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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 65)

ihr die Zukunft rechnen lässt. Zwischen der Mode und der Fahriksindu- 
strie einerseits und der Hausindustrie andererseits scheint keine Verbin- 
dung zu bestehen. Von der Tapetenfabrication ist nur das bemerkens- 
werth, dass sie sich den Vorrath alter Goldledertapeten, der noch im Lande 
existirt, zu Nutze macht, und dieselben in einer guten und billigen Weise 
imitirt, worauf mancher Liebhaber, der dergleichen zu einer glänzenden 
Ausstattung seiner Wohnung bedarf, aufmerksam gemacht werden kann. 
Vor allem sollte man erwarten, dass das gute Eisen, welches Schwe- 
den gewinnt und welches eine der Wehlstandsquellen des Landes bildet, 
eine feine und ausgedehnte Industrie erzeugt habe. Aber ist schon die 
Verarbeitung dieses Materials zur eigentlichen Industrie, zu Maschinen 
und Instrumenten im Lande selbst verhaltnissinassig unbedeutend, so ist 
die künstlerische Verwerthung und Ausstattung noch geringer. Von den 
eigentlichen technischen Ornamentationsweisen des Eisens, Tauschirung, 
Aetzung,Damascirung, wird man schwerlich etwas linden, dagegen wird 
zu Eskilstuna auf kleinern Eisenarbeiten, Messern, Scheeren und sonsti- 
gen feineren Instrumenten, eine Art echter Vergoldung geübt, die nicht 
ohne Interesse ist. Die Art der Verzierung aber mit dieser Vergoldung 
ist seltener ornamental als landschaftlich. Es sind zumeist die Ahbil- 
dungen von Stockholmer Gebäuden und den Schlössern am Mälarsee, so dass 
der Zweck dieser Ornamentation nicht sowohl ein rein künstlerischer ist, 
als der, Gegenstände des Andenkens zu liefern. Immerhin liesse sich noch 
etwas Besseres daraus machen, als gegenwärtig geschaiien wird. 
Die Verfeinerung der Eisenarbeiten, und man kann sagen der Indu- 
strie überhaupt, stösst in Schweden auf eine grosse Schwierigkeit. Das 
liegt nicht sowohl in der grossen Entfernung der Ortschaften und den Hin- 
dernissen des Transportes, obwohl diese einzelnen Iudustriezweigen zum 
grossen Hemmniss dienen, z. B. der Verwertbung der schönen Marmor- 
arten und des kostbaren Porphyrs, die nach einem grossartigen, aber 
kostspieligen Versuche unter Carl XIV. Johann heute fast auf die Pro- 
ducirnng von Kleinigkeiten herabgesunken ist. Was ich meine, ist das 
Vorurtheil, dem man allgemein im Lande begegnet, dass Schweden sich 
mit der Gewinnung der Rohproducte begnügen und die feinere Verar- 
beitung des Gewonnenen andern Ländern überlassen solle. Damit gibt 
man nicht nur den weitaus grösseren Gewinn auf, der hierauf beruht, und 
verschliesst sich eine fernere Quelle des Wohlstandes, man versagt auch 
dem Lande die höhere Cultur, die mit der Verfeinerung der Arbeit noth- 
wendig steigt. 
Bei solchem Vorurtheile ist es schwer zu helfen, wenn die Ueber- 
zengung, dass geholfen werden muss. nicht vorhanden ist. Nach unserer 
Ansieht würde in Schweden ein Museum, welches ausdrücklich zur He- 
bung der Industrie gegründet wäre, in Verbindung mit einer Kunst- 
schule, welche der Industrie die benöthigten künstlerischen Kräfte stellte,
	        
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