kriegerische Chlamys und schrieb dafür als Friedenskleid das Colobium
(eine Aermel-Tunica) und unsere Paenula vor. Damit war der entscheidend:
Schritt geschehen: aus dem früheren Reisekleid war nach beiläufig 400-
jährigem Kampfe mit Toga und Pallium nunmehr das jedenfalls auch
reichverzierte Staatskleid der Beamten und besonders der Senatoren ge-
worden. Die Paenula war das officielle Friedenskleid, der militärischen
Tracht gegenüber, von der sie übrigens auch nicht ganz ausgeschlossen
war, wie ein Monument im Museum von Spalato beweist, eine Art Civil-
uniform geworden. Auch die Geistlichkeit bediente sich des Ehrenkleides,
das ia schon auf einigen Katakombenbildern und Goldgläsern nicht nur _
in immer häufigerem Gebrauch erscheint, sondern auch die Schrecken
seiner schweren Faltenlagen längst verloren hatte. An einem geschliffenen
Glase aus dem 5..lahrh. zeigt uns de Rossi nach dem vatican. Manuscript
9136, fol. 217 (R. de Fl. 1. c. p. 115), die christliche Paenula in ihrem
Typus als paenula nobilis: aus der Glockenform war ein aus zwei Deltoiden
bestehendes Kleidungsstück geworden, welches Rücken und Brust bis unter
die Knie hinab, spitz zulaufend deckte, den Vorderarm aber sehr leicht
freimachen ließ. Ein Zierstreifen lief von der Halsöffnung zur vorderen
Spitze hinab und ebenso einfach waren die Schmuckgeleise auf dem Rück-
theile, denen sich noch Borden an den unteren, gegen die Arme auf-
steigenden Säumen anschlossen, sowie gewiss auch die Halsölfnung ein-
gesäumt war. Es wird dem vergleichenden Auge nicht entgehen, dass
wir für das Wort Paenula blos Messkleid oder Casula zu sagen haben,
um den entscheidenden Schritt in der Geschichte des Messkleides zu be-
zeichnen. Die spätere sogenannte Glockencasula hat ihr Formenvorbild in
der paenula viatoria, und die sonst der Gothik zugeschriebene abgestutzte
Glockenform haben wir schon in der christlichen Antike als paenula
nobilis begrüßt.
Es ist daher auch unrichtig, von gothischen und romanischen Caseln
mit ausschließlichem Bezug auf die Glockenfnrm zu sprechen, wir haben
diese reicher und weiter gehaltenen Caseln richtig naltrömischec zu nennen.
iSchon das Wort casula, wie es sich bereits bei Gregor v. Tour, 1' 595,
und lsidor v. Sevilla, 1' 636, also jenseits und diesseits der Pyrenäen
im 6. und 7. Jahrhundert findet, beschreibt uns gleichsam die alte Form
des Messkleides. Besonders wenn wir an die paenula viatoria denken,
begreifen wir, wie man dies Kleid eine Casula, d. h. eine kleine Hütte,
nennen konnte, denn ihr Träger war wie in ein wandelndes Stoffzelt ein-
geschlossen. Diese Form der Casula gab auch der symbolischen Tendenz
einen willkommenen Anhaltspunkt, denn ein französisches Rituale aus
dem g. oder 10. Jahrhundert beschreibt uns dieselbe als ntoto unitaw,
als ganz einheitlich nsine manicasu (sic) ohne Aermel, da der Priester
eher zu segnen als zu dienen berufen ist, darum ist sein Kleid (dem
Altardiener gegenüber, der eine auf beiden Seiten offene Dalmatik trägt)
ringsum geschlossen, nicht geschlitzt, nicht offen. Der Ausdruck dieses