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unseren Friedhöfen und in den Grabweinlngern unserer Großstädte vielfach llomiuire. Als
Munter wurden deshalb nuaser jenen Reliefs einfachere attiache Grabsteine, aufrecht-
geabellte marmorne Iuschrifttafeln mit eine: Bekrönung, äer Beachtung empfohlen, deren
einige Herr Architekt Hßuser in grauen Blättern zum Zwecke du Vortrages anzufer-
tigeu am Güte gehabt um.
Bücher-Revue.
Jausen, A, Leben und Werke des Malers Giovanni Antonio Bazzi von
Vercelli, gen. il Soddoma. Stuttgart, 1870. (B. K. 2893.)
Bazzi, ein poesiereicher und in der Forrngebung eleganter Meister, hat es wohl
verdient, der Verkleinerung gegenüber, mit der Vasari von ihm spricht, durch die moderne
Kunstwissensehaft erhoben und gewürdigt an werden. Die Arbeit des Verfassers hat
freilich weder wissenschaftliche Form, noch wissenschaftlichen Inhalt, aber eine sshi ge-
fällige Diction und gewandten Styl. Im übrigen vermissen wir die allererforderlichsten
Formen. mit denen heutzutage eine Künstler-Monographie, um brauchbar zu sein, in die
Oeßentlichkeit tritt; alle Daten und einzelne Werke des Malers muss der Citirende
sich jedesmal durch mühsames Durchblättern des ganzen Buches aufstöbern: kein Vor-
wort, Inhalt, Regisrer, keine Citate erleichtern das Suchen. Der Verfasser hllt noch van
Eyck für den Erfinder der Oelmalerei und gibt 1437 als Entstehungsseit des Cennini'schen
„'l'rattato' an, was gerade vor 50 Jahren in der Florentiner Antologis zum erstenmsle
als unrichtig dargelegt wurde. Ansserdem iinden wir es wenig anständig, wenn die Mei-
nung, dass Soddoma sich an Rafael gebildet habe, - also eine Ansicht, die u. s. Lübka
vertritt. - eine „alberne Rederei" genannt wird. Wir hören viel Oftgehörtes über die Zeit
des Meisters, viel über seinen Charakter, am wenigsten über seine Werke und ihre Be-
deutung. Es ist ein geschmackvoll geschriebenes, aber zweihundert Seiten langes Feuilleton.
ll. Blackburn, Art iu ths Mountains. The story of the Passion Play. London
Sampson Low, 1870. (B. K. M84.)
Dieses mit zahlreichen Illustrationen versehene Buch des welterfahrsnen Herrn
Blackbnrn gibt eine rnit liebenswürdiger Behaglichkeit geschriebene Geschichte und Be-
schreibung der Ammergsuer Passionsspiele. Auch Herr Blackburn zählt zu denjenigen,
welche diese dramatische Volkskunst hoch stellen. Die Illustrationen geben zum Theil
Costümhilder, zum Theil Porträtbilder von Personen, welche die Hauptrollen in dem Pas-
sionsspiel übernehmen.
Zanetll, Ls ehiesa della Madonna dell' Orto in Venesis. Venasia, 1870.
(n. K. 2942.)
Cav. Zunnetti hat aus Anlass der eben vollendeten Restauration der reizenden
Kirche der Madonna dell'Orto eine eingehende Beschreibung der Kirche verößentlicht, die
als ein werthvoller Beitrag zur Geschichte der Architektur in Venedig betrachtet werden
muss. Ihre heutige Form stammt aus dem Jahre 1473; ihre erste Gründung geht in das
Jahr 1355 zurück. Die schönen Bronzelustsr in St. Marco stammen aus dieser Kirche.
Die Kirche enthält werthvolle Bilderwerke und Gemtilde. Auf die Entwürfe zur Restauntion
dieses Bsudenkmales nahm 1855 Prof. Fr. Schmidt, damals Professor der Architektur
an der Akademie in Venedig, einen wesentlichen Elniluss.
Wsssmannsdorf, K" Die Ringkunst des deutschen Mittelalters. Mit 119
Ringerpaareu von Albrecht Dürer. Aus den deutschen Fechthandschriiten zum ersten
Male herausgegeben. Leipzig 1870. (B. K. 2864.)
In mehr als Einer Hinsicht erscheint diese Pnblicstion unser Interesse erweckend.
Wie die hier gemachten Mittheilnngen das Alter und die historische Entwicklung der deut-
schen Ring- und Turnkunst beleuchten. so dienen sie der Kunst und Kunstgeschichte eben-
falls in dankenswerther Weise. Jene Werke Diirer's (f) über Turnen und andere Leibes-
übungen, die Camerarius als Gymnastices reliquise bezeichnet, werden in Wort und Bild
verößentlicht, ausserdern eine Anzahl anderer Handschriften desselben Gegenstandes aus
dem 15. und 16. Jahrhundert. Wie dem auch sei, immerhin wird der moderne Zeichner
und Bildhauer mit Nutzen sich mit diesen Darstellungen bekannt machen.