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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 8)

wirkung sich jedoch schon beurtheilen lässt, sind geeignet, das Gesagte 
zu illustriren. 
lm Allgemeinen ist bei diesen Arbeiten durchwegs zu bemerken, 
dass sie ganz individuell, ganz den mannigfaltig zu Tage tretenden be- 
sonderen Umständen entsprechend geschaffen sind. 
Eines schickt sich nicht für Alle. Dieser Ausspruch ist mit 
vollster Berechtigung auf die Erzeugnisse der Kunst anzuwenden. Daher 
kommt es, dass bei den uns vorgewiesenen Arbeiten Behelfe zur Geltung 
gebracht wurden, die vielleicht nur bei einem einzigen Stück, bei diesem 
aber mit größtem Vortheil verwendet werden konnten. 
So sehen wir ein Votivbild, ein Emailgemälde, dessen architekto- 
nische Umrahmung aus schwarzem Marmor, dem schönen Marrno nero 
d' Egitto, mit dunkel polychromirten Ornamenten ausgestattet ist, 
zwischen denen in Fassungen aus feuervergoldeter Bronze facettirt ge- 
schliflene böhmische Edelsteine flimmern. Mancher ästhetische Purist 
mag eine solche Combination vielleicht bedenklich Enden, doch es kommt 
bei allen solchen Dingen nicht darauf an mit welchen Mitteln, 
sondern einzig und allein nur wie sie gemacht sind. 
Weiters ist bei einer Anzahl von Platten, die als Füllungen eines 
kleinen Luxusmöbels verwendet werden sollen, eine Technik in Anv 
wendung gebracht, die sonst fast nur in der Keramik Englands mit Vor- 
liebe benützt wird: die Aetzvergoldung. Die Flusssäure und gewisse 
ihrer Verbindungen gestatten es bekanntlich, auf der Oberfläche glasiger 
Körper, also auch der Emaillen, alle Zierformen anzubringen, die mit 
Hilfe der verschiedenen Aetzverfahren auf Metallen sowohl als auch auf 
Kalkstein herzustellen sind. Tiefer oder seichter geätzte Emaillen können 
nun ganz oder theilweise vergoldet, bemalt u. s. w. werden. Die er- 
wähnten Platten mit hellen, duftig getonten Malereien weisen umrahmende 
Ornamente auf, die zum großen Theile mit zarten vergoldeten Aetzungen 
ausgestattet sind. Auf den Kanten der präcise gebildeten, geätzten 
Formen spielen haarscharfe Lichter, die im Vereine mit den wechselnden 
matten und hochpolirten Flächen des Goldes dem Gegenstande den 
Charakter der Kostbarkeit verleihen. 
Beim Verlassen der Werkstatt kommen wir nochmals an dem 
Muffelraum vorbei und sehen ein eben fertig gebranntes Gemälde aus 
der Mutfel ziehen. Der Anblick der rothgllihenden Tafel veranlasst 
einen mit der Sache nicht vertrauten Besucher zu der Frage, ob denn 
die manchmal so zarten Farben durch so große Hitze nicht zertört 
würden. Der deinonstrirte Gegenstand selbst gibt schon die beste Ant- 
wort. In weniger als einer Minute ist die bemalte Platte soweit ab- 
gekühlt, dass das im Feuer Fixirte Bild vollständig zu Tage tritt. 
Darauf hinweisend macht unser Flihrer nur die Bemerkung: Wir 
erreichen hier manchmal mit anscheinend verkehrten Mitteln den rich- 
tigen Zweck. Um unseren Malereien die Dauer zu sichern, stecken wir
	        
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