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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 6)

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farbigen lntarsien schnitt man nun, nachdem die Zeichnung in irgend 
' einer Weise applicirt worden war, mit der Laubsäge beide Furnirblätter 
gleichzeitig durch, und man erhielt bei diesem Vorgänge je zwei Theile, 
die ineinander gelegt werden konnten, nämlich einen dunklen Grund, 
in den die lichte Einlage und - vom zweiten Furnire, aus dem diese 
lichte Einlage herausgenommen war - einen lichten Grund, in den die 
dunkle Einlage passte. Das erstere Stück heißt das: Positiv, das zweite 
das: Negativ oder, wenn wir hierfür die betreffenden termini technici 
anwenden: das wMännchenu und das wWeibchenu. 
Dass die ausgeschnittenen Theile gegenseitig ausgewechselt werden 
können, setzt jedoch voraus, dass der Sägeschnitt senkrecht auf die Furnir- 
fläche geführt worden war, denn nur auf diese Weise entstehen Aus- 
schnitte beider Furnire, die vollkommen gleich groß, d. h. congruent 
sind. Da durch das Ausschneiden mit der Säge die Einlagen stets etwas 
kleiner werden müssen, als die dafür bestimmten Oeffnungen, und zwar 
um die Stärke des Sägescbnittes, so lässt man häufig zur Vermeidung zu 
ungleicher Fugen die Fasern der beiden benützten Furnirstücke recht- 
winkelig gegeneinander laufen. Hat man dies nicht beachtet, so bleiben 
die Fugen, welche quer gegen die Fasern gerichtet sind, offen, während 
sie sich in der Längsrichtung durch das Anquellen des Holzes beim Auf- 
leimen zumeist schließen. War der Schnitt erfolgt, so konnten nun endlich 
die zusammengehörigen Theile ineinander gefügt und dann mit Papier 
überklebt werden, um ein Herausfallen einzelner Theile zu verhindern, 
und hierauf erst furnirte man die beiden erhaltenen Blätter auf das 
Blindholz. Diese Art der Einlagearbeit hat, wie wir gesehen haben, den 
Vortheil, dass man auf einen Schnitt zwei (und wenn drei Furnire 
gleichzeitig geschnitten wurden, sogar drei) vollständige Exemplare des 
Musters erhält. Aber es erwächst daraus ein Nachtheil in künstlicher Be- 
ziehung, wenn nämlich die Zeichnung der Einlage nicht für diese Aus- 
wechslung von lichtem und dunklem Grund im Vorhinein berechnet war. 
Es ist nicht gleichgiltig, ob eine bestimmte Configuration licht auf dunklem 
Grunde oder dunkel auf lichtem Grunde steht. Während bei einer lichten 
Einlage die einzelnen Formen durch Gravirungen, also durch Anbringen 
dunkler Linien gehoben, deutlicher gemacht werden können, ist dies bei 
dunkler Einlage, wenn auch nicht ausgeschlossen, so doch sehr erschwert. 
Die Zeichnung muss demnach vor Allem klar in der Silhouette 
wirken. Auch ist zu beachten, dass die dunkle Umrisslinie, welche ent- 
steht, stets ein Plus für die dunkle und ein Minus für die lichte 
Einlage bedeutet. Das sind alles Dinge, die zu beachten sind, wenn man 
die eben beschriebene Art der Herstellung ohne Gefährdung des guten 
Geschmackes anwenden will. ln der Blüthezeit der italienischen lntarsia 
kommt sie nicht vor, sie war damals technisch auch gar nicht möglich, 
und die alten deutschen (oder auch italienischen) Arbeiten aus der 
späteren Zeit, die so hergestellt wurden, sind nicht immer mustergiltig.
	        
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