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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 5)

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Wir haben damit die wichtigsten Arten der beiden ersten Gruppen 
charakterisirt und gelangen zur dritten großen Gruppe, den Porzellanen 
mit Landschaftsmalereien. Diese Veduten, Städtebilder und Ansichten 
einzelner Gebäude, wurden nicht in erster Linie um ihrer Schönheit willen, 
sondern hauptsächlich wegen des Interesses oder der Erinnerung, die sich 
daran knüpft, angefertigt. Der Künstler hatte daher auch kein anderes 
Bestreben, als das Bild leidlich richtig und in der conventionellen Manier 
jener Zeit wiederzugeben. Die zu erzielende künstlerische Wirkung war vom 
Hause aus beschränkt, in bestimmte Grenzen gewiesen. Ihrer Gesamtnt- 
erscheinung nach sind daher auch diese Porzellane im Vergleich zu den in 
anderer Weise decorirten in der Regel viel bescheidener. Die peinliche 
Genauigkeit und der lobenswerthe Fleiß machen aber auch diese Stücke 
zu geschätzten Erzeugnissen der Fabrik. Auch solche Landschaften sind 
manchmal monochrom behandelt, in der Regel sind sie aber, wie es in 
der damaligen Aquarellmalerei üblich war, in leichten Lasurfarben ab- 
getönt, während dunkle, scharf geführte Linien die eigentliche Zeichnung 
bilden. Die auf diesem Gebiete thätigen Maler waren Johann Weichsel- 
baum, Karl Scheidl und Jacob Petter. Wien in weitestem Sinne 
bildet das Hauptthema. Viele von diesen Darstellungen sind heute schon 
historische Documente geworden und nehmen als solche unser erhöhtes 
Interesse in Anspruch. Der Hof der kaiserlichen Burg in Wien, die 
Schlösser Schönbrunn und Schlosshof, Ansichten aus dem Augarten, dem 
Prater, dessen Weltruf eben aus dieser Zeit stammt, sowie aus Laxen- 
burg, Veduten aus den malerisch gelegenen Ortschaften in der Umgebung 
Wiens, wie Klosterneuburg, Heiligenstadt, Dornbach, Hietzing, Mödling. 
Liesing, Kaltenleutgeben, Hacking, Mariabrunn etc., Wiener Plätze, Sraßen, 
Kirchen, Paläste und öffentliche Anstalten bilden die am häufigsten wieder- 
kehrenden Bilder, und merkwürdig berührt der meist in französischer 
Sprache beigegebene Text. Es ist kein Zweifel, dass die Wiener Fabrik 
namentlich zur Zeit des Congresses gerade mit diesen Stücken besonders 
gute Geschäfte machte. Die meisten der hiehergehörigen Stücke der 
Ausstellung entstammen den Sammlungen Karl Mayer und Simon 
v. Metaxa. 
Küntlerisch höher als die Landschaftsmalerei steht die vierte Gruppe, 
die Blumenmalerei. Die naturalistische Blumenmalerei tritt schon mit 
Ende des Rococo als Schmuck von allerlei Erzeugnissen der Kunstindustrie 
auf, sie führt durch das Empire ein bescheidenes Dasein fort und gewinnt 
erst im Laufe der Zwanziger Jahre an Umfang und Bedeutung. In der 
Wiener Porzellanfabrik ist sie jenes Genre, das sich selbst in der Ver- 
fallszeit noch auf ansehnlicher Höhe hält, und bedeutende Künstler auf- 
zuweisen hat. In den ersten zwei Decennien des Jahrhunderts tritt der 
Blumendecor noch zurück vor den anderen Verzierungsarten. Zierliche 
Blumengewinde, leichte Festons, Kränzlein aus Rosen, aus Vergissmein- 
nicht, oder aus diesen beiden Lieblingsblumen der Zeit, sind die relativ
	        
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