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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 87)

Beilage zu Nr. 81 der „Mitteilungen las k. k. Besten. Museums". 
(Ausstellung von Holzarbeiten) Der lndustriellen-Bildungsverein zu Haindorf 
in Böhmen veranstaltete am 1., z. und 3. November eine Ausstellung von Holzwaaren, 
welche über Anordnung des Handelstninisteriums eröühet wurde. -- Die Ausstellung be- 
steht: a) aus Holz- und Drechslerwaaren, welche vom h. k. k. Ministerium des Handels 
in Wien angekauft und zu dem Behufe hier exponirt werden, damit sie den Drechslern 
als Muster dienen sollen; b) aus einer Sammlung indischer Holzwaaren, beigestellt vorn 
k. k. Museum für Kunst und lndustrie in Vlfien; c) aus einer Collection einheimischer 
Holzwaarenerzeugnisse; d) aus Holzwaaren. wie dieselben in den Gegenden des preuss. 
Riesengebirges erzeugt werden. 
Die Leitung der Ausstellung und das Arrangement derselben wurde dem industriellen 
Bildungsvereine, resp. dessen derzeitigem Vorstande übergeben. Die Dauer der Ausstellung 
ist eine unbestimmte. Die Erölfnung der Ausstellung erfolgt am l. November, früh um 
9 Uhr. Letztere wird an iedem Sonn- und Feiertage früh von 9-12 Uhr zugänglich 
sein. Die verschiedenen Wiener. unter a) angeführten Fabricate werden zum Studium 
und Behufs Nachahmung in's Haus geliehen und zwar durch Vermittelung eines Comite- 
Mitgliedes. 
(Zeiohenaohule 1.11 Rnmhnrg.) Um die definitive Erölfnung der Zeichen- und 
Webeschule in Rumburg nach dem festgestellten erweiterten Programme im Monate 
October d. J. zu ermöglichen, hat Se. Exc. der Handelsminister dieser Fachschule eine 
neuerliche Subvention im Betrage von zooo ü. zur Vervollständigung der Einrichtung und 
einen Erhaltungsbeitrag von tooo B. für das laufende Schuljahr, ferner zur Vermehrung 
der Lehrmittel für die Zeichnungsabtheilung dieser Schule einen Beitrag von 300 H. aus 
der dem Handelsministerium zur Forderung des gewerblichen Unterrichtes zur Verfügung 
stehenden Dotation bewilligt. 
(Knuatuntemcht und Kanstpüege.) Ein Seminar für Zeichenlehrer ist in 
Berlin, zunächst provisorisch als ein Theil der mit der k. Akademie der Künste verbun- 
denen Kunstschule unter Direction des Professor M. Gropius, mit dem 1. Octnber d. J. 
ins Leben geweten. Die Schüler des Seminars geniessen vorläufig den Unterricht der 
Ahtheiluug A der Kunstschule, deren Lehrplan deshalb eine Modification erlitten hat und 
sich nunmehr folgendermassen gestaltet: t. Ornamentenlehre: Baumeister J akobsthal. 
z. Projectionslehre: Professor Dr. Hertzer. 3. Anatomie: Prof. Domschke. 4. Model- 
liren: Bildhauer Goeritz. 5. Freihandzeichnen, zugleich Lehre von Licht und Schatten: 
Maler Schaller (Ornamente und Thiere nach Gyps'in decorativer Behandlungsweise). 
6. Freihandzeichnen nach GypsfProfessor Schütze (Ornamente und Theile des mensch- 
lichen Körpers in Contouren). 7. Freihandzeichnen: Maler Prager, welcher vorläufig 
vertreten wird (Ornamente und Theile des menschlichen Körpers in ausgeführter Dar- 
stellungsweisse [Kreide, Bleistift, Aquarell]). 8. Ornamentale Farbenstudien: Baumeister 
Professor Spielberg. g. Kunstgeschichte: Dr. Bruno Meyer. - Das Honorar für den ein- 
jährigen Lehrkursus des Seminars betragt 48 Thaler und ist halbjährig pranumerando mit 
24 Thalern zu entrichten. Durch die vollständige Absolvirung des einjahrigen Cursus wird 
unter gewissen, noch zu bestimmenden Bedingungen die Berechtigung zur Zulassung zu 
der Prüfung als Zeichenlehrer erworben. - Es ist übrigens die Einrichtung getroffen, dass 
auch die Betheiligung an dem Unterrichte in einzelnen Lehrfachern ermöglicht wird. 
(Ktmsthistorlsoh-gewerbliohe Ausstellung in Berlin.) Die im Zeughause zu 
Berlin eröffnete wAuSstellung älterer kunstgewerblicher Gegenständen erregte durch die 
reiche Fülle des Gebotenen wie durch zwecltmassige Anordnung desselben die allgemeine 
Aufmerksamkeit und darf als ein Zeichen unserer Zeit gelten, welche nicht blos der Kunst, 
sondern auch, und mit vollem Rechte, dem Kunstgewerbe ein lebhaftes Interesse zuwendet, 
dessen Früchte sich schon in rnannigfacher und erfreulicher Weise zu zeigen anfangen, 
wenn auch im Ganzen einstweilen noch Manches und Vieles zu wünschen übrig bleibt. 
Die vSpeneFsche Zeitung-t bemerkt mit Recht: wln den Zeiten des Alterthums und der 
Renaissance wuchs die Kunst gleichsam heraus aus dem Kunstgewerbe und wie sich die 
Blüthe eines Baumes, so künstlich sie ist, doch nicht von ihrem Stamme trennt, so blieben 
die wechselseitigen Beziehungen ununterbrochen, nicht allein zum Vortheil der minder er- 
habenen Kunstindustrie. Heute stehen sich, zu beiderseitigem Schaden, Kunst und Gewerbe 
fast wie zwei gesonderte Welten gegenüber; das Bewusstsein von dem in beider Wesen 
begründeten innigen Zusammenhange scheint völlig entschwunden zu sein, der Künstler - 
im engeren Sinne des Wortes - weiss nichts mehr von dem Nutzen, der ihm selber aus 
einer neben der Kunst einhergehenden technisch künstlerischen Arbeit CrWäChSLß Dieser 
Ausspruch hatte nun wohl auch von den Zeiten des romanischen und des gothischen 
Styls zu gelten- erst der Neuzeit war es vorbehalten, die vornehme und vornehmthuende 
Kunst vom Kunstgewerbe, das zum Handwerke degradirt wurde, durch eine weite Kluft 
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