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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 11)

intensiv geschwärzt werden konnten, sowie auch in derartigen engen 
und niederen Räumen die an den Wänden oder sonst wo angebrachten 
Gemälde fahrlässiger Verunglimpfung leicht ausgesetzt sind. Zustände, 
wie sie Didron d. Ae. auf seiner Reise nach Griechenland vorfand, von 
denen er insbesondere in Bezug auf Megaspiläon, das in jüngerer Zeit, 
im t7. Jahrhundert gebaute, bedeutendste Kloster Griechenlands, dessen 
Räumlichkeiten zum Theil in den Felsen gehauen sind, berichtet, mögen 
auf Athos vielleicht sogar in verstärktem Maße anzutreffen gewesen sein'). 
Da wurde wohl Vieles durch Nachlässigkeit, Vieles aber auch durch 
Uebereifer in der Bekämpfung des Feindes, also in bester Absicht zer- 
stört. Beides kann umsoweniger Wunder nehmen, als sogar die Vor- 
schriften des gewiss pietätvollen Autors, der es Jedem als schwere Sünde 
angerechnet hätte, ein Bild in schädigender Weise zu behandeln, nach 
den Begriffen Einsichtiger als sehr bedenklich bezeichnet werden müssen, 
Freilich hat man sich hiebei auch vor Augen zu halten, dass nach der 
Auffassung der hagioritischen Künstlerrnönche es wohl wenig ausmachte, 
wenn z. B. bei der Reinigung und Ausbesserung eines Bildes Alles von 
dessen Erscheinung verloren ging, was an die Hand der Persönlichkeit, 
die das Kunstwerk geschaffen, erinnern konnte. Blieb doch noch der 
Urtypus; waren doch noch die heiligen Gestalten in ihren vorgeschriebenen 
Verhältnissen rnitihren "Kennzeichenu und den ihnen zukommenden Legenden 
vorhanden; und war doch auch dabei jeder Makel der äußeren Erschei- 
nung, der durch die unerbittliche Zeit oder durch menschlichen Un- 
verstand hervorgerufen wurde, wenigstens auf absehbare Zeit getilgt. 
Die durch Dionysios hauptsächlich empfohlenen Vorsichtsmaßregeln 
zur Schonung der Gemälde beziehen sich auf das Vorgehen beim Copiren 
(Durchzeichnen) der in den Kirchen befindlichen Originale. Das Sammeln 
ikonographisch richtiger Vorbilder zum Zwecke unveränderter Wiedergabe 
bildet den wichtigsten Theil der Arbeiten des angehenden Künstlers. 
Er hat sich hiebei des Bauspapieres zu bedienen, das er sich selbst zu- 
bereitet, indem er dünne Papierbogen mit Sesamöl tränkt und sie, nach- 
dem sie einen Tag im Schatten gelegen, mit Bimsstein abreibt, um die 
Oberfläche bis zu einem gewissen Grade zu entölen. Die vier Ecken 
dieses durchscheinenden Papieres werden an das Original geklebt und 
die Durchzeichnung mittelst des Pinsels und schwarzer, mit ein wenig Eiweiß 
temperirter Farbe bewerkstelligt, auch die Modellirung durch stärkeres 
und schwächeres Auftragen von Weiß (Bleiweiß) angedeutet. Der Lehrer 
lässt es nicht an der strengsten Ermahnung fehlen, das Original, sei es 
') Les tnosaiques sont enfumees, Peglise est etroite et hasse: il n'y a ni jour ni 
air dans cette grotte tenebreuse e! puante. Aussi les voyageurs aiment-ils mieux coucher 
ä l'air, ainsi que nous avons fait, et sur le pave de la cour, que sur les divans et dans 
les chambres. Les moines eux-memes, dont les yeux sont rougis et ronges par la fumee, 
Gprouvent le besoin d'aller respirer un peu d'air au dehors et de voir le soleil de temps 
en teinps. (Didron in den Annales archeoL, T. l.)
	        
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