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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 64)

Ueber alt-peruanische Metalltechnik. 
Die peruanischen Indianer, in Hinsicht des Religionsverhältnisses 
sehr oberßächlich als „Indios cristianos" und „Indios bravos" unter- 
schieden, bewahrten so, als bekehrte und heidnische, civilisirte und völlig 
wilde Stämme, in jedem dieser gegenwärtigen Zustände noch das scharfe 
altertbüxnliche Gepräge, die Reste des einstigen Gesammtwesens im Volke. 
Die civilisirten freilich haben, indem sie die Hauptmasse in den Städten 
ausmachen und allein Dörfer bewohnen, ein gut Theil Ursprünglichkeit 
durch europäisch-christlichen Einiiuss verlieren müssen, aber ihre Lebens- 
weise, Religion und Weltanschauung stellt sich noch immer als kaum 
leichthin vom Christenglauben bedecktes Heidenthnm dar; ihre grossen 
und theuren Erinnerungen feiern das untergegangene Inkasreich, dem 
sie auch noch jährliche Feste weihen. Von den rohen, anderen Stämmen 
fehlt andererseits genügende Kunde, denn, abhold der Gesittung, leben 
die meisten in Feindseligkeit mit der Regierung; doch beweist die That- 
sache, dass unter ihnen gutmüthige und zum Handel geneigte - wie die 
Jecuchanos neben den cannibalischen Casibos, den Mensehenfressern 
Chanchos - gefunden werden , für die Behauptung, dass das alte Peru 
auch in ihnen theilweise erhalten sei und zwar namentlich auch des 
Landes besondere Eigenheit: die Fülle und Mannigfaltigkeit seiner 
nationalen Elemente. In Mittel-Peru ist der Stamm der Sensio, ein 
scböngebautes und Ackerbau treibendes Geschlecht, Nachbar von Bar- 
baren, die nicht einmal ihre Todten begraben, sondern dieselben Wald- 
thieren preisgeben. 
Diese Verschiedenheit findet ihre Erklärung in den Geschicken. der. 
Gesammtbevölkerung dieser Gebiete vor Francisco Pizaxrds Ankunft 
1529. Unsere Kenntniss reicht in ferne, gleichwohl nnhestixnmbare Zeiten 
zurück, aus denen bedeutende Culturdenkmale als Beweise einer hohen 
Blüthe, keines schüchternen Anfanges, überliefert sind. Wie heute noch 
die wilden Indianer es lieben, hatten jene unbekannten Völker, deren 
spätere Benennungen: Quitos, Aymares, Atures etc. allein vorhanden sind, 
auf luftigen Höhen, in der Region der Berggipfel ihre Wohnstätten ge- 
wählt; hier thürmten sie Heiligthiimer, wie den sculpturreichen Bau von 
Tia-Huanaco in Hoch-Peru, oder den Tempel von Pachacamac, auf dessen 
Grundfesten ein späteres Geschlecht sein Sonnenheiligthum baute, dessen 
Ruinen noch heute zu sehen sind. 
Peru empfing nämlich mit der gewaltsamen Ohristianisirung bereits 
seine zweite Bekehrung. Das Nomadenlehen zähmte die Wildheit der 
jagdtreibenden Völker, ein fremdes, neues Element lebte zuerst in dem 
Stamme auf, welcher später von seinen Priesterkönigen den Namen der 
Inkas überkam, und bemächtigte sich von diesem Punkte aus alP der 
kleinen Horden ringsum. Die merkwürdige Verfassung, die weise Re-
	        
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