Bücher-Revue. -
Blblia. lrrölowqj Zoüi, herausg. von Professor Malecki in Lemberg. Lemberg 1871.
Ueber dies musterhaft herausgegebene Werk, das vom OssolinsltPschen National-
Institute in Lemberg dem Museum zum Geschenke gemacht wurde, erhalten wir durch
Herrn V. Safaiik folgende literar-historische Bemerkungen:
Sophie, die vierte Gemalin des Königs Wladislaw Jagello, eine überaus fromme
Frau, liess nach dem Tode ihres Gatten (1434) die Heilige Schrift durch ihren Caplan in
die polnische Sprache übersetzen.
Von dem einzigen handschriftlichen Exemplar dieser Uebersetzung geschieht in
mehreren Schriften aus dem XVl. und aus dem Anfange des XVll. Jahrh. Erwähnung.
Von da ab (circa 1'620) blieb das Manuscript gänzlich verschollen. Erst im Anfange un-
seres Jahrh. wurde es durch die Schrift eines Grafen Dominik Telelri (Reisen durch Un-
garn, Pest 1805) bekannt, dass in der Bibliothek des Collegiums zu Szarosz Patak das
Manuscript eirfer polnischen Bibel sich befinde. Aber auch jetzt noch dauerte es ein
halbes Saculum, bis diese Notiz hinreichend gewürdigt uncl durch eingehende Forschungen
die ldentitat dieses Manuscripts mit der verschollenen Bibel der Königin Sophie unum-
stosslich festgestellt wurde. Herr Prof. Malecki in Lcmberg wurde durch den damaligen
Curator der Ossolinskfschen Anstalt, Fürsten Georg Heinrich Lubomirslti, in die Lage
gesetzt, dieses hochwichtige Denkmal der Oellentlichkeit zu übergeben.
Das Manuscript selbst wurde im J. 1455 vollendet, enthielt auf 470 Blattern blos
das alte Testament, bekam aber erst im J. 1461 einen Einband, denselben, in welchem
es sich jetzt behndet. Nach Szarosz Patak durfte es durch die Räkoczy gebracht worden
sein. Leider hat das kostbare Manuscript durch Barbarei hart gelitten, indem jetzt nur
noch 185 Blätter in dem Bande vorhanden sind, die übrigen 285 dürften (bis aufz Blätter,
die Holfmann von Fallersleben in Königsberg an dem innern Einbande irgend einer Schar-
teke entdeckte, und 2 andere, die zu Breslau an ahnlicher Stelle sich fanden) rettungslos
verloren sein. Die Blätter des Manuscripts sind 15 Zoll hoch und 10'], Zoll breit. Die
erste Seite ist durch das in Farbenclruck ausgeführte Facsimile, welches der gegenwär-
tigen Ausgabe sowohl am Schlusse als auch von Aussen am Einbande beigegeben ist,
treu dargestellt. Von der Handschrift der 5 Schreiber, welche an dem Manuscripte gear-
beitet haben, ist im Texte an entsprechender Stelle i: eine Probe gegeben.
KLEINERE MITTHEILÜNGEN.
(Sohulbau des Oesterr. Museums.) In der Angelegenheit eines
eigenen Schulbaues hat Se. Excell. der Minister des Innern an Se. kais.
Hoheit den Herrn Erzherzog Rainer eine Zuschrift vom 27. Nov. 1. J.
gerichtet, aus welcher wir entnehmen, dass Se. Majestät der Kaiser den
Stand der Verhandlungen wegen Uebergabe des Baugrundes
zur a. h. Kenntniss zu nehmen geruht habe, und in Folge dessen
die nöthigen Vereinbarungen mit dem Ministerium für Cultus und Unter-
richt getrolfen worden sind, welches seine volle Zustimmung zu den bis-
herigen Vorschlägen gegeben hat. Nach diesem wurde die Angelegenheit
den Gesetzen gemäss wegen Bestimmung der Baulinie und Verlegung des
Choleracanales der Stadtgemeindevertretung übergeben.
(Illustrlrter Katalog.) Die Direction des Oesierr. Museums hat beschlossen, an-
lässlich der Weltausstellung einen reich illustrirten Bericht über die Sammlungen und
Ausslellungsobjecte des lnsiituies herauszugeben.
(Geschenke an das Museum.) Herr Leopold Lieben hat dem Museum eine
Anzahl Zeichenvorlagen überlassen, von denen ein Theil der Blumenmalerschule zuge-
wiesen wurde.
(Neu 5083681961316 Gegenstände.) Italienische Truhe aus dem Ende des XVl.
Jahrhunderts; - eine Suite von modernen Buchbinderarbeiten aus dem Atelier des Hrn.
C. Berg; - Proben der Technik der Spitzenklöppelei und Spitzenarbeiten aus dem bohm.
Erzgebirge, ausgestellt von Slramitzer und Reuter; - die preisgekrönte Skizze zum
Telegraphenamtsgebäude, entworfen vom Bildhauer V. Pilz; - Photographien nach Ge-
mälden des Historienmalers A. Feuerbach; - eine Portrailbüste aus dem Atelier Hin-
terleitner; - Skizze zu einem Göthe- und einem Maria-Theresien-Monumente vom