Zweck ist: der eigentliche Bildersaal, die Gemäldegalerie. Hier ist die
Wand mit einem neutralen Farbenton, mit einem bescheidenen Muster
bedeckt, das überdies nur in schmalen unbedeutenden Flächen zwischen
den Gemälden sichtbar wird; von einem Einfluss ihrer Decoration auf die
der Rahmen kann hier keine Rede sein. Dennoch aber brauchen wir
eine Norm für die Herstellung derselben, es muss auch da Grenzen geben,
welche nicht überschritten werden dürfen, eine leitende ldee, durch deren
Befolgung der Willkür in der Ausschmückung gesteuert, für die Gemälde
aber eine vortheilhafte Wirkung ihrer Umgebung gewonnen würde. lm
Allgemeinen gelten auch in diesem Falle jene Regeln, welche an ge-
nannter Stelle aufgezählt sind, auf die ich hier einfach verweise: wir
werden die massenhafte, schreiende Wirkung des Goldes zu meiden haben,
welche das feingestimmte Colorit erstickt und das harte, grelle noch un-
harmonischer macht; wir werden das Vorherrschen der Flächen an den
Rahmen sehen wollen, nicht überkräftiges Relief; sie sollen die Gemälde
nur abgrenzen, nicht aber durch fussbreite Goldwüsten die Malereien von
der Wanddecoration oder unter einander wie Oasen scheiden etc.
Darüber findet sich Alles gesagt, wie es auch an den Rahmen des
Bildersaales seine Anwendung finden muss. Eine andere Frage ist die-
jenige, welche hier den Styl der Rahmen anbelangt. In dem Falle liegt
keine massgebende Wanddecoration vor, hier tritt Alles im Gemache vor
den Gemälden zurück, die keine Ausstattungsobjecte sind wie im Wohn-
zimmer, hier haben nur sie entscheidende Stimme, und nach ihrem Styl,
nach der Ornamentirungsweise ihres Zeitalters werden wir die Rahmen
um so mehr schmücken können, als sie, in einzelne Schulen zusammen?
gereiht, ohnehin ja meist in besonderen Appartements vertheilt sind.
Zu dieser Bemerkung hat uns der Umstand veranlasst, dass mehr
rere auf der Ausstellung befindliche Gemälderahmen durch ihr Arrange-
ment, die Schrifttafel mit einem Künstlernamen besonders, sich als
Rahmen für Galeriebilder kennzeichnen zu wollen scheinen, für Werke
von 1650 etwa, aber das Ornament der Florentiner Renaissance von
ISOOw-ISSO beiläufig tragen. Im Bildersaal zwingt uns kein Gesammt-
habitus des Gemaches zu dem Anachronismus, einen späteren Künstler
in das Ornament Sansovintfs oder Giovanni's da Udine zu stecken, hier
findet er sich mit anderen Genossen, für die eine gemeinsame Umrahmung
zu finden wohl denkbar wäre. Man wende nicht ein, dass die hervor-
ragendsten Sammelperioden ihre Gemälde aus allen Zeiten dennoch in
ihrer, damals eben üblichen Weise umrahmten; sie durften das eher, sie
besassen ja eine solche Weise, wir aber haben keinen eigenen Styl.
Im übrigen kommen sehr erfreuliche Leistungen auf diesem Gebiete
in der Ausstellung vor, welche der Hauptsache nach doch schon erkennen
lassen, dass die Grundregeln des Geschmackes und Styles leise Wurzel
zu fassen beginnen. Jene kolossalen dicken Goldrahmen, in denen das