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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 89)

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Dasjenige Metall, oder besser gesagt, die Metallmischung, welche 
bei den Aegyptern die Bezeichnung asem, bei den Hellenen ijlexrpov 
und im Römischen den Namen electrum führt, von der Homer gleichfalls 
Nachricht bringt, ist seit jeher der Gegenstand vielfacher Meinungsver- 
schiedenheit bei den Philologen und Alterthun-iskennern gewesen. In den 
ägyptischen lnschriften und Monumenten wird es oft zugleich mit dem 
Golde genannt und in Beuteln aufbewahrt dargestellt, auch in Ringforrn 
und in dieser letzteren Gestalt auf der Wage befindlich. In Phylae wird 
Isis gerühmt als nGold der Götter, Asem der Göttinnenu. Als Schmuck 
oder vielleicht selbst als Material der Säulen einer Halle nennt es die 
Inschrift in Denderah. Andere Stellen beweisen klar, dass Asem nicht 
bloss ein künstliches Metall, keine Legirung gewesen sei, sondern auch 
aus den Bergwerken erbeutet wurde, der Name bezeichnet das eine wie 
das andere, gleichwie unter das römische Aurichalcum eine bereitete, aber 
auch eine natürlich vorkommende Metallmischung ist, das Messing. Schon 
Plinius und Strabo wussten, dass dem Golde häufig bereits in den 
Minen Silber beigemischt vorkomme; diese Masse heisse Electrum, wenn 
sie mit Alaunerde durch Brennen gereinigt sei. Auch in der Farbe nähert 
sich Electrum mehr dem Silber als dem Golde, es war härter, leichter 
und lichter als dieses. Man schätzte das Electrum natürlich darum sehr 
hoch, weil aus ihm sowohl das Gold als das Silber, von denen das erstere 
sehr selten in vollkommen reinem Zustande erscheint, zu gewinnen war, 
auch weil Electrum bei der grossen Weichheit des reinen Goldes zu allen 
Arten der Verarbeitung sich besser eignete als jenes. Den Rosennu, d. h. 
den Assyrern, wurden unter Thutmosis III. Wagen als Kriegsbeute abge- 
nommen, welche aus dem in Rede stehenden Materiale gearbeitet waren, 
Pyramiden und Obelisken liebte man mit demselben zu überziehen; Thür- 
Hügel an den Tempeln wurden daraus verfertigt. Die Vorliebeifür das 
Electrum gehört aber mehr der älteren Zeit an, um die Periode der 
Psammeticbe verschwindet es aus den Inschriften und erscheint blos in 
alterthümlichen traditionellen Ausdrücken, wie es jene obencitirte Bezeich- 
nung ist, die der Isis in Phylae beigelegt wird. Je leichter man späterhin 
Gold und Silber von einander zu scheiden verstehen lernte, desto seltener 
brauchte man die natürliche Mischung in Anwendung zu bringen. 
Das Silber heisst hat, d. h. das Helle, Weissglänzende, gleich äpTupoG, 
andere Zeichen dafür müssen seh und ark gelesen werden; endlich findet 
sich noch der Name ru oder rua. Es wird weiss gemalt und kommt in 
Ringen, in Ziegelform, in Stücken, Platten und Haufen von roher Form 
vor, gleich dem Golde. Vorzugsweise diente es zur Anfertigung grosser 
prachtvoller, auch mit Gold und Email geschmückter Gefässe; Thut- 
mosis III. erbeutete silberne Wagen. Beide Metalle scheinen beinahe 
wie nur Eines von verschieden vorkommender Farbe betrachtet worden 
zu sein und hatten in alter Zeit auch fast denselben Werth, ja, in dem 
goldreichen Aethiopien zog man Silber diesem Metalle vor. Silber wurde
	        
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