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In dem sogenannten Metternich-lntä rieur der Ausstellung bildet
jener mächtige, in geschweifter Arbeit hergestellte Schreibtisch aus
Mahagoni rnit Goldbronze-Appliquen einen der Hauptbestandtheile. Der-
selbe kann jedoch nicht weiter der Gegenstand unserer Betrachtungen sein, da
er einer viel früheren französischen Stil-Periode angehört. Auf der Congress-
Ausstellung durfte er natürlich nicht fehlen, hat doch der berühmte
Staatskanzler ihn bis zu seinem Todestage als Arbeitstisch benützt. Die
anderen beiden Möbel des Metternichzimmers, nämlich ein kleines recht-
eckiges Tischchen (Nr. 1860) aus Mahagoniholz , mit vier, Zarge
und FuBbrett verbindenden Bronzesäulchen und mit Bronzebeschlägen
decorirt, ferner ein Lehnstuhl (Nr. 1859) aus Mahagoni, mit lntarsia- _
Ornamenten aus lichtetn Holz und Messing und mit Goldbronze-Appli-
quen verziert, sind wieder gediegene Arbeiten aus dem Anfange unseres
Jahrhunderts.
Gleichfalls Pariser Arbeit ist ein in seiner einfachen Form elegantes
Tischchen aus Mahagoniholz (Nr. 728, Graf Franz von Thun und
Hohenstein). Von quadratischer Grundform zeigt dasselbe abgestutzte,
mit kleinen Bronzereliefs verzierte Ecken (Louis-Seize-Einfiuss). Die vier
Füße sind einwärts geschwungen und werden in ihrer halben Höhe
durch ein Stellbrettchen verspreizt, das Blatt nmzieht eine schmale durch-
brochene Bronzegalerie. Die ursprüngliche Holzfarbe ist durch spätere
Ueberarbeitungen verschwunden, wodurch der günstige Eindruck beein-
trächtigt wird. '
Eine ganz eigene Gattung prunkvoller Möbel bilden diejenigen mit
Perlmuttereinlagen.
Ein in Mahagoni hergestelltes Wiegenbett (Nr. 264., Herzog von
Sachsen-Meiningen) zeigt meisterhaft gefertigte Einlagen, deren Ornament-
motive dem Materiale angepasst sind. Neben Holz und Perlrnutter, das
die Flächen ziert, bildet vergoldete Bronze in reichlicher Anwendung die
plastische Decoration. Das eigentliche Wiegenbett, das in Pendelschwin-
gungen versetzt werden kann, hängt in einem besonderen Gestelle, dessen
Kopfwand von einer Lyra (hinter der eine Scheibe mit Stab zur Be-
festigung von Vorhängen angebracht ist) bekrönt wird, zu deren Seiten
je eine Engelsgestalt kniet. lm Innern dieser Kopfwand befindet sich
ein Musikwerk. Als Verfertiger dieser Wiege wird Johann Werner
Henschel genannt. Wenn dies nicht etwa zufällig ein Namensvetter
des bekannten Kasseler Bildhauers und Gussmeisters, der mehrere Jahre
in Paris studirt und gearbeitet hat, ist, so glauben wir, dass wohl nur
der Entwurf und die plastische Decoration dem Kasseler Meister zuzu-
schreiben sein dürfte.
Hieher gehört auch - obwohl eine Arbeit aus der Zeit des Direc-
toriums - jener in dunklem Nussholze ausgeführte, mit geschnitzten (in
Löwenpranken und in geßügelte Löwenköpfe auslaufenden) Vorderfüßen
versehene Armlehnstuhl (Nr. 233, Graf Johann PälEy), den die Kaiserin