ÄL
leiten, der Hauptwinde und des Hirnmelegottes zeigen, ein beziehungsreicher Schmuck
für den Altar eines Naturgottes wie Mithras. Der Vortragende trat entschieden daßr
ein, dus in Carnuntum ein Museum errichtet werde, das sämmtliche dort noch beflnd-
lichen Funde vereinigen müsste. Die jetzige Zersplitterung ist auf du Lebhafteste zu
beklagen. Ein systematisch geordnetes Museum von Csrnuntum könnte höchst lehrreich
werden, da die Funde dieser Provinzstadt bei allem Mangel künstlerischer Vorzüge eine
durch die Lage des Ortes an der Peripherie der römischen Welt und verschiedensnige
Einllüsse anderer Art bestimmte Individualität zeigen.
Litteratur - Bericht.
Katechismus der Kunstgeschichte. Von Bruno Buch er. Vierte verbesserte
Auflage. Leipzig, Weber, 1895. kl. 8". 323 S. M. 4.
Leitfaden der Kunstgeschichte. Für höhere Lehranstalten und den Selbst-
unterricht. Von Wilh. Buchner. Besondere Ausgabe für Oesterreich,
bearbeitet von Weiser und Halmel. Mit 174. Abbild. im Texte und
einem Titelbilde. Essen, Baedeker, und Wien, Spielhagen St Schurich,
1894. 8". 294 S. M. 3'zo.
Es ist ein bemerkenswerthes Zusammentreßen, dass die Werke der beiden fast
gleichnamigen Autoren über den gleichen Stoff, die auch zeitlich nicht weit von ein-
ander publicirt wurden, immer wieder zusammen in neuen Auflagen erscheinen. Das
spricht gewiss für die Verwendbarkeit beider Arbeiten, welche somit das vom Referenten
seinerzeit in den wMittheilungen des Oesterr. Museums: ausgedrückte Urtheil in erfreu-
licher Weise bestltigten.
Für das erstgenannte Büchlein, welches im Sommer t88o als Nr. 87 von Weber's
illustrirten Katechismen ausgegeben wurde, hat sich in dieser Hinsicht fast inichts ge-
andert. Das Aufgeben der früher in diesem Webeäschen Verlagswerke üblichen kateche-
tischen Form des Textes mit Frage und Antwort hat sich beim praktischen Unterrichte
trefflich bewahrt. Dank der unvergleichlichen Kürze und Klarheit des Ausdrucks und
der weisen Beschrankung bei voller Beherrschung des Stoffes, welche den Autor in
allen seinen Schriften auszeichnen, wurde dieser Katechismus bald eine der beliebtesten
Grundlagen für den Unterricht in der Kunstgeschichte. Auf unsere vaterllndisclien
Kunstdenkmaler wurde in den folgenden Auflagen genügend Bedacht genommen und auch
das Kunsthandwerk ging bei Bucher selbstverständlich nicht leer aus. Wenn nicht von
gewissen Kreisen gegen einige Abbildungen antiker Plastik Bedenken erhoben wurden,
so liegt eigentlich kein Grund vor, warum das treßliehe Werk nicht dauernd als Schul-
buch anerkannt wurde. Vielleicht hat zu dieser Sachlage der Umstand beigetragen, dass
bei Bucher in Würdigung der Anschauung fur den Kunstunterricht an kleineren Schulen,
welche keinen ausgiebigen Vorrath an Vorbildern besitzen, der Text durch 276 Abbil-
dungen auf ein Minimum eingeschränkt ist, somit allerdings der ausführlichen Erklärung
durch den Lehrer bedarf; zum geistigen Festhalten der Daten für die Schüler ist der-
selbe jedoch vollständig ausreichend.
Etwas anders war das Verhältniss bei dem zweiten der oben angeführten Werke,
welches in seiner ersten Auflage vom Sommer 1878 auf 124 größeren und enger be-
druckten Seiten blos 60, nur auf Architektur bezügliche Abbildungen enthielt. Hier lag
also das Hauptgewicht von vornherein auf dem Texte und auch die folgenden Auflagen
hielten in Vermehrung von Text und Bildern ziemlich gleichen Schritt (lV. Aufl. 179 5.,
37 Abbild), so dass der ganze Stoff in der Schule in absehbarer Zeit bewältigt werden
konnte. Die sehr begründete, 189a ausgesprochene Ansicht des h. lt. k. Ministeriums für
Cultus und Unterricht, dass der durch mehrjährige Erfahrung für den praktischen Unter-
richt als sehr brauchbar erwiesene Buchner'sche Leitfaden auf die Kunst in den öster-
reichischen Llndern so gut wie keine Rücksicht genommen habe, hat nun die oben an-
gezeigte besondere Ausgabe des Büchleins für Oesterreich angeregt, welche von dem
Schulmanne Dr. Karl Weiser und dem Privatdocenten an der Universität Dr. Halmel
ausgearbeitet wurde. lm Ganzen und Großen können wir dieser gemeinsamen Leistung
Anerkennung zollen, denn nun ist die Lücke, welche bezüglich unserer heimischen
Kunst in den Büchern auslandischen Verlages standig ist, ausgefüllt. Wenn es die
beiden Autoren hiehei hatten bewenden lassen, so ware mit ihrer Arbeit unseres Er-
achtens das Bedürfniss nach einem Lehrbuche dieser Art für die höheren Mädchen-