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dieser Richtung Franz Pascha erworben, dem wir auch die einzige wissenschaftliche,
deutsch geschriebene Geschichte der islamitischen Baukunst verdanken. im Jahre 1880
wurde Franz Pascha endgiltig mit der Organisation eines ägyptischen Staatsmuseums
der arabischen Kunstalterthümer betraut, und seinem unermüdlichen Eifer gelang es, in
achtjähriger Arbeit einen imposanten Schatz von einschlägigen Denkmälern zusammen-
zubringen. Nach seinem Ausscheiden aus dem öffentlichen Dienste (1837) erfolgte in
der Entwicklung der Anstalt ein Stillstand, der nur zu deutlich zeigte, was ihr früherer
Director ihr gewesen war. Erst seit t89z erhielt das Museum einen neuen Vorstand in
dem Architekten Max Herz, dem wir die Abfassung und Publication des vorliegenden
Katalogs verdanken. Den kunstfreundliclten Leser wird es aber gewiss freuen, 'zu er-
fahren, dass auch der immer noch rüstige Franz Pascha als eifriges Mitglied des aCo-
mite's zur Conservirung der arabischen Kunst: dem Museum fortgesetzt seine Fürsorge
zuwendet. Wir mochten sogar die Zuversicht aussprechen. dass er das ihm nun zu Gebote
stehende reiche Material in einer Neubearbeitung seiner Geschichte der islamitischen
Baukunst verwerthen mochte ').
Auf den Katalog von Max Herz glauben wir aber nicht blos darum aufmerksam
machen zu sollen, weil es der erste gedruckte Katalog des ersten Museums arabischer
Kunst ist, sondern auch um seiner inneren Qualitäten willen. Der Verfasser zeigt sich
auf der vollen Hohe der kunstgeschichtlichen Forschung stehend und als gründlicher
Kenner und scharfsichtiger Beobachter des ihm anvertrauten Kunstgebietes. Ohne sich
in weitläufige Excurae zu verlieren, gibt er in zusammenfassenden Capiteln allgemeine
Gesichtspunkte sowohl für die Entwicklung des Stils als der einzelnen Techniken. Eine
Einleitung belehrt uns über die Entwicklung der islamitischen Architektur in Cairo;
steht doch alle islamitische Kunst bei ihrem vorwiegend decorativen Charakter in weit
höherem Grade als jede andere, in engstem Zusammenhang: mit der Architektur. Der
Katalog selbst ist nach Stoffen eingetheilt, und lauf: damit parallel der Aufstellung der
Gegenstand: in den Sälen des dermaligen Museums, das übrigens in absehbarer Zeit
einem ad hoc hergestellten Neubau weichen soll, Namentlich die einem jeden solchen
Capitel vorausgeschickten allgemeinen stilistisch-technisch-historischen Bemerkungen über
die Verwendung, die der betreffende Rohstoß" in der islamitischen Kunst gefunden hat,
sind der Aufmerksamkeit aller Freunde islsmitiseher Kunst zu empfehlen. Die Beschrei-
bungen der einzelnen Gegenstände sind knapp und präzise; die Datirungen tragen überall
den Stempel gründlichster wissenschaftlicher Ueberlegung. Die beigegebenen Abbildungen
in Lichtdruck bezwecken nicht eine Publication der betreffenden Gegenstände, sondern
sollen nur dazu dienen, um dem Leser des Katalogs, der die Obiecte selbst nicht vor
Augen hat, den Charakter der Haupttypen zu zeigen und dadurch das Verstlndniss der
Beschreibungen zu erleichtern, und für diesen Zweck sind sie auch sehr glücklich aus-
gewählt. Rgl.
a
Meisterwerke der Holzschneidekunst. Schon durch achtzehn Jahre ist
die rührige Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber in Leipzig bestrebt, in dem von ihr
unter obigem Titel herausgegebenen Sammelwerke die hervorragendsten Schöpfungen
der bildenden Kunst der Gegenwart in ausgezeichneten, flott behandelten Holzschnitten
den weitesten Kreisen zugänglich zu machen. Kürzlich hat eine neue Folge dieses
verdienstlichen Unternehmens begonnen, welches fortan nicht mehr in Monatslieferungen,
sondern in zwanglosen Heften erscheinen wird, deren jedes für sich abgeschlossen und
einzeln käuflich ist. Das soeben unter dem Titel nWeihnachtsmappe- ausgegebene
zweite Heft dieser neuen Folge enthält acht große, technisch vollendete Holzschnitte,
mit einer einzigen Ausnahme (Holbein's Madonna in Darmstadt) nach Gemälden mo-
derner Meister, und zwar aweihuachtsmorgena von F. Brütt, vFalstatfa von Ed.Grützner,
-Fürst BlSfhlfCkl von F. v. Lenbach (1894), -Nachtigall- von Gabriel Max, uWinter-
morgen: von L. Munthe, aTaufe- von J. P. Salinas und -Zwei Glücklichen von
J. Schmutzler. Die Holzschnitte begleitet ein erklarender Text von Aem. Fendler. Der
Preis der nWeihnachtsmappeu betragt 8 Mark.
') Während der Drucklegung dieser Anzeige (August 1896) bei Bergslräßer in
Darmstadt erschienen.
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