sehen? wann werden unsere Architekten und Baumeister sich der Reize
und der Vorzüge dieses Materials, das so vielfacher Anwendung fähig
ist, bedienen? J. Falke.
Die Kunstindustrie am weissen Meere.
Seit Jahrhunderten besteht ein sehr reger Handel zwischen den
Russen am weissen Meere und der norwegischen Bevölkerung in den
Städten Tromsö, Hnmmerfest, Vardö und Vadsö; eine sehr bedeuten_de
Menge eigenthümlich geformter russischer Segelschiffe kommtin der kur-
zen Zeit des Sommers, wo dieses Meer eisfrei ist, von Archangel und
andern Plätzen mit Mehl, das man zollfrei einführt, und erhält dafür Fische.
Zugleich mit dem Mehl jedoch werden auch eine Anzahl kunstgewerb-
lieber Erzeugnisse mitgeführt, die um mancher Eigenschaft willen eine
eingehende Behandlung verdienen.
Es sind Stickereien und Guipuren auf Handtüchern, Kunstkürschner-
arbeit auf dem Fellcostum der Samojeden, Geräthe aus Birkenholz und
Schalen aus Birken- oder F öhrenholz, bemalt und lackirt.
Besonders die "ersten - die Bordüren auf den Handtüchern sind
höchst interessant und oft sehr schön. Sie werden längs der ganzen Küste
des weissen Meeres in nicht unbedeutenden Quantitäten veriertigt. Die
Dienstmädchen haben an den langen Winterabenden von 7 Uhr an
frei und sind dann gerne bis gegen Mitternacht mit der Nadel thätig. Es
gehen mehrere zusammen in eine Stube, wobei sie Licht ersparen (was
heim hiesigen Winter, wo oft um Mittag der Mond scheint und die Sterne
zu sehen sind, und bei den spärlichen Verkehrsmitteln gar viel zu be-
deuten hat) und an Geselligkeit gewinnen. Für die männliche Jugend
sind diese Plätze weiblicher Wirksamkeit dadurch bezeichnet, dass ein
Fenster der untersten Etage offen bleibt, während in den anderen Häusern
nach russischer Einrichtung am Abend die Fensterläden der Parterre-
wohnung geschlossen werden und bei Scherz und Erzählung Biegen die
Nadeln fieissig. Sie weisen gern ihre Arbeit vor, rühmen selbst die tüch-
tigsten unter ihnen frei von Neid und diese sind dem Kenner gegenüber
unermüdet, ihre Künste, die zahllose Menge ihrer Sticharten und die naive
Methode der Formbildung zu zeigen. Solche Zusammenkünfte an Winter-
ahenden nennt man da Witschirne. Während etwa im Freien eine Kälte
von - 35 bis - 40" R. bei einer Luftklarheit ist, über die sich Südlän-
der keinen Begriff bilden können, oder aber Sehneegestöber wüthet in
einer Weise, die gleichfalls über die Begriffe der südlicher wohnenden
Bevölkerung geht, Witterungsverhältnisse, die alles starr machen, geht es
um den mit Birkenholz oder Föhrenstiickeu gefüllten Ofen recht lebendig
zu: die ungeübteren arbeiten nach Vorlagen, d. h. sie benützen eine fer-
tige Arbeit von anderer Hand, andere formireu mit dem Kettenstich,