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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 11)

nun ein Wand- oder ein Tafelgemälde, vorher mit einem sehr reinen 
Schwamme wohl zu waschen. Die Folgen der Unterlassung einer solchen 
Vorsichtsmaßregel sind in der That einleuchtend. Auch geringe Mengen 
des vorn Bauspapier abgegebenen Oeles werden von der Schmutzkruste 
des Bildes angezogen und vereinigen sich damit zu einer immer fester 
haftenden, durch nichts mehr zu entfernenden Schmiere. Durchscheinende 
Originale, bei denen die Rückseite noch nicht so sehr beschmutzt ist, um 
der Wahrnehmung der Zeichnung bei durchfallendem Lichte Eintrag zu 
thun, werden in allgemein bekannterWeise zugleich mit einem ungeölten 
Papier an die Fensterscheibe gedrückt und die Durchzeichnung hergestellt. 
Außer diesen Bausarbeiten lernen wir noch ein Abklatschverfahren kennen, 
das keineswegs harmlosen Charakters ist. Der Kunstjünger übermalt die 
Formen des Originals, vmag es auf geöltes Papier, auf ein Brett, auf 
die Mauer, oder auf was es immer ist, gemalt seine, und zwar mit Farben, 
die er mit dem ausgepressten klebrigen Safte zerquetschter großer 
Knoblauchknollen bindet, den er auch beim Vergolden anwenden lernt. 
An das überxnalte Bild wird mäßig durchfeuchtetes Papier gedrückt und 
sobald die aufgetragenen Farben genügend daran haften, wieder ab- 
gezogen. Der so erhaltene Abdruck zeigt sich selbstverständlich im 
Gegensinne. Unscheinbar und mürbe gewordene alte Gemälde sollen, 
bevor ein Abdruck davon gemacht wird, vorsichtig gewaschen gausgeflicktv 
und geßrnisst werden. Nach dem Copirprocess werden sie wieder ge- 
waschen. Alte, schmutzige Tafelbilcler auf Gypsgrund werden mit einem 
Pinsel von Schweinsborsten und mit starker Lauge abgescheuert, wobei 
auf keinmal nur immer ein kleiner Theil der Oberfläche in Behandlung 
genommen und die Procedur, sobald sie die Malerei zu gefährden scheint, 
durch Eintauchen des Bildes in eine Kufe Wasser unterbrochen wird. 
Hier ist selbstverständlich die größte Vorsicht am Platze, und der Autor 
weiß von Fällen, wo den Säuberern zum Schlusse nichts mehr in den 
Händen blieb als das nackte Brett. Bei allen Bildern, deren Heiligen- 
darstellungen noch entsprechend gut erhalten sind, soll der etwa schad- 
hafte Goldgrund ausgekratzt, frisch vergypst, vergoldet etc. werden; 
faules und wurmstichiges Holz ist mit dem unseren Tischlern wohl- 
bekannten Kitt aus Leim und Sägespänen auszubessern. 
Bevor eine Besprechung der Einzelheiten des Handbuches, soweit 
sie die Kunsttechnik berühren, versucht wird, mag es sich empfehlen, 
die Anleitungen zu den beiden angeführten Malweisen im Allgemeinen 
näher zu betrachten. 
Die Fresken schmückten Mauern und Gewölbe, die aus Hausteinen, 
aber auch aus gebrannten und ungebrannten Ziegeln hergestellt waren l). 
Starkes, wiederholtes Feuchten des Mauerwerks, außerdem bei 
solchem wvon Erde gebaute sorgfältiges Abkratzen war vor der An- 
') S. Schäfer, Handb. cup. 58.
	        
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