MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 6)

126 
In dem sogenannten Metternich-lntä rieur der Ausstellung bildet 
jener mächtige, in geschweifter Arbeit hergestellte Schreibtisch aus 
Mahagoni rnit Goldbronze-Appliquen einen der Hauptbestandtheile. Der- 
selbe kann jedoch nicht weiter der Gegenstand unserer Betrachtungen sein, da 
er einer viel früheren französischen Stil-Periode angehört. Auf der Congress- 
Ausstellung durfte er natürlich nicht fehlen, hat doch der berühmte 
Staatskanzler ihn bis zu seinem Todestage als Arbeitstisch benützt. Die 
anderen beiden Möbel des Metternichzimmers, nämlich ein kleines recht- 
eckiges Tischchen (Nr. 1860) aus Mahagoniholz , mit vier, Zarge 
und FuBbrett verbindenden Bronzesäulchen und mit Bronzebeschlägen 
decorirt, ferner ein Lehnstuhl (Nr. 1859) aus Mahagoni, mit lntarsia- _ 
Ornamenten aus lichtetn Holz und Messing und mit Goldbronze-Appli- 
quen verziert, sind wieder gediegene Arbeiten aus dem Anfange unseres 
Jahrhunderts. 
Gleichfalls Pariser Arbeit ist ein in seiner einfachen Form elegantes 
Tischchen aus Mahagoniholz (Nr. 728, Graf Franz von Thun und 
Hohenstein). Von quadratischer Grundform zeigt dasselbe abgestutzte, 
mit kleinen Bronzereliefs verzierte Ecken (Louis-Seize-Einfiuss). Die vier 
Füße sind einwärts geschwungen und werden in ihrer halben Höhe 
durch ein Stellbrettchen verspreizt, das Blatt nmzieht eine schmale durch- 
brochene Bronzegalerie. Die ursprüngliche Holzfarbe ist durch spätere 
Ueberarbeitungen verschwunden, wodurch der günstige Eindruck beein- 
trächtigt wird. ' 
Eine ganz eigene Gattung prunkvoller Möbel bilden diejenigen mit 
Perlmuttereinlagen. 
Ein in Mahagoni hergestelltes Wiegenbett (Nr. 264., Herzog von 
Sachsen-Meiningen) zeigt meisterhaft gefertigte Einlagen, deren Ornament- 
motive dem Materiale angepasst sind. Neben Holz und Perlrnutter, das 
die Flächen ziert, bildet vergoldete Bronze in reichlicher Anwendung die 
plastische Decoration. Das eigentliche Wiegenbett, das in Pendelschwin- 
gungen versetzt werden kann, hängt in einem besonderen Gestelle, dessen 
Kopfwand von einer Lyra (hinter der eine Scheibe mit Stab zur Be- 
festigung von Vorhängen angebracht ist) bekrönt wird, zu deren Seiten 
je eine Engelsgestalt kniet. lm Innern dieser Kopfwand befindet sich 
ein Musikwerk. Als Verfertiger dieser Wiege wird Johann Werner 
Henschel genannt. Wenn dies nicht etwa zufällig ein Namensvetter 
des bekannten Kasseler Bildhauers und Gussmeisters, der mehrere Jahre 
in Paris studirt und gearbeitet hat, ist, so glauben wir, dass wohl nur 
der Entwurf und die plastische Decoration dem Kasseler Meister zuzu- 
schreiben sein dürfte. 
Hieher gehört auch - obwohl eine Arbeit aus der Zeit des Direc- 
toriums - jener in dunklem Nussholze ausgeführte, mit geschnitzten (in 
Löwenpranken und in geßügelte Löwenköpfe auslaufenden) Vorderfüßen 
versehene Armlehnstuhl (Nr. 233, Graf Johann PälEy), den die Kaiserin
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.