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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 65)

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bigeu Seiden vollendet. Diese Arbeiten erinnern an die applicirte Stickerei 
der Orientalen. 
Minder bedeutend und minder mannigfach erscheinen die Schmuckarbei- 
ten, weiche in Schweden durch Hausindustrie geschaffen werden. In die- 
ser Beziehung ist Norwegen viel wichtiger. Uralten, aus Silber geschla- 
genen Schmuck, der mit kleinen klirrenden Silberplättchen behängt ist, tragen 
die Frauen in Dalekarlien. Diese Ornamentationsart, die nicht viel Künst- 
lerisches hat, war einst weiter in Schweden verbreitet und erstreckte 
sich ausser den Schmucksachen auch auf andere Geräthe und auf Gefasse. 
Alle Arbeiten dieser Art unterscheidet man daher sehr leicht als schwe- 
dische von den sonstigen zahlreichen Silberarbeiten deutschen Ursprungs, 
die sich im Lande befinden. Die Haupteigenthümlichkeit der norwegi- 
schen Schmuckarbeiten besteht in der reichen und ausgezeichneten Ver- 
wendung des Filigrane, einer Technik, die bekanntlich aus der modernen 
Goldschmiedekunst schon lange verschwunden ist und sich nur im Volks- 
gebrauch und bei barbarischen Völkerschaften erhalten hatte. Der Nor- 
den kennt sie an vielen Orten, und nicht blos in Norwegen, sondern auch 
auf den dänischen und deutschen Inseln der Nordsee. Hier aber haben 
diese Arbeiten ihre Eigenthümlichkeit verloren und sind auch meist ohne 
viel Geschick gearbeitet, während die nordischen sowohl in der Bildung 
der Linien und Züge, sowie mit allerlei Gehängen einen originellen Charakter 
bewahrt haben. Die Fabrication ist zahlreich und bedeutend, und mit 
richtigem Verständniss haben sich bereits moderne Industrielle ihrer ange- 
nommen, suchen, ohne den Charakter zu verwischen, der Zeichnung mehr 
Bestimmtheit, der Arbeit mehr Sauberkeit zu geben, und benützen die 
so entstandenen Gegenstände zu nicht unbedeutendem Geschäfte. Eben 
dasselbe könnte auch mit verschiedenen anderen Producten der Hausin- 
dustrie geschehen, deren Eigenthümlichkeitcn in der Fremde reizen würden. 
Nicht dasselbe Interesse bietet dem Kunstfreund die moderne Kunst- 
industrie Schwedens. Früher mag es anders gewesen sein, obwohl einst- 
mals die Handwerker in den Seestädten, zumal in Stockholm, durchweg 
Deutsche waren und die norddeutschen Städte, wie Lübeck, die Ausstattung 
für Kirche und Haus lieferten. Man kann für die Besonderheiten des 
Landes in alten Zeiten zahlreiche geschnitzte Möbel des 16. und 17. Jahr- 
hunderts anführen, die man von den deutschen bald unterscheiden lernt, 
ferner die gepressten, mit Gold verzierten Ledertapeten, die man in wohl- 
habenden Bauernhäusern selbst heute noch aus alten Zeiten antriift, so- 
dann noch die Faycncefabriken von Rörstrand und Marieberg, welche 
allerdings crst dem achtzehnten Jahrhundert angehören. Früher scheint 
Schweden neben dem gewöhnlichen glasirtcn Töpfergcschirr keine Kunst- 
fayencen fabrizirt zu haben. Jene beiden Fayenccfabriken hatten es allerdings 
schwer, bei dem Zuge des Geschmacks im achtzehnten Jahrhundert und 
der Herrschaft, welche das Rococo ausübte, eine selbstständige künstle-
	        
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