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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 77)

Zweck ist: der eigentliche Bildersaal, die Gemäldegalerie. Hier ist die 
Wand mit einem neutralen Farbenton, mit einem bescheidenen Muster 
bedeckt, das überdies nur in schmalen unbedeutenden Flächen zwischen 
den Gemälden sichtbar wird; von einem Einfluss ihrer Decoration auf die 
der Rahmen kann hier keine Rede sein. Dennoch aber brauchen wir 
eine Norm für die Herstellung derselben, es muss auch da Grenzen geben, 
welche nicht überschritten werden dürfen, eine leitende ldee, durch deren 
Befolgung der Willkür in der Ausschmückung gesteuert, für die Gemälde 
aber eine vortheilhafte Wirkung ihrer Umgebung gewonnen würde. lm 
Allgemeinen gelten auch in diesem Falle jene Regeln, welche an ge- 
nannter Stelle aufgezählt sind, auf die ich hier einfach verweise: wir 
werden die massenhafte, schreiende Wirkung des Goldes zu meiden haben, 
welche das feingestimmte Colorit erstickt und das harte, grelle noch un- 
harmonischer macht; wir werden das Vorherrschen der Flächen an den 
Rahmen sehen wollen, nicht überkräftiges Relief; sie sollen die Gemälde 
nur abgrenzen, nicht aber durch fussbreite Goldwüsten die Malereien von 
der Wanddecoration oder unter einander wie Oasen scheiden etc. 
Darüber findet sich Alles gesagt, wie es auch an den Rahmen des 
Bildersaales seine Anwendung finden muss. Eine andere Frage ist die- 
jenige, welche hier den Styl der Rahmen anbelangt. In dem Falle liegt 
keine massgebende Wanddecoration vor, hier tritt Alles im Gemache vor 
den Gemälden zurück, die keine Ausstattungsobjecte sind wie im Wohn- 
zimmer, hier haben nur sie entscheidende Stimme, und nach ihrem Styl, 
nach der Ornamentirungsweise ihres Zeitalters werden wir die Rahmen 
um so mehr schmücken können, als sie, in einzelne Schulen zusammen? 
gereiht, ohnehin ja meist in besonderen Appartements vertheilt sind. 
Zu dieser Bemerkung hat uns der Umstand veranlasst, dass mehr 
rere auf der Ausstellung befindliche Gemälderahmen durch ihr Arrange- 
ment, die Schrifttafel mit einem Künstlernamen besonders, sich als 
Rahmen für Galeriebilder kennzeichnen zu wollen scheinen, für Werke 
von 1650 etwa, aber das Ornament der Florentiner Renaissance von 
ISOOw-ISSO beiläufig tragen. Im Bildersaal zwingt uns kein Gesammt- 
habitus des Gemaches zu dem Anachronismus, einen späteren Künstler 
in das Ornament Sansovintfs oder Giovanni's da Udine zu stecken, hier 
findet er sich mit anderen Genossen, für die eine gemeinsame Umrahmung 
zu finden wohl denkbar wäre. Man wende nicht ein, dass die hervor- 
ragendsten Sammelperioden ihre Gemälde aus allen Zeiten dennoch in 
ihrer, damals eben üblichen Weise umrahmten; sie durften das eher, sie 
besassen ja eine solche Weise, wir aber haben keinen eigenen Styl. 
Im übrigen kommen sehr erfreuliche Leistungen auf diesem Gebiete 
in der Ausstellung vor, welche der Hauptsache nach doch schon erkennen 
lassen, dass die Grundregeln des Geschmackes und Styles leise Wurzel 
zu fassen beginnen. Jene kolossalen dicken Goldrahmen, in denen das
	        
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