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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 6)

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streifen aneinander geheftet und nach Anbringung der Zeichnung auf der 
vorderen Fläche gleichzeitig mit der Laubsäge geschnitten. 
Früher bediente man sich hierzulande - und es geschieht heute 
zumeist noch, man ist eben etwas spröde gegen Verbesserungen - eines 
Tisches, auf welchen die zu schneidenden Furnire oder Metallplatten 
horizontal gelegt wurden, und man schnitt - wie Gürtler und Bronze- 
arbeiter - die Laubsäge von oben nach unten führend. Das bringt 
wesentliche Nachtheile mit sich. namentlich bei größeren Objecten, bei 
welchen das Auge an vielen Stellen die Zeichnung nicht mehr direct vor 
sich hat und dieselbe verkürzt sieht. Die Hand muss stets die Säge heben 
und auch vorwärts drücken, sie ermüdet daher leicht. Die Franzosen be- 
dienten sich, oder sagen wir richtiger: in Frankreich bediente man 
sich schon in früher Zeit eines sehr einfachen. aber sinnreichen Apparates, 
um den genannten Uebelständen zu begegnen, des Laubsägebockes, 
auf dem der Marqueteur im Reitsitz arbeitet. Dieser Apparat ermöglicht 
das Einzwicken der zu schneidenden Theile in verticaler Stellung, so dass 
die Zeichnung stets senkrecht vor dem Auge verbleibt und diesem ohne 
jede Verkürzung erscheint. Die Laubsäge wird nun horizontal geführt, 
die Schwere derselben gibt dem Schnitte den erforderlichen Druck nach 
abwärts und erleichtert dadurch nicht allein einen schwungvollen Schnitt, 
sondern fördert auch die Arbeit, die rascher von statten geht. Dass es 
heute bereits mancherlei maschinelle Vorrichtungen gibt, wollen wir nur 
nebenher erwähnen. Sie dienen aber zumeist der Dutzendwaare oder großen 
Arbeiten, die in der Hand nicht bewältigt werden können. 
Bei den Boulle-Arbeiten wurde der Schnitt stets senkrecht auf die 
Fläche des zu schneidenden Materiales geführt, so dass Grund und Ein- 
lage, wie schon früher erklärt, gleichmäßig ineinander passten und um- 
gewechselt werden konnten, also Schildpattgrund mit Metalleinlage und 
Metallgrund mit Einlage von Schildkrot. Soll noch anderes Materiale 
gleichzeitig mitgeschnitten werden-die Vorrichtung gestattet ein Durch- 
schneiden von vier, ja selbst von sechs Furnirstärken - so geht der 
größte Theil hiervon verloren ; deshalb empfiehlt es sich, diese Decorations- 
partien gesondert zu schneiden und einzulegen, es wäre denn, dass die 
darauf berechnete Zeichnung ein gegenseitiges Auswechseln aller gleich- 
zeitig geschnittenen Platten verschiedenen Materiales ermöglichte. Eine 
solche Zeichnung ist jedoch, wenn eine gute Wirkung erzielt werden soll, 
außerordentlich schwierig herzustellen. 
Um die Metalleinlagen elfectvoller zu gestalten, wurden dieselben 
vor dem Poliren gravirt. Wir haben diesen Vorgang, die Einlagen mit 
Gravirung zu versehen, schon bei den Holzarbeiten der ltaliener beob- 
achtet. Nur beschränkte man sich dort zumeist auf das Anbringen von 
Conturen im Innern der eingelegten Partien, während nun hier bei den 
Boulle-Arbeiten von der Gravirung der ausgedehnteste Gebrauch gemacht 
wird, in gleicher Weise, wie wir dies auch an den reichen Elfenbein-
	        
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