MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 2)

bekannt. So viel steht fest, dass durch sein bisheriges unstetes Leben, sowie seine Nei- 
gung für das verwnnschte Würfelspiel, dern er sich zngellos hingab, ein Erbtheil von 
7000 f vollstlndig aufgezehrt ward. Die Porträts diverser Ladiea und Gentlemen, die 
unbekannt bleiben wollten, durch die er sich bisher als Künstler hervorgethan hatte, 
warfen nicht ab, was er brauchte. Die Nothwendiglteit, rasch und viel zu verdienen, führte 
ihn auf das für ihn bestimmte Gebiet. 1734 erschienen die ersten politischen, auf Charles 
Fox getnünzten Caricaturen; in demselben Jahre auch schon einige von jenen großen 
Blättern, um derentwillen er heute, und zwar mit Recht, so sehr gefeiert wird. 
Leider ist bei Rowlandson's Verlegern, sofern ihre Firmen, die wie W. Tegg, 
S. W. Fores und R. Ackermann heute noch existiren, für einen Forscher wenig zu 
holen. Unter diesen Verlegern war ein großer Verehrer und Freund des Künstlers der 
Sachse Rudolph Ackermann. erst Wagenbauer, dann Fabrikant, später Leiter einer 
Zeichenschule und zuletzt Buch- und Kunstverleger, wcihlverdient um die Entwicklung 
der Lithographie in England, die schon durch Andraee aus Offenbach dahin gebracht worden 
war, bis auf Ackermann's Eingreifen aber noch wenig Forderung gefunden hatte, be- 
rhhrnt in der Londoner Gesellschaft durch die Conversazioni, die er jeden Mittwoch 
veranstaltete. Von seinen anderen Freunden waren zu nennen sein schon Eingangs er- 
wähnter Zeit- und Altersgenosse Gillray. schweigsam und in sich gekehrt, wie er, der 
Edelmann Henry William Bunbury, selbst Dilettant auf dern Gebiete der Caricstur wie 
der Kaufmann John Nixon, ferner der Weinhändler Whitefield, der Bankier Mitchell, der 
Satiriker Peter Pindar (Dr. Wollcott)j, der Maler George Moreland, vor Allem-aber seine, 
Rowlandson's selbst, sehr fruchtbaren Schüler auf dem Caricaturgebiet: Henry Wigstead 
und George Moutard Woodward. Manche von den Erßndungen seiner Genossen hat Row- 
landson selbst radirt, und jedes Blatt, das er radirte, wurde, mochte die Erfindung von 
wem immer stammen, ein echter Rowlandson. 
Lange duldete es Rowlandsnn niemals an einem Orte. Wir finden ihn zu Anfang 
der Neunziger Jahre wieder in Gesellschaft seines Freundes Mitchell in Frankreich und 
in Holland. Selbstverstandlich bereiste er auch England nach jeder Richtung. Er starb 
182.7 und ward von seinen Jugendfreunden Angelo und Bannistcr zur letzten Ruhestatte 
begleitet. 
Prachtvolle lllustrntionswerlte, wie: Dr. Syntax, Dance of Life, Dance of Death, 
Microcosm of London, zumeist in Ackermann's Verlag erschienen, hatten in den letzten 
Lebensjaliren seinen Namen in die weitesten Kreise getragen. Von den Einzelblattern, die 
er herausgegeben hatte - sie sind meist in Radirung und Tuschmanier hergestellt, hlulig 
noch mit freier Hand colorirt - behauptet eine englische Hyperbel, dass ihre Zahl ge- 
nnge , um die chinesische Mauer damit zu placatircn, und dass er zu deren Herstellung 
mehr Kupfer verbraucht hat, als die königliche Marine hltte verladen können. Wir haben 
hier in Wien eine Caricaturensammlung, die SnErlaucht des Herrn Grafen Johann Harrach. 
Sie zahlt an Rowlandson's Werken ungefähr so viel, wie auf der ersten Londoner Cari- 
caturisien-Ausstellung (1889) deren zu sehen waren. 
Die Begabung Rowlandsons als Landschafter stellt ihn George Moreland, seine 
Fähigkeit als Poriratist, namentlich was die Auffassung des weiblichen Geschlechtes 
betrifft, Thomas Gainshorough an die Seite. Mit Beiden ist er oft verwechselt worden, 
zumal da er sich gelegentlich auf die Nachahmung ihres Modus procedendi verlegt. Als 
Marinezeichner hat ihn niemand Geringerer als George Cruikshank mit dem bedeutendsten 
Marinemaler Hollands, Willem van de Velde dem Jüngeren, verglichen. Von den künstle- 
rischen Qualitaten aber ganz abgesehen, aus welchen Gründen nimmt die Werthschatzung 
Rowlandson's und nicht nur bei seinen Landsleuten in neuerer Zeit immer mehr und 
mehr zu? Das macht, weil man ihn als den iilustigsten Caricaturisten Altenglandsi er- 
kannt hat und weil in seinen Blattern das derbe, aber heitere Geschlecht, das uns Fiel- 
ding und Smollet in ihren Romanen geschildert haben, in seiner ganzen urwüchsigeu 
Kraftfülle, mit allen seinen Tugenden und Lastern leibhaftig weitetlebt. 
Litteratur - Bericht. 
Mittelalterliche Bauten Regensburg's. Photographisch aufgenommen 
von OttqAufleger, Architekt. Mit geschichtlicher Einleitung von 
Dr. G. Hager. l. Abtheil. 25 Lichtdr. Fol. München, L. Werner, 
1896. M. 20. , 
Zusammenhanglos, und vielfach von der eben herrschenden Geschmlcksrichtung 
beeinflusst, erscheinen seit mehr nls zehn Jahren Publicationen zuf dem Gebiete der 
deutschen Architektur-Geschichte, deren innere Verwandtschaft sie nllmälig zu einem 
umfangreichen kunsttopographischen Nachschlage- und Vergleichsmaterial zu vereinigen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.