MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 12)

513 
in ihren Anfangsstadien zu dünn herstellte, als dass sie das schwierige 
Verfahren der Zwischenvergoldung an ihnen hätte zur Anwendung bringen 
können, andererseits dieselben, eben nach orientalischen Mustern, durch- 
gehends in buntfarbiger Emailmalerei decorirte, bei welcher das Gold 
nur eine untergeordnete Rolle spielte. Wo Golddecor in Italien unter 
der Bezeichnung nGriechische Arbeite noch zur Anwendung kommt - 
meist diente derartiges Goldglas zu Reliquiarien - wird das Gold, wie 
im 14. Jahrhundert Cennini berichtetß), auf einem Grunde von pulveri- 
sirten Eierschalen aufgeklebt, mit der Nadel gravirt, hierauf einfach mit 
Wolle polirt und theilweise mit Lasurfarben bemalt: die Ueherfangung 
mit einer zweiten Glasschichte fällt fort. 
Während der Epoche der Renaissance bleibt die Technik der 
Zwischenvergoldung vollständig verloren, wie ja überhaupt die Gold- 
decoration des Glases nahezu völlig verschwindet: die venezianische Glas- 
industrie, auf dem Gipfel ihres Ruhtnes angelangt, verzichtet ja -- ab- 
gesehen von einer discreten Färbung des Glases in der Masse - nahezu 
gänzlich auf jeden farbigen Decor und sucht einzig formal zu wirken, 
nur selten und in äußerst geringem Maße ihre Erzeugnisse mit flüchtig 
aufgetragener, rasch vergänglicher Goldbemalung schruückend oder der 
Masse selbst durch Einmischung feiner Kupferspäne (Aventuringlas) 
metallischen Schimmer verleihend; die Decoration des nordischen Glases 
arbeitet lediglich in Emailfarben und verwendet das Gold nur äußerst 
spärlich, es wie jede andere Farbe äußerlich auftragend. 
Erst als zur Zeit des Aufkommens des geschliffenen Krystall- 
glases der buntfarbige Decor zurücktrat, gelangte, entsprechend der Vor- 
liebe des Barockstils für pomphafte Vergoldung, auch beim Glase der 
Golddecor wieder zu Ehren; in den meisten Fällen verfuhr man zum 
Schutze desselben gegen Abnützung in der Weise, dass man die Ver- 
goldung an vertieft geschliffenen, also der Abwetzung weniger zugäng- 
lichen Stellen anbrachte"), eine Technik, die ja bereits gleichzeitig mit 
derjenigen der nFondi d'orou der Katakomben geübt worden war, wie 
die prächtigen, in den vertieften Flächen der eingeschliffenen Zeichnung 
vergoldeten, resp. vergoldet gewesenen Glasgefäße aus den Ruinen des 
Xenodochiums des Pammachius zu Ostia, aus Trier, Straßburg und 
Podgoritza beweisen. Doch auch die Zwischen vergoldung tritt nun 
wieder in Anwendung, allerdings in einigermaßen veränderter Technik: 
das Ueberblasen einer zweiten Glasschichte wird durch ineinander- 
Stülpung zweier genau ineinander passender, den Golddecor 
zwischen ihren Wänden schützender Gläser ersetzt. 
5) Vergl. llg, ncenninil (Quellensehrifxen für Kunugeschiehte am), Clp. CLXXII. 
9) Die unter J. KunekePs Leitung stehende Gluhüue auf der Pfaueninsel bei 
Potsdam, sowie die aus ihr hervurgegnngene Zechliner Hülle hatte den Ruf, die 
besie Vergoidung geschnittenen Glases zu liefern. 
. 
34
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.