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zu verfolgen, wie unter der neuen Beleuchtung eine Fülle von Stellen in du homerisehen
Gedichten, die Jahrhundertelang "einer plausiblen Erklärung getrotzt haben, sich nun
mit einem Schlage erledigftitrd das Kriegstvesen jener Epdcheiein ungeahnt eigenartiges
Bild annimmt. _ ' , _ -
Nach den Resultaten der Forschungen ReicheVs präsentirt sich der homerische
Held in ganz anderen Schutzwalfen, als wir ihn uns bis jetzt vorstellten, wo er in ider
Hauptsache, den Kriegern der hellenischen Bluthezeit glich. Der eherne Panzer, der den
ganzen Kopf bedeckende Visirhelm, die ehernen Beinschienen und schließlich d_er runde
Schild sind erst die Ergebnisse einer völligen Umgestaltung des Kriegswesens, die in der
Zeit nach der Entstehung der homerischen Gedichte eintrat. Wo der Panzer in den Epen
erwlhnt wird, ist er erst auf dem Wege der lnterpolation in dieselben gekommen. Die
Hauptschutzwafe der homerischen Helden war der große gewölbte, fast die ganze Hohe
des Mannes einnehmendc Schild, den die mykenischen Kunstwerke in zwei Typen zeigen.
An einem Tragriemen um die linke Schulter getragen, mittelst desselben und einem
Spreizstabe in eigenthümlicher Weise regiert, bestimmte dieser schwere, gewöhnlich aus
einer Ochsenhaut verfertigte Schild die ganze Kampfesweise der homerischen Zeit.
Warum z. B. die Cavallerie fehlt, der Srreitwagen eine so wichtige Rolle spielt, wird
erst durch die Form des Schildes erklärt. Bemerkt sei auch noch, dass das alte Problem
der antiken Kunstgeschichte, die Erklarung und Anordnung der Bilder an dem berühmten
Schilde des Achilles durch Reiche! in Wesentlichen Zügen gefordert wird. Einen directen
Leibschutz bot nur die gürtelartige Mitre und der Zoster, dessen Hauptfunction übrigens
darin bestand, das Gewand beim Kampfe aufgeschürzt zu halten. Statt der Beinschienen
finden wir Gamaschen aus Leder oder Stoß", die keine selbstständigen Walfenstücke waren
und nur den Zweck hatten, die Schienbeine vor Verletzungen bei der Handhabung des
großen Schildes zu schützen. Als Kopfbedeckung diente nicht ein Visirhelm, sondern
eine nur den Oberkopf bedeckende kegelförmige Haube, was schon seine innere Wahr-
scheinlichkeit darin hat, dass die Helme aller zeitgenössischen Volker diese Form auf-
weisen. Für einzelne Details des homerischen Heimes, die er zum Theile in einleuchtender
Weise erklärt, hätte der Verfasser die Berufung auf nußergriechische Analogien, von
denen einzelne schlagend sind, nicht otineweiters ablehnen sollen. Ms.
i!
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Die Praxis der mechanischen Weberei, von Hermann Dornig, Weberei-Director
Mit a4 Abbild., 6 Tafeln und einer General-Tabelle. Das Handbuch ist eingestandener-
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(Verlag von Alexander Koch in Darmstadt) wurde mit Beginn dieses Jahres von dem
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vierteljährlich (im Januar, April, Juli und October) die sVereins-Mittheilungenu.
Von Januar ab erscheint (ebenfalls im Verlage von Alexander Koch in Darmstadt)
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