Beilage zu Nr. 81 der „Mitteilungen las k. k. Besten. Museums".
(Ausstellung von Holzarbeiten) Der lndustriellen-Bildungsverein zu Haindorf
in Böhmen veranstaltete am 1., z. und 3. November eine Ausstellung von Holzwaaren,
welche über Anordnung des Handelstninisteriums eröühet wurde. -- Die Ausstellung be-
steht: a) aus Holz- und Drechslerwaaren, welche vom h. k. k. Ministerium des Handels
in Wien angekauft und zu dem Behufe hier exponirt werden, damit sie den Drechslern
als Muster dienen sollen; b) aus einer Sammlung indischer Holzwaaren, beigestellt vorn
k. k. Museum für Kunst und lndustrie in Vlfien; c) aus einer Collection einheimischer
Holzwaarenerzeugnisse; d) aus Holzwaaren. wie dieselben in den Gegenden des preuss.
Riesengebirges erzeugt werden.
Die Leitung der Ausstellung und das Arrangement derselben wurde dem industriellen
Bildungsvereine, resp. dessen derzeitigem Vorstande übergeben. Die Dauer der Ausstellung
ist eine unbestimmte. Die Erölfnung der Ausstellung erfolgt am l. November, früh um
9 Uhr. Letztere wird an iedem Sonn- und Feiertage früh von 9-12 Uhr zugänglich
sein. Die verschiedenen Wiener. unter a) angeführten Fabricate werden zum Studium
und Behufs Nachahmung in's Haus geliehen und zwar durch Vermittelung eines Comite-
Mitgliedes.
(Zeiohenaohule 1.11 Rnmhnrg.) Um die definitive Erölfnung der Zeichen- und
Webeschule in Rumburg nach dem festgestellten erweiterten Programme im Monate
October d. J. zu ermöglichen, hat Se. Exc. der Handelsminister dieser Fachschule eine
neuerliche Subvention im Betrage von zooo ü. zur Vervollständigung der Einrichtung und
einen Erhaltungsbeitrag von tooo B. für das laufende Schuljahr, ferner zur Vermehrung
der Lehrmittel für die Zeichnungsabtheilung dieser Schule einen Beitrag von 300 H. aus
der dem Handelsministerium zur Forderung des gewerblichen Unterrichtes zur Verfügung
stehenden Dotation bewilligt.
(Knuatuntemcht und Kanstpüege.) Ein Seminar für Zeichenlehrer ist in
Berlin, zunächst provisorisch als ein Theil der mit der k. Akademie der Künste verbun-
denen Kunstschule unter Direction des Professor M. Gropius, mit dem 1. Octnber d. J.
ins Leben geweten. Die Schüler des Seminars geniessen vorläufig den Unterricht der
Ahtheiluug A der Kunstschule, deren Lehrplan deshalb eine Modification erlitten hat und
sich nunmehr folgendermassen gestaltet: t. Ornamentenlehre: Baumeister J akobsthal.
z. Projectionslehre: Professor Dr. Hertzer. 3. Anatomie: Prof. Domschke. 4. Model-
liren: Bildhauer Goeritz. 5. Freihandzeichnen, zugleich Lehre von Licht und Schatten:
Maler Schaller (Ornamente und Thiere nach Gyps'in decorativer Behandlungsweise).
6. Freihandzeichnen nach GypsfProfessor Schütze (Ornamente und Theile des mensch-
lichen Körpers in Contouren). 7. Freihandzeichnen: Maler Prager, welcher vorläufig
vertreten wird (Ornamente und Theile des menschlichen Körpers in ausgeführter Dar-
stellungsweisse [Kreide, Bleistift, Aquarell]). 8. Ornamentale Farbenstudien: Baumeister
Professor Spielberg. g. Kunstgeschichte: Dr. Bruno Meyer. - Das Honorar für den ein-
jährigen Lehrkursus des Seminars betragt 48 Thaler und ist halbjährig pranumerando mit
24 Thalern zu entrichten. Durch die vollständige Absolvirung des einjahrigen Cursus wird
unter gewissen, noch zu bestimmenden Bedingungen die Berechtigung zur Zulassung zu
der Prüfung als Zeichenlehrer erworben. - Es ist übrigens die Einrichtung getroffen, dass
auch die Betheiligung an dem Unterrichte in einzelnen Lehrfachern ermöglicht wird.
(Ktmsthistorlsoh-gewerbliohe Ausstellung in Berlin.) Die im Zeughause zu
Berlin eröffnete wAuSstellung älterer kunstgewerblicher Gegenständen erregte durch die
reiche Fülle des Gebotenen wie durch zwecltmassige Anordnung desselben die allgemeine
Aufmerksamkeit und darf als ein Zeichen unserer Zeit gelten, welche nicht blos der Kunst,
sondern auch, und mit vollem Rechte, dem Kunstgewerbe ein lebhaftes Interesse zuwendet,
dessen Früchte sich schon in rnannigfacher und erfreulicher Weise zu zeigen anfangen,
wenn auch im Ganzen einstweilen noch Manches und Vieles zu wünschen übrig bleibt.
Die vSpeneFsche Zeitung-t bemerkt mit Recht: wln den Zeiten des Alterthums und der
Renaissance wuchs die Kunst gleichsam heraus aus dem Kunstgewerbe und wie sich die
Blüthe eines Baumes, so künstlich sie ist, doch nicht von ihrem Stamme trennt, so blieben
die wechselseitigen Beziehungen ununterbrochen, nicht allein zum Vortheil der minder er-
habenen Kunstindustrie. Heute stehen sich, zu beiderseitigem Schaden, Kunst und Gewerbe
fast wie zwei gesonderte Welten gegenüber; das Bewusstsein von dem in beider Wesen
begründeten innigen Zusammenhange scheint völlig entschwunden zu sein, der Künstler -
im engeren Sinne des Wortes - weiss nichts mehr von dem Nutzen, der ihm selber aus
einer neben der Kunst einhergehenden technisch künstlerischen Arbeit CrWäChSLß Dieser
Ausspruch hatte nun wohl auch von den Zeiten des romanischen und des gothischen
Styls zu gelten- erst der Neuzeit war es vorbehalten, die vornehme und vornehmthuende
Kunst vom Kunstgewerbe, das zum Handwerke degradirt wurde, durch eine weite Kluft
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