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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 65)

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Hauptzweigen der nordischen häuslichen Kunstarbeit, der Weberei und 
der Goldschmiedkunst, gelten und auf ihren Werth für die moderne In- 
dustrie hinweisen sollen. 
Die Hausweberei schafft Stoffe für die Kleidung und Stoffe für den 
häuslichen Gebrauch, für Tischdecken, Bettdecken und Behänge. Beide 
Arten zeichnen sich durch originale Musterung aus. die sich nach Provin- 
zen und Ortschaften scheidet, so dass z. B. in Dalekarlien jede Ortschaß 
ihre besonderen Farben, ihre besonderen Muster fiir gewisse Stücke der 
Kleidung hat. Die dalekarlischen Frauen tragen vorn in den Röcken 
scbürzenartig eingesetzt ein Stück dick gewebten Baumwollstoßes mitge- 
streiftem Muster in reichen Farben, das in seiner Lebhaftigkeit ganz orien- 
talischen Charakter hat und mit seinen coloristischen Motiven sich für 
moderne Industrie vielfach verwerthen liesse. Andersartige, ebenfalls an 
den Orient oder auch an das Mittelalter erinnernde Motive tragen die 
Stoffe, welche zu den Jacken und Hauben der Frauen benutzt werden, 
während die gewöhnlichen weissen Kopftücher mit roth gedruckten Mu- 
stern bereits gänzlich modernisirt sind. Diese durch den Druck billig 
verzierten Tücher sind allein nicht mehr Hansindustrie, sondern Fabrika- 
arbeit, daher man sie auch in den Läden und auf den Märkten kaufen 
kann. Vollständig alt, ja mittelalterlich in ihrer Weise sind dagegen die 
gewirkten weissen oder farbigen, oft spitzenartig durchbrochenen Borten, 
welche die Frauen als Gürtel oder sonst zum Besatz verwenden. Ihre 
einfachen und doch mannigfaltigen, auf der Technik beruhenden Muster 
könnten für die heutige Spilzenv und Bortenfabrication von grossem 
Nutzen werden. Aehnliche Musterwie diese, roth auf weiss gehalten, iin- 
dct man auch auf gewirkten wollenen Jacken, die im Süden Schwedens ge- 
arbeitet werden, irren wir nicht in der Provinz Halland. Ihre Motive 
erscheinen so ursprünglich und originell zugleich, dass man ihre erste 
Heirnath und Entstehung über das Mittelalter hinaus im alten Asien su- 
chen möchte. 
Solche Ornamentationsweisen entdeckt man überall an den verschie- 
denen Volkstrachten, man iindei sie aber auch an gewebten Decken, 
Ueberzügen und Vorhängen. Ich will davon nur einiger besonderen Lein- 
wandgewebe gedenken, die man als Bett- und Wandbehäuge in den 
Bauernhäusern der Provinz Schonen findet und die mit ihrer schwarz und 
rothen einfachen, und doch so stylvoll wirkenden Musterung mich an jene 
mit den gleichen Farben verzierten Decken und Tücher von Tabarz in 
Thüringen erinnerten, die manchem Kunstfreunde in Deutschland bekannt 
sind. Technik und Styl erscheinen bei beiden ganz gleich. Auch die 
Stickerei wird zur Verzierung der Decken herbeigezogen, z. B. in Dale- 
karlien, wo man auf einer grobgewebten, aber wie Seide glänzenden Lein- 
wand aus anderen farbigen Stoffen verschiedene Blumen, Sterne und der- 
gleichen regelmässige Ornamente aufsetzt und durch Bcnähung mit far-
	        
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