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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 4)

berichten, und es ist selbstverständlich eine Aufgabe der Lehrer, ihn 
nicht in's Kraut schießen zu lassen, weil sonst durch die Unterrichts- 
anstalten dem Gewerbe nicht Kräfte erzogen, sondern entzogen würden. 
Was aber die von Bode aufgestellte These anbelangt, so werden wir auch 
da durch Vermeidung der Einseitigkeit am besten fortkommen. Unsere 
Museen sind weder archäologische Institute noch ausschließlich Magazine 
für ideensuchende Zeichner, sondern haben vden Kunstgewerben die Hilfs- 
mittel der Kunst und der Wissenschaft herbeizuschaffen, und leicht benutzbar 
zu machenm Innerhalb dieses Rahmens, mit dem Blicke auf dieses feste 
Ziel haben die Männer der Wissenschaft und der Kunst einmüthig zu 
wirken, und werden etwa auftauchende Meinungsverschiedenheiten sich 
leicht ausgleichen, nöthigenfalls durch Compromisse; die Pflege specieller 
Disciplinen bleibt ja der Privatthätigkeit der Künstler wie der Gelehrten 
unbenomrnen. 
Einen allgemeinen Tadel der gegenwärtigen Organisation der kunst- 
gewerblichen Museen fasst Bode in die Worte: nEs wird zu viel gesammelt 
und zu planlosn Das heiBt im Grunde doch wohl, dass zu viel Dinge 
gesammelt werden, die des Sammelns eigentlich nicht werth seien; Aber 
auch in solcher Beschränkung scheint uns der Satz nicht richtig. Wem 
soll die Entscheidung darüber zustehen, ob ein Gegenstand der Auf- 
bewahrung werth sei oder nicht? Was heute mit dem Fuße bei Seite ge- 
schoben wird, kann später eifrig gesucht und hoch bezahlt werden. Wir 
beklagen das Einschmelzen unermesslicher Kunstschätze in den Kriegen 
und Revolutionen, und begrüßen als unschätzbare Geschenke die neuen 
Ausgrabungen am Vesuv, ja die Kjökkenmöddinger und die Geräthe der 
Pfahlbauzeit; und wie dankbar würden wir sein, wenn Schutthaufen aus 
der wüsten Zeit des Dreißigjährigen Krieges ganze bürgerliche oder bäuer- 
liche Hauseinrichtungen für uns aufbewahrt hätten, wie die Ascheudecke 
von Pompeji und Bosco Reale! Welche Mengen von Hausrath aller Art, 
Geweben und Stickereien u. A. m. gehen täglich zu Grunde ungeachtet 
des Spüreifers der Händler, die Alterthümler bedienen! So manche eigent- 
liche (nicht die jetzt so geheißene) Hausindustrie verschwindet, weil dem 
Landbewohner die eigene Herstellung altgebräuchlicher Waare theuerer 
zu stehen kommt als die Fabrikswaare. Originelle Arten der Töpferei 
sind im Versiegen oder schon versiegt, wie die rothen Gefäße von Marburg, 
das Salzburger Weißgeschirr u. s. w. 
Haben die großen Institute, an die man oft zu ausschließlich denkt, 
Ueberlluss, so können sie ihn an kleinere abtreten oder Besonderheiten 
dafür eintauschen, die nicht mehr in den Handel kommen, aber doch 
auch in der Geschichte des Stils oder einer Technik einen Platz ver- 
dienen. Der Ehrgeiz mittlerer und kleiner Städte, nauch ein Museum zu 
besitzen", ist durchaus nicht zu tadeln, wenn auch nicht immer und 
überall mit genügendem Verständnisse gesammelt werden sollte. Jedes 
Local- oder Provinzial-Museum ist ein Sammelbecken für heimische-Er-
	        
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