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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 12)

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durch die Stelle der MantelHäche des Glases, in welcher das Medaillen 
eingesetzt wird, diene zur Erläuterung des eben Gesagten"). 
In der besprochenen Weise führte Mildner auch Silhouetten aus; 
nur trat hier an Stelle des rothen ein schwarzer Lacküberzug. Etwas 
anders gestaltete sich das Verfahren, wenn Mildner in den Medaillons 
bunte Porträts anbrachte, da er, nach seiner gewöhnlichen Technik 
verfahrend, das Porträt in sogenannter Hinterglas-Malerei, d. h. in 
verkehrter Reihenfolge des Farbenauftrages, mit den höchsten Lichtern 
beginnend, hätte ausführen müssen, diese Technik aber fast stets etwas 
roh und unbeholfen wirkt und außerdem ziemlich schwierig ist, deckte 
Mildner in diesem Falle den Silber- oder Goldüberzug der in der Mantel- 
fläche des Glases ausgeschliffenen Vertiefung, nachdem er ihn gravirt 
hatte, mit der Lackschicht, überzog hierauf diese auch mit Blattgoltl 
(wo keine innere Inschrift oder Darstellung nöthig war, fiel die erste 
Metalllage und der Lacküberzug selbstredend fort) und malte auf diese 
den Hintergrund abgebende Blattgoldschicht in deckenden Wasserfarben 
das Porträt, das dann durch Einsetzung des undecorirt belassenen oder 
nur rahmenartig decorirten Glasmedaillons geschützt wurde. (Dieses ver- 
hältnissmäßig einfachere Verfahren konnte Mildner bei Medaillons, die 
innen und außen Darstellungen oder lnschriften in Radirung aufweisen 
sollten, aus dem Grunde nicht zur Anwendung bringen, weil er, wenn 
er die drei Schichten, nämlich die innere Metalllage, den Lacküberzug 
und die äußere Metalllage, sämmtlich übereinander auf der ausgehöhlten 
Fläche angebracht hätte, bei Radirung der äußeren Metalllage die Lack- 
schicht an den betreffenden Stellen mit weggekratzt hätte 19). 
Die Motive der von Mildner in der geschilderten Weise in ROlll 
auf Gold, beziehungsweise Silber oder umgekehrt ausgeführten Radirungcn 
sind theils genrehafte und landschaftliche Darstellungen, Heiligenbilder 
und Porträts, theils Monogramme, lnschriften und Ornamente. Unter 
den letzteren, die sämmtlich der bescheidenen Ornarnentik des aus- 
gehenden 18. Jahrhunderts entnommen sind, wären als specielle Kenn- 
zeichen Mildnefscher Arbeiten die folgenden, nachstehend abgebildeten 
Typen hervorzuheben: goldene Vergissmeinnichtaßlüthen mit silberner 
Mitte, abwechselnd mit zwei goldenen Blättchen, kranzartig aneinander- 
19) Die puuklirten Flächen atellen die Durchschnitt: der entsprechend ausgehöhlten 
MantelHlche und des einzusetzenden Medaillons, die Schichten a a und cc (in stark ver- 
größertern Maßstabe) die Durchschnitte durch die beiden Blattgoltb, resp. Silberlagen, 
die mit x und y bezeichneren Stellen Durchschnitte durch die Radiruugen und endlich 
die Schichte bb den Durchschnitt des Lackuberzuges dar. 
19) Die Angaben über Mildner's technisches Verfahren, beziehungsweise die autori- 
tntivc Bestätigung der Resultate meiner diesbezüglichen Untersuchungen, verdanke ich 
ausnahmslos der Güte des Herrn Prof. Hans Macht in Wien, dem ich hiermit für 
dieselbe meinen ergebensten und verehrungsvollsten Dank ausspreche.
	        
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