rändern erscheinen oder chromatisch sind.
Die Linse wirkt in solchem Falle ähnlich wie ein Prisma, und in der That
ist sie eigentlich nichts anderes, als eine Vereinigung von Prismen mit convexcn
Oberflächen, die an der Basis zusammenstossen. . Das Licht aber wird, wenn es