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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 87)

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pastosen Farben der figürlichen Darstellung geknüpft war. Von den Dar- 
stellungen sind gewöhnlich nur noch die mit feinem Pinsel in bräunlicher, 
graublauer oder hellrother Farbe ausgeführten Umrisse zu erkennen; sehr 
selten bemerkt man grössere Stücke der silhouettenartig aufgetragenen 
Malerei, mit welcher die Figuren colorirt waren. Das bei diesem Coloriren 
eingehaltene Princip ist das von der hellenischen Plastik ebenfalls be- 
folgte: durch die Farbe die Zeichnung der Form zuunterstützen, die 
Massen schärfer zu trennen, die unbekleideten Theile von den Gewändern 
abzusondern, die einzelnen Costümstücke von einander zu unterscheiden, 
Säume, Binden, Kränze, Schmuck, Attribute, das Haar u. s. w. anzu- 
deuten. Zur Schattirung und überhaupt zu eigentlich malerischer Be- 
handlung finden sich nur ganz geringfügige Ansätze; so werden z. B. die 
tieferen Falten der Gewänder wohl durch breitere Pinselstriche von den 
leichteren unterschieden und durch die voller oder flüchtiger aufgesetzten 
Farben das dichte oder fein gelockte, luftig abstehende Haar angedeutet. 
Dass es bei der Wahl der Farben auf kein irgendwie naturalistisches 
Nachahmen der Gegenstände abgesehen war, braucht kaum bemerkt zu 
werden. Der einzige Gesichtspunkt war der decorative, und zwar hat 
man in den meisten Fällen eine freundliche, bisweilen etwas bunte, aber 
niemals grelle Wirkung erzielt, welche gewiss in ihrer Totalität den Ge- 
setzen der von der attischen Kunst überhaupt, vornehmlich von der Ar- 
chitectur, angewandten Polychromie vollkommen entsprach. i 
Die Entwickelung des Styls dieser Vasen verfolgt man deutlich an 
der Zeichnung ihrer Darstellungen. Unter den älteren Beispielen dieser 
Gattung sind zwei der schönsten in der berühmten Vasensammlung der 
Münchener Pinakothek, abgebildet bei Thiersch, Abhandlung über die 
hellenischen bemalten Vasen, Tafel 3 u. 4.; das in verschiedenen Abstufungen 
von Braun sauber ausgeführte Bild einer Bacchantin, mit langen, blonden, 
von einer Schlange umknoteten Haaren, und die grandiose Gestalt einer 
Hera in weissem, am Saume gelb gesticktem Unterkleide und farbigem, 
mit breiten Borten besetztem Mantel, Krone und Halsband von Gold, mit 
der Linken das lange, ebenfalls vergoldete Scepter aufstützend. Beide Dar- 
stellungen ifinden sich an den Innenfiächen von Schalen, deren Aussen- 
seiten mit rothfigurigen Bildern auf schwarzem Grunde verziert sind. Der 
Styl des Herabildes ist entwickelter, bei aller Grossartigkeit freier als die 
Zeichnung der Bacchantin. Ganz dem sogenannten schönen Styl an- 
gehörig ist dann die berühmte Europa-Schale aus Aegina, ebenfalls in 
der Münchener Sammlung. Das lnnenbild der Schale zeigt uns einen 
grossen schwarzen Stier, über dessen Haupt nZeusu geschrieben steht, und 
auf seinem Rücken sitzend die anrnuthige Gestalt der von ihm entführten 
Europa mit reizendem Köpfchen, das von blonden, mit goldener Troddel 
und Stirnkrone geschmückten Haaren umwallt ist. Ausserdem sind auch 
die Armspangen der Europa, ihr Halsband, die in ihr Gewand gestickten 
Vögel und eine Blumenranke, die sie in der Hand hält, in aufgehöhtem
	        
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