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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 6)

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Josephine als Toilettestuhl benützt hat. Die eingelegten Perlmutter- 
Ornamente, theils flach, theils reliefartig, zieren sowohl Rücken- wie 
Armlehne und ebenso die Füße und Zargen. Ist auch die Gesammtform 
des Möbels schwer und massig, so trägt doch das Einlagematerial dazu 
bei, diesen Eindruck einigermaßen zu mildern. 
Charakteristische Empire-Möbelformen, jedoch oHenbar nicht für 
Prunk-, sondern für Wohnräume geschalfen, zeigen die Sitzgarnitur 
und der zugehörige Tisch aus Mahagoni mit mäßig angebrachten Bronze- 
beschlägen (Nr. 37 und 38). Durch die geschweiften Armlehnen am 
Sopha und an den Fauteuils, welche vorne in große Voluten endigen, 
fallen diese Möbel besonders auf. Der Bezug der Sitzmöbel aus Damast, 
mit dem beliebten grünen Fond und mit gelben Ornamenten, vervoll- 
ständigt die ihrer Zeit gemäße Erscheinung der ganzen Garnitur. Der 
runde Tisch mit lichter Marmorplatte hat drei stark nach einwiirts ge- 
bogene, hörnerartige Füße, die, auf eine dreieckige Fußplatte sich stützend, 
von bronzenen Widderköpfen aufsteigen. 
Der Registraturkasten aus polirtem Mahagoni (Nr. 726, Dr. Albert 
Figdor) ist ebenfalls hier zu nennen. In seiner Gesammtform rechteckig, 
ist dieser Kasten von unten bis oben mit zwei Reihen gleicher Schub- 
laden ausgestattet und wird von zwei langgestreckten, cylindrischen Säulen 
Hankirt, deren Basen und Capitäle, ebenso wie die Verzierungen des 
Kastenfrieses, in Goldbronze hergestellt sind. Die rechte und die linke 
Schubladenreihe trennt in der Mitte des Kastens eine Lisene, hinter 
welcher ein Bascule-Verschluss liegt, mit dessen Hilfe alle Schubladen 
gleichzeitig zu versperren sind. Die Schubladen-Vorderstücke sind rnit 
goldgepresstem, rothen Saflian überzogen. 
Ob die Empire-Möbel im ngenre Jacobu aus polirtem Mahagoni, 
wie z. B. zwei Schreibkasten (Nr. 24 und 31) und ein Consol- 
tisch (Nr. 70) -- denen entschieden noch das Gepräge der Louis- 
seize-Periode anhaftet - mit blanken Messing-Kehlleisten, auch mit aus- 
gefütterten Messing-Cannelüren, dann weiters diejenigen (Nr. 707, 708, 
709 und 7x0), deren große, glatte Mabagonifiächen eine geradlinige Unter- 
theilung durch eingesetzte, gerippt-gezogene Messingstäbe erhalten und 
die unter dem Eindrucke ihrer Gesarnmterscheinnng den Beschauer schier 
zu dem Glauben verleiten könnten, er athme Luft des ersten Viertels 
unseres Jahrhunderts, also, ob diese Möbel thatsächlich aus den Werk- 
stätten des berühmten Hauses wlacobu in Paris hervorgegangen sind, wollen 
wir nicht untersuchen, es ist auch für unsere Betrachtung völlig gleich- 
giltig. Die äußere Erscheinung ist echt und charakteristisch; 
hier haben wir eine ganze Anzahl von Beispielen, sie stammen zum 
größeren Theile aus dem Besitze des Grafen Oswald Thun, an die sich 
auch heute wieder anknüpfen lässt. 
Viel ernster als die vorgenannten präsentiren sich die Möbel in dem 
Schwarzenberg-lnterieur, welches Erinnerungsstücke an den Feld- 
9.
	        
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