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Annahme, dass du Paquier aus den Niederlanden stammte, dürfte, obzwar
sich für dieselbe keine urkundlichen Belege finden lassen, kaum einem
Zweifel unterliegen; dass seine Familie mit der in Frankreich weit-
verbreiteten, in einem Zweige auch herzoglichen Familie gleichen Namens
nicht identisch war, scheint das von du Paquier geführte, von dem der
französischen Familie völlig verschiedene Wappen zu beweisen, das in
blauem Felde auf einem beiderseits je eine natürliche Rose tragenden
Berg einen goldenen (?), beiderseits von je einem goldenen Stern begleiteten
Thurm und als Helmzier einen goldenen Stern aufweist (nach Original-
Siegelabdruck).
Laut zweier kurzer, im k. u. k. Hofkriegsarchive befindlicher
Protokoll-Extracte des Hofkriegsrathes ward du Paquier im Jahre 1705
unter Hinweis auf seine „unter dem General Steinaug) als Kriegs-
secretarius und Regiments-Quartiermeister mitgemaclzten etlichen Cam-
pagnen und sowohl in militärischen als ökonomischen Wissenschaften
erworbenen Kenntnisse" beim Hofkriegstath um die Bestellung zum
Hofktiegsagenten und ein Jahr später um seine Ernennung zum
Hofkriegscommissär bittlich"); in dieser EigenschafN) findet sich
du Paquier vom Jahre 1705 an in den Acten des Hofkriegsrathes häulig,
jedoch stets nur in Process- oder sonstigen geschäftlichen Angelegen-
heiten erwähnt, über seine Person lässt sich aus diesen Notizen nicht
das Mindeste entnehmen.
Es ist möglich, dass sich du Paquier noch bevor Böttchefs Versuche
zu einem glücklichen Resultate geführt hatten, bereits mit der Frage der
Erfindung des Porzellans beschäftigt habe; experimentirten doch seit
langem, namentlich aber zu Beginn des 18. Jahrhunderts, seitdem der
ungemein rege Handel mit Ostasien dem europäischen Markte chinesisches
und japanisches Porzellan in größten Mengen, aber auch zu schier
unerschwinglichen Preisen zuführte, in ganz Europa zahllose Leute an
der Entdeckung des streng gehüteten Geheimnisses der ostasiatischen
Porzellanfabricationl Du Paquier soll sich, wie die meisten seiner nMit-
erfinden bei seinen diesbezüglichen Versuchen vor allem bei den zahl-
reichen, allerdings meist sehr lückenhaften Angaben Raths erholt haben,
welche die Berichte der in Ostasien thätigen Missionare betreffs der
dortigen Porzellanindustrie enthielten.
Sicherlich hat die Nachricht von der Erfindung des europäischen
Porzellans, die ja allerorten ungemeines Interesse hervorrief, auf
du Paquier einen bedeutenden Eindruck ausgeübt, und es mag in ihm
wohl bald, namentlich aber von dem Augenblick an, als Meißen das erste
i) Steinau stand in venezianischen Diensten.
3) Die Gesuche selbst sind im Kriegsarchive nicht mehr vorhanden.
4) Die Hofkriegsagenten und -Cotnmiaaare waren nicht Agenten des Hofkriegs-
ruthes, sondern zur Vertretung ihrer Mandanten beim Hofkriegsreth und den sonstigen
Militärbehorden berechtigte Vollmachttrager einzelner Truppenkorper und Militarpersonen.