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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 72)

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geschaffen sind; Fischer von Herend hat eine gegen früher kleine, aber 
sehr feine Auswahl getroEen, die grossen Beifall findet; Kopenhagen und 
Stockholm glänzen beide wieder mit ihren Biscuits und ersteres noch 
mit reizenden Gefassen, blau auf weiss nach alten Mustern. Dagegen 
fehlen Sevres und die Limogesfabriken selbst in der separirten franzö- 
sischen Abtheilung, es fehlt Meissen, es fehlen die böhmischen Fabriken 
und viele andere, die uns sonst von den Ausstellungen her bekannt sind. 
Weit überwiegend und den ganzen Charakter der Porcellanausstellung 
heherrschend ist also auch hier das englische F abricat. 
Bei der Betrachtung desselben springt eine Eigenthümlichkeit, an 
welcher übrigens auch alle anderen Fabriken mehr oder weniger theil- 
nehmen, klar in die Augen. Das Gebiet, welches dem Porcellan durch 
die Fayence entzogen worden, ist die schwere Luxuswaare (schwer 
im körperlichen und schwer im künstlerischen Sinne). Ihm ist vorzugs- 
weise das eigentliche Speise, Tafel- und Theegeschirr geblieben, bei 
welchem Leichtigkeit ein Vorzug ist. Da die moderne hfajolika das 
schwerere Geräth und die schwerere Ornamentation auf sich genommen 
hat, so ist ganz folgerichtig und ganz sachgemäss die Ornamentation des 
Porcellangeräths leichter, feiner, zierlicher und eleganter geworden, und 
selbst die Formen haben diese Richtung genommen. Das ist natürlich 
dem Fabrikanten selber unbewusst geschehen, nichtsdestoweniger ist es 
richtig und vollkommen klar und deutlich erkennbar. Von der alten 
wilden, naturalistischen Blumenornamentation, von den plumpen und will- 
kürliehen Formen ist fast keine Spur mehr vorhanden. Darum ist der 
allgemeine Anblick der Porcellanausstellung, so viel man auch im Ein- 
zelnen tadeln mag, unleugbar ein ausserordentlich befriedigender, ein 
Eindruck, der sich noch dadurch erhöht, dass das englische Porcellau 
ür den Schmelz der Farben, welche es in seine glasig-e Masse tief ein- 
sinken lässt, so äusserst günstig ist. Ein Gang durch diesen Theil der 
Ausstellung ist daher ein wirklicher Genuss. Es gibt eine Fülle des 
Reizenden, die nicht aus den Einfällen einzelner begabter Ornamen- 
tisten, sondern aus einer naturgemässen Wendung der Dinge hervor- 
gegangen ist. Ünd das ist das Richtige. 
Aehnlich verhält es sich mit den glasirten und ornamentirten Fliesen, 
insofern als sie aus dem Bedürfniss hervorgegangen sind und ihre Ver- 
zierung fast durchweg richtigen Grundsätzen folgt. Leider waren sie in 
so bunter Unordnung und in solcher localen Zerstreutheit ausgestellt, 
dass man zu genussvoller ordnender Betrachtung nicht recht kommen 
l onnte. Gradezu verfehlt war weniges, mittelgut vieles, einzelnes auch- 
und hier haben wir besonders die Arbeiten von Simpson ä Sons, die 
von auegezeichneter ornamentistischer Begabung zeugen, im Auge - 
vorrageud durch Schönheit und Originalität. Wann werden wir dieses 
Gebiet auch einmal bei uns mit Eifer und Nachdruck in Angriff genommen
	        
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