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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 64)

gierungsform dieser Hierarchie, der Scnnencult, war vollkommen dazu 
angethan, jegliche Befähigung des Volkes zu Kunst und Gewerbe, die es 
besass, zu wecken und unter seiner günstigen Beeinflussung gedeihen zu 
lassen. Es war eine Herrschaft des Friedens, ein wohlgefigtes theokra- 
tisches System. Obwohl im Verlauf von 400 Jahren des Bestehens 
endlich alle Nationen von Quito bis Chile demselben Gcttesglauben 
dienten, obwohl neben diesem Einen Bekenntnisse auch nur Eine Sprache 
geduldet war und der alte Menschenopfer-Dienst streng verfolgt wurde, 
hatte all' diese Neuerung doch vollzogen werden können, ohne dass in 
der Reihe von 13 Inkas mehr als nur Ein Eroberer begegnet. Beweise 
dieser Kunstübung sind namentlich die gewaltigen Bauten, die über den 
Rücken der Anden gethhrte Inkasstrasse, die Tempel" von Pacharamac, 
Caüete u. a.., Magazine, Versammlungshallen, Altäre etc. Vom Betriebe 
der Kleinkunst geben auch hier Grabeinrichtuugen die beste Belehning; 
ihr Inhalt besteht zumeist aus Erzeugnissen der Goldsehmiedekunst: gol- 
dene und silberne Idole, Stäbchen mit goldenen Knöpfen; Producte der 
Töpferei: Krüge mit Figuren an den Henkaln; (Urornamente, wie sie 
alle Völker besassen, Zickzack, Wellenlinie und mäanderähnliches Band); 
dann Steingeschirr, Gedacht aus Pdanzenfasern, rotbe und blaue Baum- 
wollstoße von der Pdanze Bombas etc. Waffen und Werkzeuge verdienen 
besondere Beachtung, denn es fehlte dem alt-peruanischen Arbeiter das 
Eisen, er steht gänzlich auf der Stufe des Brouze- und Steinzeitalters 
selbst. Als die Spanier ihre mitgebrachten Waaren auskramten, erregte 
die grösste Bewunderung der Eingeborenen eine Scheere. 
Wir kehren aber zu jener älteren Bevölkerung zurück , die ein völlig 
dunkles und unbestimmtes aber riesiges Intervall von dem Beginn der 
sanften Inkasherrschaß trennt, vielleicht eine Periode der Oede und Ver-- 
wilderung, in der auch das zarte Leben der Künste erloschen war. 
Wie bedeutend dieselben jedoch in jenen frühesten Tagen geblüht, 
beweist der Schatzfund von Cuenca, über welchen L. Heuzey im 
Augustheüe der Gazette des beaux arts 1870 p. 113 ff. berichtete. 
Cuenca heisst ein Thal und nach demselben eine Provinz in Süd- 
Quitc, im 2" s. B12, durch den gewaltigen Bergwall der Andes von Quito 
von dem Meerbusen von Gusyaquil geschieden. Hier lebte das tapfere 
Volk der Cagnares, noch zur Zeit des Einfalls der Spanier mit den 
Inkas um die Wahrung der Selbstständigkeit kämpfend. Bezwungen 
mussten sie den heimischen Cult des Mondes mit dem Sonnendienst ver- 
tauschen. 
Die Ruinen dieses Gebietes entstammen der frühen Zeit des Stam- 
mes, nach dem sie genannt sind, Hstun-Cagnar, gehören also einer 
älteren Epoche als die Sonnentempel der Inkas (gewöhnlich) an. Es 
waren prachtvolle, befestigte Paläste, in dereri Schilderung durch span- 
Autoren uns besonders die Innendecoration überrascht, welche Gold-
	        
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