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k. u. k. Hoheiten Erzherzogin Marie und Erzherzog Rainer). Es besteht
aus Plateau, Kaffee- und Milchkanne mit Deckel, Zuckerdose mit Deckel
und drei Tassen mit Untertassen. Die antikisirenden Formen halten sich
im Rahmen des Gewöhnlichen, das Auszeichnende liegt im Decor. Einen
dunkelblauen Grund belebt reiche, gravirte Vergoldung, Ornamente,
Weinranken und Rosenkränzlein, letztere besonders zierlich am inneren
Rande der innen vergoldeten Tassen. Ein gut Theil des blauen Grundes
wird durch Malereien verdrängt. Den Fond der Platte nimmt eine mit
größter Zartheit ausgeführte Ansicht von Pillnitz ein. Auf den übrigen
Gefäßen sind in derselben delicaten Weise Veduten aus Dresden, das
Stadtbild und die katholische Kirche, die Morizburg und Tharand, das
Moriztnonument und die BrühPsche Terrasse gemalt. Die drei Tassen
zieren Porträte, König Friedrich August von Sachsen, seine Gemahlin
Maria Amalie Auguste und deren Tochter Marie Auguste. Die drei
vorzüglich ausgeführten Bildnisse sind Malereien von Fiorini, 1824
ausgeführt. Bemerkenswerth ist die Marke des Services: in Blau unter
der Glasur über den Kurschwertern ein Strich mit Verdickungen, was
als Scepter gedeutet werden kann. Diese Marke fehlt bei Ris-Paquot,
Chaffers und Graesse, so dass die Vermuthung nahe liegt, es sei dies eine
Ausnahmsmarke, die nur bei Stücken Anwendung fand, die im könig-
lichen Auftrage für Geschenkszwecke angefertigt wurden.
lst durch dieses Dejeuner das glasirte Geschirr feinster Gattung
repräsentirt, so vertreten mehrere Stücke eines großen Tafelaufsatzes,
ein korinthischer Rundtempel, Hero und Leander, und die Gruppe von
lldefonso die Biscuitplastik der Empirezeit (Nr. 397 und 398, Se. Maje-
stät der König von Sachsen). Der ganze Tafelaufsatz befindet sich in
der königlichen Silberkammer zu Dresden und besteht aus 237 Stücken,
von denen 58 nachträglich bemalt wurden'). Leuchter, Vasen, Postamente,
ein zweiter (dorischer) Rundtempel, zahlreiche Gruppen und Einzel-
figuren, theils Nachbildungen nach der Antike, theils freie Erfindungen,
lassen sich je nach Bedarf zu kleineren und größeren Ensembles gruppiren.
Einige Wiederholungen solcher Figuren befinden sich in der königlichen
Porzellansammlung, Schrank S9, wo sie der v-Führer- als Arbeiten, die
zumeist nach Modellen von Dietrich Jüchzer (1- 1812) und Matthäi
(T r832) angefertigt wurden, bezeichnet.
ln deutlich wahrnehmbaren Beziehungen zu Meißen steht Capo di
Monte, denn die geistige Schöpferin dieser berühmten Fabrik war eine
sächsische Prinzessin, Amalie, die Gemahlin Karl lll. von Neapel, der
1736 die erste Porzellanmanufactur auf italienischem Boden errichtete.
Um die Zeit des Wiener Congresses war hier bereits die dritte Generation
an der Arbeit und die eigentliche Blüthezeit von Capo di Monte längst
vorüber. Dennoch kann unsere Ausstellung auf ganz vorzügliche Stücke
') Nach gef. Minheilung des Hrn. Dr. Herrmann in Dresden.
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