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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 8)

 
Die Abtheilungen der Werkstatt, in der die Malereien ausgeführt 
werden, einfach aber bequem ausgestattet, mit hohem Seitenlicht ver- 
sehen, bergen viel des Bemerkenswerthen. Wanddecorationen von be- 
deutender Ausdehnung, aus Platten zusammengesetzt, befinden sich 
halbvollendet auf großen Brettergestellen befestigt. Die umfangreiche 
Farbenscala der Schmelzmalerei lässt hier fast jede erwünschte Wirkung 
zu. Ueber manche schätzenswerthe Combination des Farbenauftrages, 
deren Wesen dem Beschauer einer schon fertigen Malerei nicht sofort 
erklärlich ist, gibt die im Entstehen begriffene Arbeit sehr klare Auf- 
schlüsse. Die in größtem Maßstäbe gemalten, nur mit einer Palette 
lasirender Farben auf milchweißem Grunde ausgeführten Bilder weisen 
eine Wirkung auf, die ganz unerhotft, ganz im Widerspruche mit den 
landläufigen Anschauungen, gar Nichts von dem einer Porzellanmalerei 
eigenen, oft überzarten und geleckten Aussehen zeigt. Breit behandelt 
und mit hartem Pinsel hingesetzt, erweisen sich die Formen, mit den 
flüssigsten Tinten übergangen; markig, wo es darauf ankommt, das 
Körperhafte großer Details zu steigern, duftig und zart im Helldunkel, 
doch unter allen Umständen einfach im Vortrag und ohne jegliche 
Gequältheit der Mache. Dass mit derartigen Mitteln malerische Dar- 
stellungen geringerer Ausdehnung, solche, die etwa einen Quadratmeter 
und weniger beanspruchen, auf einzelnen Platten vortheilhaft auszu- 
führen sind, ergibt sich klar, wenn wir die vorhandenen, zur intimeren 
Betrachtung bestimmten Gemälde ansehen. 
Einen ganz entgegengesetzten Charakter besitzen mehrere schon 
vollendete Tafeln eigenartiger Wirkung, deren in großen Zügen breit 
ausgeführte Malerei eine rauhe körnige Oberfläche und matte Farben 
zeigt. Unser gefälliger Führer findet keine Ursache, aus der Her- 
stellungsweise des in allen möglichen und wünschenswerthen Graden 
der Körnung rasch und sicher herzustellenden Malgrundes ein Geschäfts- 
geheimniss zu machen. Die Procedur ist einfach genug. Entsprechend 
gefärbter Glasßuss, nach Bedarf gröber oder feiner gepulvert, wird auf 
die vorher mit einem Klebemittel bestrichene Emailtafel gesiebt und in 
der MuHel gerade so lange der Schmelzhitze ausgesetzt als erforderlich 
ist, um die nebeneinander liegenden Körner unter sich und mit dem 
Emailgrunde dauerhaft zu verbinden. 
Dass alle beobachteten coloristischen Verfahren in gesteigertem 
Grade auch der Ornamentik großen Stiles zu Gute kommen ist ohne- 
weiters einleuchtend. Aber noch manche Procedur und manches Hilfs- 
mittel findet sich außerdem noch dazu dienlich, die Zierformen des 
Eisenemails so vollkommen zu gestalten, dass die decorative Schmelz- 
kunst an Reichthum und, was ungleich mehr bedeutet, an Noblesse, 
mit kostbaren Arbeiten der Goldschmiedekunst wetteifern kann. Ein- 
zelne Beispiele, die noch der Vollendung harren, deren Gesammt-
	        
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