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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 74)

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Die Erfindung ist chinesisch, sowie auch die des sog. Email cloi- 
sonne, wo auf die Glasur ein wirkliches Gewebe von Goldfäden aufge- 
schmolzen ist. 
Zeichnungen in eigenthümlich verwaschener oder geflossener Manier 
die sog. Flowing colours der Engländer, entstehen, wenn man auf mit, 
Metalloxyden -- wie Cobaltoxyd u. dgl. - bedruckte glasirte Waare die 
Dämpfe von Chlorblei oder Chlorcalcium einwirken lässt, Substanzen, die 
man auf den Boden der Kapseln, in denen man brennt, gebracht hat, 
von wo aus sie verdampfen. 
Das Cobaltoxyd der Zeichnung verwandelt sich dadurch in Chlor- 
metall, welches in die Glasur verfliesst und verlauft, so dass diese einen 
bläulichen Schein und sonst undurchsichtige Waare ein durchseheinendes 
porcellanartiges Ansehen erhält. 
Wenn man in die Glasur mit Flusssäure Zeichnungen ätzt und auf 
die reservirten Stellen Gold aufträgt und einbreunt, so erhält man reizende 
Goldreliefs auf mattem Grund. Bei einer Umkehrung dieses Verfahrens 
erscheint die Verzierung als mattes Gold incrustirt. 
Auf den Liistren lassen sich kreisförmige Flecken hervorbringen 
dadurch, dass man auf den gleichmässig ausgebreiteten noch feuchten 
Grund Tröpfchen von sog. fetter Essenz (mit der die Farben angerieben 
werden) aufspritzt. Diese Tröpfchen breiten sich aus, ziehen dabei das 
Gold an sich und es entstehen goldreichere Kreise, die nach dem Ein- 
brennen metallisch glänzend werden. 
Statt die Farbe blos mit dem Pinsel aufzutragen, kann man auch 
Ornamente von farbiger Masse in Formen ausquetschen und diese dann 
als Hautreliefs auf die Gefässe aufschmelzen, eine Manier, die man unter 
dem Namen der pastösen polycbromen-Melerei begreift und die besonders _ 
in Sevres zu höchster Vollendung gebracht worden ist. 
Ich brauche nicht erst zu sagen, dass viele Decorationsmethoden 
mit einer augenblicklichen Mode stehen und fallen, und ich habe von den 
gebräuchlicheren nur diese wenigen Beispiele ausgewählt, die genügen 
werden, Ihnen die Art und Weise, mancherlei Effecte zu erzielen, verständ- 
lich zu machen. 
Decorationen und Ornamente werden fast sämmtlich durch Auf- 
schmelzen in der Mutfel befestigt. 
Diese Art von Gewölbe oder Kasten, davon bei eigentlich fabriks- 
mässigem Betriebe eine grosse Anzahl in einem Ofen sich befinden, so 
dass sie gewissermassen, mit einem Deckel oder einer vorzusetzenden 
Thür, die eine röbrenförmige Oetfnung zum Entweichen der Dämpfe hat, 
verschliessbare Zellen bilden, sind, wie die Kapseln, die sie ersetzen, von 
sehr feuerfestem Thon, und werden vennöge einer passenden Stellung im 
Ofen allseitig von der Flamme bespült. 
Die Waaren werden mit möglichster Raumausnützung darin ein-
	        
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