bessere derselben Art zu ersetzen; und gerade, was diesen Punkt betrifft,
erzogen sich die Museen in den neuen, immer häufiger werdenden Privat-
sammlern gefährliche Mitbewerber neben den allbekannten großen Familien,
denen für Seltenheiten kein Preis zu hoch zu sein pflegt. Auf dem be-
sonders umworbenen Gebiete antiker, mittelalterlicher und neuzeitlicher
Goldschmiedearbeiten blieb als unvollkommener und doch hochwill-
kommener Ersatz die galvanoplastische Nachbildung, und wir gingen des-
halb in Wien bald von der Londoner Methode ab, Galvanoplastik von
Originalarbeiten zu sondern, weil die allmälige Herstellung von Formen-
reihen, vor Allem in kirchlichen Gefäßen und Geräthen, nur auf diesem
Wege erreichbar schien. Der Tadel blieb nicht aus. Amateurs klagten, das
Nebeneinander von echten und nachgeformten Kelchen 8m. verwirre sie,
und der Besitzer einer glänzenden Sammlung hätte am liebsten die ganze
Galvanoplastik ausgemerzt, weil sie ihm die Freude an seinen Originalen
verkümmere. Wir mussten uns damit trösten, dass ein Kunstgewerbe-
Museum zwar auch zur Freude und Belehrung der Sammler, in erster
Reihe jedoch zur Bildung der Künstler und Handwerker zu dienen habe.
Dem Oeslerr. Museum wenigstens ist durch das kaiserliche Statut vom
31. März 1863 ausdrücklich die Aufgabe vorgeschrieben, udurch Herbei-
schalfung der Hilfsmittel, welche Kunst und Wissenschaft den Kunst-
gewerben bieten, und durch Ermöglichung der leichteren Benützung der-
selben die kunstgewerbliche Thätigkeit zu fördern und vorzugsweise zur
Hebung des Geschmackes in dieser Richtung beizutragenr. An dieser
Aufgabe wurde durch die fünf Jahre später erfolgte Gründung der Kunst-
gewerbeschule selbstverständlich nichts geändert: die Anstalt gewann
damit nur neben den Sammlungen, der sorgfältig gewählten Fachbibliothek
und dem Schatze an graphischen Vorbildern, der zugleich eine Schule
der graphischen Kunstweisen bildet, sowie neben den Vorträgen und
litterarisch-artistischen Publicationen noch ein neues, unmittelbar wir-
kendes Organ, um die Production der Gegenwart zu berathen und zu
leiten. Auch der Vorschrift, dass das Museum den österreichischen In-
dustriellen Gelegenheit bieten solle, besonders ausgezeichnete Erzeugnisse
auszustellen, war man von Anfang an eingedenk, und durch die Gründung
des Wiener Kunstgewerbevereines gestalteten sich die Beziehungen zwischen
Theorie und Praxis immer lebhafter und erfreulicher, aneifernd und be-
lehrend für beide Theile.
Dass es uns stets geglückt sei, alle Klippen zu umschiEen, soll nicht
gesagt sein. Wohl jeder Sammler und jeder Sammlungsvorstand bear-
beitet ein Gebiet mit besonderer Vorliebe, und kann sich dadurch leicht
verlocken lassen, andere zu vernachlässigen oder zu unterschätzen. Aber
die Beamten eines Museums, das als Lehranstalt geschaffen und nur in
dieser Eigenschaft existenzberechtigt ist, dürfen in ihrer amtlichen Thätig-
keit keiner Privatneigung fröhnen. Mag dem Einen eine Zeit, dem Zweiten
ein Volk, dem Dritten eine Technik noch so gleichgilrig oder unsym-
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