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Smith übergab; jedenfalls liegt der Schwerpunkt von dessen Kunst in
den Porträts, deren er nicht weniger als 280 machte. Er soll auch schon
den größeren Werth der frühen Drucke erkannt, seine Probedrucke aufge-
hoben und ganze Sätze von dem ersten Plattenzustande bis zum vollendeten
Abdruck zusammengestellt haben, was nebenbei sein Talent als rühriger
Kunsthändler und Verleger beweist. lmmer fort, und das gilt ja eigentlich
bis in's 19. Jahrhundert. finden wir dann Versuche der Schabkünstler,
ihren Blättern durch Beimischung von anderen Techniken eine größere
Kraft zu geben, aber vielleicht gerade deswegen war, trotz des Talentes
des John Faber jun. (vgl. Nr. 290), die Schabkunst in Gefahr zu ver-
Hachen, wenn ihr nicht von anderer Seite frisches, gesundes Blut wäre
zugeführt worden, nämlich von Irland.
Dort hatte der Londoner Andrew Miller im Vereine mit dem
Irländer Brook eine besondere Schule begründet, welche nicht blos auf
der grünen Insel festen Fuß fasste, sondern durch eine Reihe von Send-
boten, welche sich in London ein breiteres Feld ihrer Thätigkeit suchten,
auch die dortige Schabkunstschule zu höherem Erblühen brachte. lhr
Stern ist James Mac Ardell, dem die Natur fast geniale Begabung,
aber zu kurzes Leben geschenkt hatte, denn er starb, Sgjährig, bereits
1765. Die beiden Söhne des Herzogs von Lenox (Nr. 279) nach Van
Dyck und mehrere Blätter nach Rembrandt (Nr. 280-282, 285) bezeugen
seine Einsicht von der Unübertrefflichkeit der Schabkunst in Wiedergabe
des Helldunkels, aber nicht minder bestätigen die von ihm so fein
getonten Porträts den Ehrenplatz, welcher ihm an der Spitze der eng-
lischen Schaber vielleicht nur von Earlom streitig gemacht wird. Beson-
ders der damalige englische Kunstdirector Sir Josh. Reynolds hielt große
Stücke auf ihn und soll gesagt haben, dass sein eigener Ruhm durch
Mac Ardell's Blätter werde gewahrt sein, wenn seine Gemälde schon ver-
blichen sein werden. Mit seiner Freiheit und Kühnheit und, wo es Noth
that, wiederum ganz außerordentlichen Feinheit der Technik hätte er bei
längerem Leben gewiss die Kunst vor manchen Abirrungen der späteren
Zeit bewahrt.
Auf dem Wege, den Mac Ardell gewiesen, folgen ihm zunächst
seine irländischen Landsleute, ihrer sieben: Thom. Frye, der hochbegabte
Houston, Dixon, Murphy, Fisher, Spooner und der seinerzeit
überschätzte Capitän Baillie, welcher bekanntlich die Platte von Rem-
brandfs Hundertguldenblatt aufgestochen und schließlich zerschnitten hat.
Von jedem dieser Meister wären einzelne Blätter hervorzuheben, wie die
Damen mit Fächer, Perlenschnur, Diadem und Hermelinmantel von Frye
(Nr. 292, 293), die Gräfin von Northumberland von Houston (Nr. 29g)
mit geradezu unglaublicher Ausführung der Goldstickerei, und Fisher's
geistvolle Wiedergabe von Reynolds Bildniss des humorvollen Pfarrers
Sterne (Nr. 333). Wenn bei den zwei erstgenannten Blättern die wunderbar
gelungene Mache von Spitzen, Sammt, Seide und Goldstickerei in vollem