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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 7)

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innerhalb gewisser, nicht besonders stark frequentirter Districte geübt 
und in diesem Falle in der Oelfetitlichkeit nur wenig bekannt, wird 
selten völlig gleichgiltig betrachtet. Häufig wird der Wunsch wach- 
gerufen, sich durch Autopsie ein in sich abgeschlossenes Bild der Her- 
stellung und Verarbeitung mancher Materialien, wie des Porzellans, des 
Glases, der Bronze, der mannigfaltigen, in der Textilindustrie verwend- 
baren Producte u. dgl. zu verschaffen. Das Interesse für technische 
Vorgänge findet und erhält sich nicht nur bei gebildeten Laien, sondern 
auch bei manchen theoretisch unterrichteten Fachleuten, die zwar die 
einzelnen Vorgänge langer Manipulationsreihen oft vollständig genau 
kennen, gleichwohl aber selten in die Lage kommen, einen technischen 
Process intimer zu erfassen, die Folgen seiner Vor- und Nachtheile 
herauszufühlen, um auf diese Weise die Befähigung zu erlangen, in das 
lebendige Getriebe des Schaffens auch verbessernd, die Weiterentwicklung 
befördernd einzugreifen. Das lnteresse des Beschauers wendet sich 
dabei nicht nur den groß angelegten Betrieben zu, die mit einem com- 
plicirten, dem Uneingeweihten oft schwerfällig erscheinenden Apparate 
ausgestattet sind, sondern es genügen oft die mäßigen Hilfsmittel des 
Handwerkers, um einen Erzeugungsprocess zu demonstriren, der durch 
überraschend sinnreiche Vorgänge, durch das künstlerische Geschick oder 
auch durch die Virtuosität der Ausübenden anregen und erfreuen kann. 
So fesseln unsere Aufmerksamkeit, freilich auch in verschiedener Art, 
gar verschiedene Werkleute. Die bescheidenen Arbeiter in der Werk- 
statt des Nadlers, die in andauernder Gleichmäßigkeit die einzelnen zur 
Erzeugung von Näh- und Stecknadeln u. dgl. nothwendigen Handgriffe 
ausüben; ein andermal die Pfeifenarbeiter in der Glashütte, die mit be- 
wundernswerther Geschicklichkeit in ruhelosem, bedächtigem und sicherem 
Schaffen herrliche Erzeugnisse des KunstfleiBes zu Stande bringen. Hin- 
gegen kann es sehr leicht vorkommen, dass bei fabriksmäßigern Betriebe 
die gedanken- und gefühllos arbeitende Maschine den Beschaucr nur 
flüchtig zu fesseln im Stande ist. Das ewige Einerlei der in unver- 
ändertem Turnus sich wiederholenden Bewegungen der Maschine er- 
müdet uns leicht. Der Kunstliebende zumal, dem das Entstehen und 
Werden, die Vervollkommnung und Vollendung eines wahrhaft schönen 
Erzeugnisses des Gewerbefleißes lange Zeit hindurch der Beobachtung 
werth erscheinen, verweilt vielleicht nur ungern z. B. vor einem soge- 
nannten Kraftstuhl, dessen durch die Dampfmaschine in Bewegung 
gesetzter ratlinirter Mechanismus ein complicirtes Gewebe herstellt, und 
hiebei in ewig gefühlloser Hast eine große Anzahl Spulen mit Fäden 
verschiedener Farbe in bestimmter Reihenfolge automatisch in Gebrauch 
nimmt und wieder bei Seite wirft. 
Wie immer nun ein Betrieb beschaffen sein mag, so wird seine 
Besichtigung um so mehr befriedigen, je vollständiger durch Verweisung 
fertiger Erzeugnisse die Endziele der technischen Proceduren erläutert
	        
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