zösischen Cäsarenthums, ohne Anknüpfungspunkte an die letztverflossene
Periode entstanden. Man bevorzugte kräftige, gerade Formen im Möbel-
bau, benützle als Material hauptsächlich dunkel gefärbtes Mahagoniholz
(bois d'acajou), wohl auch Ebenholz oder schwarz geheizte Hölzer, ver-
wendete in ausgiebiger Weise Bronzeornamente zur Decoration oder man
vergoldete in Holz geschnitzte Theile, um Metall zu imitiren. Bronze-
appliquen finden wir schon in früheren Stilperioden seit Ludwig XIV.,
aber sie waren mit der Form des Möbels sozusagen verwachsen, gingen
aus dem Organismus desselben harmonisch hervor. Hier nun begegnen
uns häufig Decorationsmotive, die zu dem Gegenstande, den sie schmücken
sollen, in gar keiner Beziehung stehen. Dadurch empfängt man den Ein-
druck, als wenn dieselben nicht für einen speciellen Fall hergestellt,
sondern nur an denjenigen Stellen der zumeist glatten und glänzend
polirten Holzllächen als äußerliche Zuthat aufgenagelt worden wären, die
hinsichtlich ihres Raumausmaßes sich am geeignetsten hierzu erwiesen.
Diese Arbeiten nun hatte unser Altmeister Gottfried Sem per wohl
zweifellos vor Augen, als er in seinem epochemachenden Werke, Anfang
der Fünfziger Jahre, schrieb: wlhm (dem Louis XVl.-Stil) folgte fast
lohne Uebergang der abscheulichste aller Geschmäcke, der antike
Formalismus der Kaiserzeit, über den nichts hinzugefügt zu werden
brauchte. Antike Formen, antike Decorationsmotive, aber nicht in ihrer
lebensvollen Frische aus einer inneren Nothwendigkeit entsprungen, auch
nicht geistvoll und selbständig umgestaltet wie zu den Zeiten der Re-
naissance und in den folgenden Epochen, sondern meist sehwerfällig,
verknöchert, bestimmen ihren Typus. Betrachten wir jedoch diese Ar-
beiten vom technischen Standpunkte, so müssen wir zugestehen, dass
viele derselben äußerst gewissenhaft ausgeführt sind. Wir können es uns
nicht versagen, hier darauf hinzuweisen, wie erfreulich es wäre, wenn
man in den Kreisen unserer Handwerker und Handwerksgehilfen heute
noch jene Ambition anträfe, der solche Arbeiten zu danken sind. ln jener
oft geschmähten Periode, welche dem Wiener Congress unmittelbar vor-
anging und nachfolgte, ist Vieles entstanden, das heute fast von allen
Berufenen geschätzt wird, das aber zu jener kritischen Zeit, von der
wir Eingangs sprachen, beinahe unbekannt war. Wir sagen absichtlich
wbeinaheu, denn völlig unbekannt war es nicht.
Das Oesterr. Museum kann das Verdienst in Anspruch nehmen,
durch seine Congress-Ausstelluug auch dem großen Publicum ein Mittel
zur genaueren Erkenntniss nicht nur jenes Zeitabschnitte: im Allgemeinen,
sondern hauptsächlich auch seiner künstlerischen und kunstgewerblichen
Erzeugnisse an die Hand gegeben und durch dieselbe den Gesichtskreis
Vieler, denen hierzu früher jegliche Gelegenheit fehlte, auf diesem Ge-
biete erweitert zu haben. _
Fassen wir nun die vorhandenen Arbeiten schärfer in's Auge, so
fühlen wir uns zunächst von denen angezogen, die wir nicht ohne