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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 5)

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heiten enstanden, die an bestimmten Stellen die Wirkung des Ornaruents 
eEectvoll steigerten. Die Muster, die in Anwendung kamen, nannte man 
in der Fabrik selbst den nleichten Dessinh. Sie sind aus Elementen der 
antiken Akanthusranke, durchsetzt mit naturalistischen Pßanzenmotiven 
wie Epheuranken, Weinlaub, Kornähren u. dgl. combinirt, und zwar 
mit Unterordnung der modernen Motive unter die antiken, nicht nur 
was die Zeichnung, sondern auch was das Relief anbelangt. Bei besonders 
feinen Stücken ist manchmal auch zweierlei Gold, helleres und dunkleres, 
in Anwendung gekommen. Häufig treten Unterbrechungen des Ranken- 
werkes ein durch regelmäßig vertheilte, cameenartig eingesetzte Medaillons 
von ovaler, runder, mandelförmiger oder achteckiger Gestalt. Dieses 
Ornament läuft gewöhnlich als mehr oder minder breite Randverzierung 
um das Gefäß herum, seltener ist die eigentliche Fläche damit überzogen. 
Je nachdem nun dieser Decor auf verschiedenem Grunde in Anwen- 
dung kommt, ist der Effect ein wesentlich anderer. Am zartesten wirkt 
das Gold auf weißem Grunde. Das Gefäß sieht aus, wie von feinster 
Goldschmiedearbeit umfangen. 
Lebendiger wird die Wirkung durch Hinzutreten zarter Farbentöne 
in Form von mehr oder minder breiten Trennungslinien. Förmlich ein 
neues Genre entsteht, wenn dieser Golddecor auf dunkelblauem Grunde 
erscheint. Das prächtige Cobaltblau, das hier in Anwendung kommt, gilt 
als Erfindung Leithnefs. Der Effect der Goldornamente auf diesem un- 
gemein satten, tiefen und dabei in eigenthümlicher Transparenz leuch- 
tenden Grunde ist von unvergleichlicher Schönheit. Unsere Ausstellung hat 
in diesem Genre brillante Stücke aufzuweisen; als vorzllglichstes darf eine 
Schale mit Untersatz bezeichnet werden (Nr. 1444, Graf Ferdinand 
Piatti), die nebst erhabenen Goldornamenten zwei kleine Inschrifttafeln 
trägt, auf der Schale: nSouvenir fragileu, aufdem Untersatz: wd'une amitiä 
durableu. - Das Stück trägt keine Jahresmarke. - Eine beliebte Variante 
dieses Genres besteht darin, dass die Ornamente zum Theil in Gold, zum 
Theil in Weiß ausgeführt erscheinen. Dieses blaue decorirte Porzellan gehört 
zum Mustergiltigsten, das aus der Fabrik hervorgegangen. Es ist daher 
auch in unseren Tagen am häufigsten gefälscht und noch öfter in freier 
Nachbildung wiederholt worden. 
Eine weitere Abart bildet der Relief-Golddecor auf verschieden- . 
farbigem Grunde. Citronengelb, Rosa, Röthlichviolett, Erbsengrün, 
Türkisblau, Strohgelb und Schwarzbraun sind die am häufigsten vor- 
kommenden Farben. Sie sind nie grell und hart, sondern zart ab- 
getönt oder satt und tief. Selten wird das betreffende Stück mit ein 
und derselben Farbe ganz überzogen, gewöhnlich wird der ornamentale 
Decor durch Felder mit Malereien unterbrochen, oder es haben wenigstens 
die Ränder andere Farben. 
Außerordentlich prächtige, wenngleich nicht immer so feine Wir- 
kungen, wie bei den oben beschriebenen Stücken erreicht der Relief-
	        
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