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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 77)

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die Zeit hinein, wo Jakobi das Schlütefsche Monument des grossen Kur- 
fürsten auf der Schlossbrücke in Berlin in Bronze goss. In Wien konnte 
zu Rafael Donner's Zeiten der Bronzeguss nicht festen Fuss fassen, erst 
das Monument Joseph II. erinnerte, dass man es kann, wenn der 
Wille vorhanden ist. 
In unseren Tagen wurden gewaltige Anstrengungen gemacht, den 
Bronzeguss zu beleben. Vor Allem war es König Ludwig von Bayern, der 
den Bronzeguss förderte, ihn für monumentale Zwecke wiederbelebte. In 
München entstand eine k. Erzgiesserei unter Miller's Leitung, in Nürnberg 
und in Lauchhammer wurden Erzgiessereien errichtet. In Wien war es 
Kaiser Franz Joseph, der zum ersten Male in Oesterreich eine Kunst- 
giesserei gründete. 
Aber trotz gewaltiger Anstrengungen kam es doch nicht zu durch- 
greifenden Erfolgen, insbesondere lässt der Einfluss der Erzgiessereien 
vieles, um nicht zu sagen, fast Alles zu wünschen übrig, um den Kunst- 
bronzeguss populär zu machen und ihn auf den vielen Gebieten der Kunst- 
industrie so einzubürgern, dass die mitteleuropäische deutsche und öster- 
reichische Kunstbronzetechnik der französischen Concurrenz gewachsen 
sein könnte. _ 
Die Ursachen dieser Erscheinungen sind nicht schwer zu erforschen. 
Die Einführung des Bronzegusses geschah unter der Herrschaft des 
Schlagwortes der vrnonumentalenu Kunstplastik. Ob gut oder nicht gut, 
so dachte man damals, -- wenn es nur monumental war. Für die Klein- 
kunst, für das, was Kunstindustrie betrifft, hatte man keinen Sinn. Je 
mehr man sich unnahbaren Höhen näherte, desto näher fühlte man sich 
dem Ziele; den Himmel im Auge vergass man die Erde, ihre Bewohner 
und deren Geschichte, Dass der Bronzeguss in Aegypten und in Griechen- 
land, in Deutschland und Italien den Gegensatz der monumentalen und 
nicht monumentalen Kunst und der rein künstlerischen und der bürger- 
lichen gar nicht kannte, davon nahm man ebenso wenig Notiz, als dass 
der Bronzeguss oft in Verbindung mit Goldschmiedekunst und Metalltechnik 
verschiedener Art, als bürgerliches Kunstgewerbe, und nur als dieses flo- 
rirt, und dass dieser gewerbliche Kunstbetrieb die sichere breite Basis für 
den eigentlichen Bronzeguss abgab. Heurigen Tages sind wir klarer im 
Urtheile und sicherer im Handeln. Wir wissen, dass unser moderner 
Bronzeguss dem der Renaissancezeit weit nachsteht, dass wir nichts geschaffen 
haben, was sich mit den Bronzegüssen im Münchener Schlossgarten, den 
Augsburger Brunnen, dem Sebaldusgrabe in Nürnberg messen kann, von 
den Renaissance- Bronzegüssen in Florenz von Ghiberti bis Cellini und 
Gian da Bologna nicht zu reden; heutigen Tages wissen wir, dass auch 
Florenz und Nürnberg nicht Griechenland und dieses wieder nicht Aegyp- 
ten im Bronzeguss erreichte. Auch der Orient, China und Japan, zeigen 
Leistungen im Bronzegnsse, die den europäischen in technischer und ge- 
wissermassen auch in künstlerischer Beziehung übertreffen.
	        
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