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heute nirgends so hoch entwickelt wie bei den Engländern. Um nur
Eines zu erwähnen, versteht es Niemand so gut wie der Engländer, die
Hintergründe zu behandeln, besonders in den Landschaften. Wir Alle
meinen, Bäume seien grün und der Himmel blau. Für die Engländer
existirt dieses Vorurtheil nicht, sie wissen, ohne im geringsten unnatür-
lich zu werden, die Farben der Bäume und des Himmels den Draperieen
etc. in den Figuren anzupassen. Nirgends ist man aber für solche EHecte
cmpfänglicher wie in Amerika. Der wunderbare Reiz einer amerikanischen
Herbstlandschaft wurde oft genug geschildert. Von dem prachtvollsten
Gelb bis zum glühendsten Purpurroth und Violet sind alle Nuancen ver-
treten. Dazwischen noch Grün, Blaugrün und Gelbgrün in ungeahnten
Comhinationen. lch behaupte, dass Amerika eine Fundgrube für Künstler
ist, und nur alte Vorurtheile es noch verhindern, dem Ungewohnten, das
einem auf Schritt und Tritt entgegen kommt, poetische Seiten abzu-
gewinnen. Wenn amerikanische Besteller Glasmalereien in den schönsten
Farben wünschen, so spricht sich hierin nicht immer nur Mangel an
feinerem Kunstverständniss aus. Die Natur hat den Amerikaner zu solcher
Farbenfreude erzogen, diese größte Künstlerin sein Auge an die brillan-
testen Farbeneffecte gewöhnt.
II.
lndem ich mich zu den europäischen Anstalten wende. möchte ich
vor Allem constatiren, dass die Ausstellung der Tiroler Glasmalerei von
keiner anderen gleichartigen Anstalt in den Schatten gestellt wurde,
vielmehr einen sehr hervorragenden Platz unter allen anderen einnahm.
Dies wurde nicht allein von der Jury, sondern überhaupt allgemein an-
erkannt. Besonderen Eliect riefen das Kolossalhild der Tirolia mit den
Wappen und der amerikanischen Flagge, das große Triplet für den Erz-
bischof von Toronto, die beiden Schilffenster für die Kathedrale von
Manchester und das Fenster: Daniel in der Löwengrube für die St. Mi-
chaelskirche in Rochester hervor.
Von österreichischen GlasmalereiÄAnstalten habe ich sonst keine
vertreten gefunden, dagegen eine ganze Anzahl aus dem Deutschen Reiche.
Hier möchte ich die Bemerkung einilechten, dass die deutschen Institute
- mit Ausnahme von Zettler 8! Mayer in München, die Vertretungen
in Amerika haben und daher theilnreise wissen, wie dieses Absatzgebiet
zu behandeln ist - ohne Rücksicht auf den amerikanischen Geschmack
ausgestellt haben. Mit anderen Worten, sie schienen vorauszusetzen, dass
der mittelalterliche und Renaissancestil, der in Deutschland gepflegt und
als Ideal der Glasmalerei angesehen wird, auch beim amerikanischen
Publicum Gefallen erregen kann. Ganz vergeblich haben sie Cabinetstücke
dieses Genres sowie viele große Figuren, decorative Fenster u. s. w. aus-
gestellt. Der Amerikaner hat nun einmal absolut keinen Sinn dafür,
etwas nold-fashioneda in seine Wohnung einzuführen. Ferner lässt es