häufigsten Motive. Eine Ausnahme bildet eine Tasse mit einem Kranz
prächtig gernalter Sonnenblumen, die ebenfalls noch der frühen Zeit des
Blumendecors angehören dürfte, da sie die Jahresmarke von 1801 auf-
weist. Sehr beliebt waren die sogenannten vgestreutenu Rosen, die un-
regelmäßig und zusammenhanglos über das ganze Gefäß oder dessen
Rand vertheilt wurden. Der Grund ist gewöhnlich Gold, manchmal auch
weiß, dunkelbraun oder schwarz. Mit außerordentlich feinem Geschmack
wird dieser Blumenschmuck in früher Zeit schon mit ornamentalem Decor,
namentlich mit Reliefgoldverzierung in Verbindung gebracht, wie denn
überhaupt Combinationen und Vermengungen der verschiedenen Verzie-
rungsarten nicht selten sind, ja oft die vorzüglichsten und reichsten
Stücke solch' combinirlem Genre angehören.
Zum Schluss haben wir noch einiger Decorationsweisen dieser Pe-
riode zu gedenken, die eine Sonderstellung einnehmen; so der Verzierung
mit gemalten Imitationen antiker Onyx-Cameen, der Bemalung mit Chi-
noiserien in Gold auf schwarzem oder rothem Grunde, der Behandlung
einzelner Vasen oder ganzer Service in ägyptisirendem Stil oder nach
Art antiker roth- oder schwarzfiguriger Vasen, der Wedgwood-lmitationen
und endlich der Gruppe nicht sehr eEectvoller Stücke, die ganz oder
zum Theil in matten Farben bemalt sind.
Mag unter den letztgenannten Erzeugnissen auch dieses oder jenes
strengeren Anforderungen nicht vollkommen genügen, die Menge der
künstlerisch bedeutenden Leistungen der Wiener Porzellanfabrik aus
dieser Zeit ist eine imponirende, kaum übersehbare. Was wir hier be-
schrieben, ist trotz aller Mannigfaltigkeit noch lange nicht Alles. Das
große Gebiet der Biscuit-Plastik und der Prunk- und Ziergefäße blieb
unberührt, das Tafelservice wurde kaum erwähnt, von den herrlichen
Dejeuners, die eben in der Zeit des Congresses als Geschenke so beliebt
waren, konnten nur wenige Beispiele angezogen werden. Trotzdem lässt
es bereits dieser lückenhafte Ueberblick begreiflich erscheinen, dass
durch solche Arbeiten der Ruhm von vAlt-Wienu in alle Welt verbreitet
wurde, ein Ruhm, der um so höher anzuschlagen ist und dem guten
Geschmacke der Wiener ein um so glänzenderes Zeugniss ausstellt, als
er in einer Zeit erworben wurde, deren künstlerische Productionskraft
allgemein im Sinken begriffen war. (Schluss folgt.)
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Se. k. u. k. Apostol. Majestät der Kaiser haben der Bin:
des Comitäfs der Wiener-Congress-Ausstellung um Allerhöchste Be-
willigung der Allerunterthänigsten Widmung eines anlässlich dieser Aus-
stellung herauszugebenden Werkes über die Zeit des Wiener Congresses
huldreichst zu willfahren geruht.
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