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heiten enstanden, die an bestimmten Stellen die Wirkung des Ornaruents
eEectvoll steigerten. Die Muster, die in Anwendung kamen, nannte man
in der Fabrik selbst den nleichten Dessinh. Sie sind aus Elementen der
antiken Akanthusranke, durchsetzt mit naturalistischen Pßanzenmotiven
wie Epheuranken, Weinlaub, Kornähren u. dgl. combinirt, und zwar
mit Unterordnung der modernen Motive unter die antiken, nicht nur
was die Zeichnung, sondern auch was das Relief anbelangt. Bei besonders
feinen Stücken ist manchmal auch zweierlei Gold, helleres und dunkleres,
in Anwendung gekommen. Häufig treten Unterbrechungen des Ranken-
werkes ein durch regelmäßig vertheilte, cameenartig eingesetzte Medaillons
von ovaler, runder, mandelförmiger oder achteckiger Gestalt. Dieses
Ornament läuft gewöhnlich als mehr oder minder breite Randverzierung
um das Gefäß herum, seltener ist die eigentliche Fläche damit überzogen.
Je nachdem nun dieser Decor auf verschiedenem Grunde in Anwen-
dung kommt, ist der Effect ein wesentlich anderer. Am zartesten wirkt
das Gold auf weißem Grunde. Das Gefäß sieht aus, wie von feinster
Goldschmiedearbeit umfangen.
Lebendiger wird die Wirkung durch Hinzutreten zarter Farbentöne
in Form von mehr oder minder breiten Trennungslinien. Förmlich ein
neues Genre entsteht, wenn dieser Golddecor auf dunkelblauem Grunde
erscheint. Das prächtige Cobaltblau, das hier in Anwendung kommt, gilt
als Erfindung Leithnefs. Der Effect der Goldornamente auf diesem un-
gemein satten, tiefen und dabei in eigenthümlicher Transparenz leuch-
tenden Grunde ist von unvergleichlicher Schönheit. Unsere Ausstellung hat
in diesem Genre brillante Stücke aufzuweisen; als vorzllglichstes darf eine
Schale mit Untersatz bezeichnet werden (Nr. 1444, Graf Ferdinand
Piatti), die nebst erhabenen Goldornamenten zwei kleine Inschrifttafeln
trägt, auf der Schale: nSouvenir fragileu, aufdem Untersatz: wd'une amitiä
durableu. - Das Stück trägt keine Jahresmarke. - Eine beliebte Variante
dieses Genres besteht darin, dass die Ornamente zum Theil in Gold, zum
Theil in Weiß ausgeführt erscheinen. Dieses blaue decorirte Porzellan gehört
zum Mustergiltigsten, das aus der Fabrik hervorgegangen. Es ist daher
auch in unseren Tagen am häufigsten gefälscht und noch öfter in freier
Nachbildung wiederholt worden.
Eine weitere Abart bildet der Relief-Golddecor auf verschieden- .
farbigem Grunde. Citronengelb, Rosa, Röthlichviolett, Erbsengrün,
Türkisblau, Strohgelb und Schwarzbraun sind die am häufigsten vor-
kommenden Farben. Sie sind nie grell und hart, sondern zart ab-
getönt oder satt und tief. Selten wird das betreffende Stück mit ein
und derselben Farbe ganz überzogen, gewöhnlich wird der ornamentale
Decor durch Felder mit Malereien unterbrochen, oder es haben wenigstens
die Ränder andere Farben.
Außerordentlich prächtige, wenngleich nicht immer so feine Wir-
kungen, wie bei den oben beschriebenen Stücken erreicht der Relief-